Theater

Alexander Widner

Nietzsche oder das deutsche Elend

Szenische Fragmente aus dem deutschen Denken

"Szenische Fragmente aus dem deutschen Denken": also spricht Nietzsche, der Philosoph mit dem Hammer, am Ende seines Lebens, nicht aber im Endstadium seiner feurigen Agitation über Das deutsche Elend. Dort setzt der österreichische Autor Alexander Widner ein, um den "Fall Nietzsche, dieses Wahnsinns-Leben, das im paralytischen Kollaps Genialisch-Teuflisches hervorbrachte", in einen "bösen, sehr heutigen Text" einzuschreiben. "Das Kunst-Stück gelingt auf faszinierende Weise - ist Dichtung und Wahrheit gleichermaßen, subjektive Sicht auf eines der kompliziertesten Kapitel deutscher Geistesgeschichte, das an verhängnisvollen Fehldeutungen seinesgleichen sucht und gerade deshalb der Neusicht bedarf." Das Wahnbild eines Geistes, explosiv, infernalisch, lebensgierig und lasziv, katalysiert in der Figur des Rebellen, die Joachim Bliese in der 1994 von Hans Gratzer und Thomas Birkmeir komponierten Uraufführung am Schauspielhaus Wien zu einer "faszinierenden schauspielerischen Glanzleistung" herausforderte. (Weimarer Tagespost)

2 D, 11 H, Verwandlungsdek

UA: 26.09.1992 · Das Schauspielhaus, Wien · Regie: Hans Gratzer

Aufführungsarchiv

17
März 2000
Alexander Widner

Nietzsche oder das deutsche Elend

Theater
Theater Halliwood Film GmbH, Berlin
05
Mai 2017
Alexander Widner

Nietzsche oder das deutsche Elend

Theater
Regie Alexander Widner
Theater klagenfurter ensemble, Klagenfurt

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Theater
Alexander Widner

Sergej

8 D, 5 H, Verwandlungsdek

Sergej ist einer wie Udo Proksch, der seit acht Jahren in der Grazer Justizanstalt Karlau einsitzt. Der "Fall Lucon" liegt am Schnittpunkt von österreichischem Wahn und deutscher Geschichte. Mit diesen Ingredienzen eskalierte der unaufhaltsame Aufstieg des "Demel-Napoleons" zur Staatskrise. "Draußen herrscht Krieg", sagt Proksch. Er fühlt sich als Kriegsgefangener und wird in der Karlau "General" genannt.
Proksch hasst das Theater und blickt auf ein Leben zurück, das Stoff für das Theater bietet. Sergej ist aber weder Dokumentartheater noch dramatisierte Biographie, sondern erzählt von einem, wie Proksch einer ist:
"Als mein Vater heimkam aus dem Krieg, habe ich aufgehört zu wachsen. Das war meine Art des Protestes gegen das Zugrundegehen von Systemen und den an sie glaubenden Menschen. Ich bin exakt so groß, wie ich bei Kriegsende war. Der Krieg muss weitergehen. Ich will wieder wachsen. Schon als Bub habe ich Krieg geführt. Damals habe ich Goldfische liquidiert. Wir müssen uns wieder das Abenteuer selbst suchen. Für Generationen war das keine Frage. Die hatten immer Kriege. Jede Generation ihren schönen eigenen. Lebensdauer ungewiss. Wir sind die erste Generation, die das ganze Leben durchstehen muss. Krieg, wir brauchen den Krieg, wie unsere Väter, unsere Heldenväter."
Luxus, Korruption, Huren und Aktienpakete sind die Waffen, mit denen der mächtige Industrieideologe Kron seine Krieg führt. "Man muss so schweinisch sein wie der Staat, um ihm beizukommen. Und dann noch schweinischer, um ihn zu überholen. Auf seinen eigenen Vehikeln. Dieses Land ist zum Speien, aber ich bleibe hier. Nicht weil ich es so liebe. Ich möchte es ausrauben. Diese Republik bringt sich fort und wurschtelt sich fort, obwohl sie kaum noch existiert. Der Pfusch der Welt. Der Weltenpfusch."

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