Theater

Nicky Silver

The Lyons

(The Lyons)

Ben Lyons liegt im Sterben, den Krebs wird er nicht mehr besiegen. Nun ist seine Familie noch einmal zusammen gekommen, um dem Patriarchen Adieu zu sagen. Aber von Abschiedsschmerz kann keine Rede sein, dem baldigen Ableben des Familienoberhaupts sieht man eher mit Gleichgültigkeit, Bitterkeit und Wut entgegen. Nach einer langen lieblosen Ehe, freut sich Rita Lyon nun darauf, die alten Möbel aus dem Haus zu werfen und es neu zu dekorieren. Sohn Curtis’ Verhältnis zum Vater ist sowieso schon lange zerüttet, er ist schwul und erfolglos und damit eine einzige Zumutung für Ben. Dass Tochter Lisas Ehe am Alkohol und an häuslicher Gewalt gescheitert ist, würde man da lieber nicht auch noch erwähnen. Aber so einfach geht Ben Lyon nicht ab. Einmal noch werden die alten Kämpfe ausgefochten, offene Rechnungen aufgemacht und Lebenslügen entlarvt - erst dann ist Ben Lyons Leben zu Ende. Doch für die anderen geht die ewige Suche nach Liebe jetzt erst richtig los.

Mit The Lyons schaffte Nicky Silver 2012 erstmals den Sprung an den Broadway.

Deutsch von Frank Heibert

3 D, 3 H

UA: 22.09.2011 · Vineyard Theatre, New York · Regie: Mark Brokaw

DSE: 20.02.2014 · Theater Phönix, Linz · Regie: Hakon Hirzenberger

Kritiken

The Village Voice

„The Lyons family seems to be the standard-issue dysfunctional middle-class Jewish-suburban family of several thousand previous Broadway and Off-Broadway dramas with comic relief, or comedies with poignant relief. ...But this is the Nicky Silver edition of such a play; the expected things happen here, but happen quite differently."

The Village Voice

„The Lyons family seems to be the standard-issue dysfunctional middle-class Jewish-suburban family of several thousand previous Broadway and Off-Broadway dramas with comic relief, or comedies with poignant relief. ...But this is the Nicky Silver edition of such a play; the expected things happen here, but happen quite differently."

Aufführungsarchiv

20
Februar 2014
Nicky Silver

The Lyons

Theater

DSE

Regie Hakon Hirzenberger
Theater Theater Phönix, Linz
05
November 2016
Nicky Silver

The Lyons

Theater

Regie Hermann Molzer

Weitere Stücke

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Theater

Nicky Silver

Fette Männer im Rock

Deutsch von Frank Heibert
2 D, 2 H, Verwandlungsdek

"Ich halte das nicht aus, der Strand ist das letzte. Ich heiße Phyllis Hogan, und ich halte es am Strand einfach nicht aus. Für mich ist das der Inbegriff von Monotonie. Bloß Sand und Wasser und Sand und Wasser. Und noch mehr Sand und noch mehr Wasser. Bäh. Und da, bitte sehr, ein vollkommen gut erhaltenes Paar Schuhe aus Krokodilleder, von Gucci, total hinüber! Ich habe nie begriffen, was an der Meeresküste dran sein soll: Sand in den Strümpfen und junge Mädchen in knappen Badeanzügen mit knackigerem Körper als man selber. Als ich ein junges Mädchen war, habe ich mich immer im Sand eingegraben. Kopf zuerst."

Mit diesen Worten beginnen dieses Stück von Nicky Silver und Phyllis´ doch recht erstaunliche Überlegungen angesichts der Tatsache, dass sie und ihr Sohn Bishop gerade einen Flugzeugabsturz überlebt haben. Die beiden waren auf dem Weg zu Howard, Filmemacher auf Motivsuche in Italien, außerdem Phyllis´ nicht sehr treuer Ehemann und Bishops Vater. Bishop ist elf Jahre alt, stottert und treibt im folgenden seine Mutter mit seiner Katharine-Hepburn-Begeisterung zur Verzweiflung.

