Theater
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Thornton Wilder

Unsere kleine Stadt

Schauspiel in 3 Akten
(Our Town)

In der Kleinen Stadt, in Grovers Corner, zieht das Thema Jugend-Alter-Tod vorüber, von einem Spielleiter kommentiert, der, wie schon in einem früheren Einakter Schlafwagen Pegasus, von dem er übernommen wurde, von Zeit zu Zeit in das Geschehen eingreift. Was dieses Stück so bedeutend macht, ist nicht nur das ungewöhnlich szenische Arrangement - es wird ohne Dekorationen im Stil des japanischen Stehgreiftheaters gespielt -, sondern die Fähigkeit Wilders, in jedem Augenblick ein Gefühl großer Distanz und großer Nähe zu den Menschen und zu den Dingen, die sie bewegen, zu erzeugen. Sein Respekt für das kleine, tägliche Dasein, für seine Mühsal, aber auch für seinen stillen, unauffälligen zivilen Heroismus wird in den Geschichten der beiden Familien Gibbs und Webb offenbar, vor allem aber in der berühmten Friedhofsszene, in der die Toten auf ihren Stühlen, die ihre Gräber darstellen, sich über die Lebenden unterhalten und Emily, die soeben angekommen ist, noch einmal einen Augenblick lang auf die Erde zurückkehrt, um sich davon zu überzeugen, wie schwer es ist, ein Mensch zu sein. (Hans Sahl)

Deutsch von Hans Sahl

5 D, 14 H, St, 1 Dek

UA: 22.01.1938 · McCarter Theatre, Princeton · Regie: Jed Harris

DSE: 09.03.1939 · Schauspielhaus, Zürich

Ursendung: 22.10.1945 · NWDR · Regie: Helmut Käutner

Aufführungsarchiv

18
März 2000
Thornton Wilder

Unsere kleine Stadt

Theater
Audio
13
März 2004
Thornton Wilder

Unsere kleine Stadt

Theater
Audio
01
Oktober 2004
Thornton Wilder

Unsere kleine Stadt

Theater
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29
März 2009
Thornton Wilder

Unsere kleine Stadt

Theater
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Regie Horst Ruprecht
06
Oktober 2012
Thornton Wilder

Unsere kleine Stadt

Theater
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Regie Daniela Kranz
02
Dezember 2022
Thornton Wilder

Unsere kleine Stadt

Theater
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Regie Michael Steindl

Weitere Stücke

Alle Stücke
Theater
Thornton Wilder

Die Heiratsvermittlerin

Deutsch von Hans Sahl
7 D, 10 H, 4 Dek

Die Heiratsvermittlerin ist eine nur sehr gering abgeänderte Fassung von The Merchant of York, das ich ein Jahr später als Unsere kleine Stadt schrieb. Eine der Möglichkeiten des im neunzehnten Jahrhundert üblichen Unsinn der Inszenierung abzuschütteln, ist die, sich über ihn lustig zu machen. Diese Posse parodiert die Repertoirestücke der Schauspieltruppen, die ich als Junge im Ye Liberty Theatre in Oakland , Kalifornien, sah. Ich habe bereits deutsche Seminararbeiten gelesen, die es mit dem großen österreichischen Original, worauf es sich gründet, vergleichen. Diese angehenden Literarhistoriker sind sehr verdutzt. Da findet sich in meinem Stück das meiste der Intrige; da finden sich einige witzige Sentenzen; aber es handelt von ganz anderen Dingen. Nestroys wundervolle und bitter lachende Stücke - wie die meisten von Molière und Goldoni - handeln von dem Unheil, das Menschen in ihrem eigenen und im Leben anderer durch die verschrobenen Illusionen, die sie hegen, anrichten. Mein Stück handelt von dem Streben der Jungen (und nicht nur der Jungen) nach einem größeren, freieren Teilhaben am Leben. Man stelle sich einen österreichischen Apotheker vor, der ans Regal tritt, um aus einer Flasche abzufüllen, welche, wie er weiß, eine ätzende und scharfe Flüssigkeit enthält, die garantiert Warzen und "Wimmerln" entfernt, und man stelle sich seine Überraschung vor, wenn er entdeckt, dass die Flasche über Nacht mit sehr amerikanischem Birkenrindenbier gefüllt worden ist. (Thornton Wilder)

