Theater

Katja Hensel

Ins Weite schrumpfen

Weltweit schrumpfen Städte! Shrinking Cities sind zum Synonym für Verlassenheit, Abbruch, Leerstand und Vewahrlosung geworden. Robert ist Experte fürs Schrumpfen. Nicht nur für das der Städte. Die Ansprüche der Menschen an ihr Leben sind auf marktgerechte Rosinengrösse verdorrt. Das Stück ist ein Panorama heutiger Beziehungen und ihres Schrumpfpotentials, es beschreibt die Welttentfremdung verlassener Landstriche und ihrer Menschen. (Ankündigung der Münchner Kammerspiele anlässlich der Langen Nacht der Dramatiker 2007)

Mit Scharfsinn und Witz untersucht Katja Hensel das menschliche Bedürfnis nach dem Wesentlichen. Und da dieses offenbar im Überfluss nicht zu finden ist, konzentriert sich die Suche immer mehr auf das Verschwindende. Doch jede Konzentration hat ihren Preis. Denn die Anstrengung, lebenswerte Sinnstiftung in konsumorientierten Zeiten zu erhalten, treibt so manch seltsame Blüte.

"Die Frauen sind auch anders geworden, nicht mehr wie früher. Nimm die hier. Ich gebe ihr drei, vier Jahre, dann säbelt sie an meinem Stuhl. Vorn und hinten Babies um den Bauch geschnürt, wie eine Selbstmordattentäterin, fordert kreischend ihr Recht auf Gleichberechtigung. Gnadenlos, die entbinden heute auf den wackeligen Sprossen ihrer Karriereleitern und die Väter auf der Straße müssen die Bälger auffangen. Die machen uns die Hölle heiß, Robert. Da müssen wir gegenhalten."

2 D, 2 H, Verwandlungsdek

UA: 15.01.2010 · Staatstheater Kassel · Regie: Annette Hohlfeld

Aufführungsarchiv

15
Januar 2010
Katja Hensel

Ins Weite schrumpfen

Theater
UA
Regie Annett Hohlfeld
Theater Staatstheater Kassel, Kassel
12
Oktober 2010
Katja Hensel

Ins Weite schrumpfen

Theater
ÖEA
Regie Barbara Herold
Theater LINK.*, Wien
06
Februar 2015
Katja Hensel

Ins Weite schrumpfen

Theater
Regie Katja Lillih Leinenweber

Weitere Stücke

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UA Frei
Theater
Katja Hensel

Kröten

2 D, 5 H, Doppelbesetzungen möglich

Ferdinand hat einen neuen Job mit dem ist alles möglich - wenn man sich nur anstrengt: Versicherungsvertreter. Und seine Freundin Nadja hat einen Cousin, der für Geld so ziemlich alles machen würde: Paul. Momentan denkt er daran, mittels einer bei Ferdinand abgeschlossenen Versicherung, seine dubiosen Lebensumstände zu sanieren. Und was ist schon der Verlust eines Beins gegen 150 000€? Was um Himmels Willen ist schon ein Bein gegen die Aussicht auf Glück, Wohlstand und Zufriedenheit? Da ist der Paul irgendwie ganz flexibel. Auch wenn man etwas blutrünstiger zur Tat schreiten müsste. Aber da fragt er einfach seinen Bruder Rocko, ob der ihm helfen könnte. Denn der schuldet ihm ja noch so einiges. Den ganzen Oldtimer hat Paul ihm finanziert. Und da kann man ja mal beim Beinabschneiden helfen. Der Paul möchte seiner Familie schließlich auch mal etwas bieten können.

Doch komisch, so einfach ist das Spiel mit dem Geld leider nicht. Die Komponenten verschieben sich leicht und schon passt gar nichts mehr richtig zusammen. Pauls Frau Monika wird immer dünner, Nadja aus gutem Grund immer dicker, Rocko brutaler, Sohn Simon altkluger, Versicherungschef Vossler noch schmieriger und Ferdinand unangenehm abgebrüht. Fragt sich, ob Paul hier nicht doch lieber beide Beine behalten hätte, um gegebenenfalls das Weite suchen zu können.

Mit sezierender Schärfe und schwarzem Humor schreibt Katja Hensel von den Illusionen des schnellen Geldes. Wenn der Traum zur fixen Idee wird, sind die Taten schneller ausgeführt, als der Kopf sie denken kann. Und das kann oftmals eher unerfreuliche Folgen haben.

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