Und doch kommen sich Mutter und Sohn in den fünf Jahren, die sie an diesem Strand verbringen müssen vor ihrer Rettung (und in denen Bishop zum menschenfressenden Monster mutiert), auch näher. Fette Männer im Rock - eine ödipale Komödie?! Wieder zu Hause bringt Bishop jedenfalls seinen Vater um, nachdem schon dessen Geliebte Pam, die sich seit ihrer Rückkehr im Schrank versteckte bzw. als das Dienstmädchen ausgab, das Leben lassen musste, damit sie nicht Phyllis´ und Bishops kleines Geheimnis ausplaudern konnte...

Wie schon in Pterodactylus ist Silvers Thema in Fette Männer im Rock wieder die moderne Familie. Und wieder räumt er ihr keine sehr guten Überlebenschancen ein.

Theater

Nicky Silver

Freier Wille - Wahre Triebe

Deutsch von Andreas Beck, Thomas McClymont
3 D, 2 H, Verwandlungsdek

Claire beginnt ihren Vorstellungsmonolog mit einem herzzerreißenden Bekenntnis: "Ich war immer schon allein. Eigentlich mein ganzes Leben lang." Grund genug, sich das reifere Alter mit jugendlichen Liebhabern zu versüßen. Der augenblickliche Favorit ist Tony, ein "opportunistischer Adonis". Wenn da nur nicht die Kinder wären: Tochter Amy, ein "welkes Blümchen", die mit so nervtötenden Problemen wie Hässlichkeit, Alkoholismus und Schwangerschaft geschlagen ist. Oder Philip, das ausgemergelte Nervenbündel, der seine intellektuelle Verlobte Vivian mit ins Haus bringt, die ihn offenbar vor der Homosexualität beschützen muss... Immerhin finden sich Tony und Vivian, Adonis und Athena - womit dann die Welt vollends aus den Fugen wäre. Ein schöner Anlass für zwei lange, schöne, ausführliche und völlig verdrehte Statements zum Thema Liebe, Leben, Sex und Crime...
Rettung findet schließlich das Geschwisterpaar in inniger Umarmung. Amy gibt dem Ausdruck: "Wir sind allein und verängstigt, und es gibt nichts, was wir dagegen tun könnten außer nicht mehr zu existieren und zu vergessen. Wir können jemand mit ins Bett nehmen und uns vormachen, dass wir ihn lieben. Oder es auch lassen. Wir können ihn fest an uns drücken, seine Haut an unserer spüren, ihn riechen und schmecken, und für ein-zwei Minuten können wir vergessen, dass wir danach wieder für immer allein sind."

Theater

Audio

Nicky Silver

Die Hackordnung

Deutsch von Frank Heibert
2 D, 3 H, 2 Dek

Amanda, eine reiche, dünne und neurotische Dichterin, ruft mitten in der Nacht aus ihrem schicken Apartment in Chelsea die Telefonseelsorge an, weil ihr Ehemann Ford, ein freischaffender Filmemacher, seit zwei Wochen nicht von einem Spaziergang zurückgekehrt ist - ein Zeitraum, der zwei Drittel ihrer Ehe und die Hälfte ihrer Bekanntschaft ausmacht. Am Telefon ist Bea, deren Vorstellung von Zuhören die ist, selbst zu reden: "Sie haben keine Ahnung, was Einsamkeit heißt, bevor Sie nicht in meiner Haut gesteckt haben, aber von Kopf bis Fuß. Da haben Sie Einsamkeit nicht mal gekostet, nicht im selben Land mit ihr gelebt."

Die zweite Szene spielt in derselben Nacht: Serge, ein sehr schönes Model, bekommt Besuch von Otto, seinem Ex-Liebhaber direkt aus der Hölle: Otto ist fett und verrückt, quasselt pausenlos und ist wütend auf alles und jeden. Er will sich mit Gewalt wieder in Serges Leben drängen. Mit einer Tüte voll Junk Food unterm Arm kommt er herein und fängt sofort an, sich voll zu stopfen. Zwischen seinen Attacken auf den hilflosen Serge nimmt er immer wieder Anrufe seiner Mutter und seiner Therapeutin entgegen. Otto ist in jeglicher Hinsicht raumfüllend - und mit jedem neuen Happen, mit jeder neuen Ablehnung stockt er seinen Selbsthass auf...

Wie es sich für eine Farce gehört, stellt sich in der letzten Szene heraus, dass die fünf Figuren des Stücks (Amandas Mann kommt schließlich nach Hause) auf ganz unerwartete Weise miteinander verknüpft sind.

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