Theater
Thornton Wilder

Königinnen von Frankreich

Deutsch von Herberth E. Herlitschka
4 D, 2 H, 1 Dek

Im Jahre 1869 begibt sich ein Advokat in New Orleans auf die Suche nach den legitimen Nachfahren des verschollenen französischen Thronfolgers. Und er ist ausgesprochen erfolgreich bei seiner Suche. Aktuell kann er gleich vier Königinnen von Frankreich anbieten. Neu auf seiner Liste ist Mlle Cressaux, der er eröffnet, dass sie und ihre Kinder als einzige Nachkommen des Thronfolgers in Betracht kämen und die Augen der ganzen Welt auf sie gerichtet sein würden - sobald der Advokat das eine kleine Dokument, das noch fehlt, gefunden hat. Mlle Cressaux, Tochter eines armen Matrosen, ist nicht nur bass erstaunt, sondern auch kokett-erschrocken ob dieser Neuigkeit. Aber schließlich willigt sie ein, die Honoratioren zu empfangen Nur den Abgesandten der Kirche möchte sie nicht sehen, erfolgreiche Kurtisane, die sie ist.
In welch harte Konkurrenz sie sich durch die einträglichen Machenschaften des Advokaten begibt, ahnt Mlle Cressaux allerdings nicht. Auch die resolute Mme Peugeot erhebt den Anspruch auf den französischen Thron. Der Advokat hat für sie fast alle nötigen Beweise besorgt, rät ihr aber dazu, mit der Bekanntgabe ihrer wirklichen Identität noch zu warten. Statt dessen bittet er sie um Geld, angeblich, damit das Taufkleid des Königshauses erhalten werden kann.
Mlle Pointevin wiederum zieht sich schließlich aus dem Luftschloss zurück. Lieber möchte sie weiterhin Lehrerin sein, statt noch länger darauf zu warten, als "Henriette, Königin von Frankreich", anerkannt zu werden.
Als Vierte begrüßt der Advokat eine uralte Dame mit "Königliche Hoheit". Ist sie auch nur ein Opfer seiner Erfindungsgabe? Oder hat sie als einzige tatsächlich 'blaues Blut' und ist seine Komplizin?

Theater
Thornton Wilder

In den Windeln

Deutsch von Hans Sahl
2 D, 3 H, 1 Dek

Im Central Park, New York, nimmt eine kleine tiefgründige Farce ihren Lauf: Das Kindermädchen Millie vertieft sich in eine romantische Erzählung und hofft inständig, auch ihr Leben hielte einmal Liebe bereit. Vielleicht sogar durch den Wachtmeister mit den unbeholfenen poetischen Tendenzen, doch seine deutlichen Annäherungsversuche vermasselt das Baby Tony, das bei allem ein Wörtchen mitzureden hat. Sein Problem ist nur: Die Sätze lassen sich im Kopf formen, aussprechen kann er sie aber noch nicht. Das Baby Tony verzweifelt schier an der Unterforderung, zwar alles wahrnehmen, aber zu nichts Stellung beziehen zu können. Die Babysprache, derer sich Erwachsener im Umgang mit ihm bedienen, beleidigt ihn zutiefst.
Das Baby Moe ist da besser dran, denn seine Mutter hat entdeckt, dass Baby Moe sich am schnellsten beruhigt, wenn man ihm das ABC, das Einmaleins, Straßennamen oder ähnliches vorsagt. Aber auch Moe denkt, dass die Erwachsenen mit ihrem ständigen "mein kleiner Dummer" etc. über ihn lachen. Seine Mutter hält das Zusammenleben mit einem Baby eh für Krieg. Als das Kindermädchen Millie auch noch lautstark eine Hasstirade auf Babies und darauf, wieviel Raum sie beanspruchen, hält, beschließt Moe dorthin zu gehen, wo "die Leute auf einen treten" - also ins Grab. Aber auch das Sterben hat ein Baby nicht selbst in der Hand. Tony bemüht sich darum, Moe wiederaufzubauen: Irgendwann werden sie schon erwachsen werden.
Der Wachtmeister fasst das Dilemma schließlich zusammen: Babies benehmen sich wie Erwachsene und Erwachsene wie Babies. Das große Missverständnis zwischen ihnen ist jedenfalls nicht zu klären. Die Aufgabe kann nur sein, es möglichst unbeschadet zu überstehen.

Thornton Wilder

Liebe - und wie man sie heilt

Deutsch von Herberth E. Herlitschka
2 D, 2 H, 1 Dek

Ein heiteres Lehrstück für die Ungleichzeitigkeit der Liebe: Die alternde Soubrette Rowena und ihre Nichte Linda, eine junge Tänzerin, warten auf den Beginn der Probe. Womöglich wurde sie abgesagt, aber weil man es nicht genau weiß und weil es der erste Probentag im Neuengagement ist, harren die beiden Frauen auf der leeren Bühne aus. Zusammen mit dem Komiker Joey richten sie sich kurzerhand häuslich ein, braten Heringe und beratschlagen, wie Linda den in sie verliebten Studenten loswerden kann. Arthur, eben dieser Student, ist fanatisch in seiner Liebe zu Linda, und sie fühlt sich von ihm bedroht - wohl nicht ganz zu Unrecht, denn Arthur hat geäußert, man müsse ihre "seelenlose Schönheit" erschießen. Joey nimmt ihre Angst ernst, zu oft hat er schon in der Zeitung von Liebesgeschichten gelesen, die tödlich enden, weil einer der Partner endlich einmal beachtet werden möchte. Er verknüpft den Bericht darüber mit den Erinnerungen an seine verstorbene Frau, die er selbst lange Zeit nicht beachtet hat und die sich darob tief gegrämt hat.
Arthur kommt - und tatsächlich ist er bewaffnet. Aber nicht Linda wollte er erschießen, sondern sich selbst - vor ihren Augen, um ihr das ganze Ausmaß ihrer Zurückweisung vorzuführen. Er lässt es, nachdem er Joeys Geschichte gehört hat, und geht. Der Kreis schließt sich: Linda, die Arthur mit herablassender Arroganz behandelt hat, offenbart, dass sie in einen Mann verliebt ist, der wiederum sie nicht beachtet...

Thornton Wilder

Schlafwagen Pegasus

Deutsch von Herberth E. Herlitschka
9 D, 12 H, 1 Dek

Thornton Wilder, der Meister des epischen Theaters Nordamerikas und Erschaffer eines modernen christlichen Welttheaters, zeichnet in nur einem Akt das Bild des menschlichen Daseins, dessen zwei Zentrifugalkräfte nicht mehr und nicht weniger sind als: Leben und Sterben. Der Zwischenraum muss gefüllt werden, aber leicht ist das für den Menschen nicht.
Ein Spielleiter markiert einen Schlafwagen und teilt den Schauspielern die Rollen zu: einer ist der Schaffner, ein anderer ein Geschäftsmann, zwei spielen ein Ehepaar, eine ist die Geistesgestörte. Dort, wo jemand fehlt, springt der Spielleiter selbst ein. Die Gedanken und Gespräche der Figuren werden laut. Eine kleine Sinfonie menschlicher Befindlichkeiten entsteht, bis sich der Fokus schließlich auf die Ehefrau richtet. Sie ist es, die in dieser Nacht im Schlafwagen einem Herzversagen erliegt.
Ein Oratorium hebt an: Der Spielleiter beginnt im Detail - ein Feld, ein Landstreicher, das Städtchen Parkersburg/ Ohio, ein Weichensteller -, um die Kreise immer größer zu ziehen. Die Schauspieler verkörpern die Stunden und Planeten und als solche Philosophen wie Plato oder Epiktet. Ihre Stimmen formt der Spielleiter zu einem Konzert: dem Klang der Erde. Und in diesem Klang erscheinen die Erzengel, um Harriet, die Gestorbene, zu begleiten. Sie ist noch nicht bereit, fühlt sich schuldig, weil sie nichts geleistet hat. Sie glaubt nicht an Vergebung. Die Erzengel nehmen sie dennoch mit gen Himmel, und das Spiel kehrt zur Realität zurück: Der Schlafwagen Pegasus hat sein Ziel erreicht, das Leben geht weiter.

Theater
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Thornton Wilder

Wir sind noch einmal davongekommen

Deutsch von Hans Sahl
5 D, 14 H, 2 Dek

Mit seinem Stück Wir sind noch einmal davongekommen hat Thornton Wilder ein modernes Welttheater geschaffen. Es gehört zu den großen dramatischen Werken dieses Jahrhunderts.
"Sein Thema - die Darstellung der geistigen und vitalen Kräfte, die dem Menschen nach allen Katastrophen wieder den Mut zum Leben geben - hat nichts von seiner Aktualität verloren, seit das Stück sich nach dem letzten Weltkrieg die Bühnen der Welt eroberte. Wilders Held, Mr. George Antrobus, ist zum Sinnbild des Mannes geworden, der trotz aller inneren und äußeren Gefahren und Versuchungen nie den Glauben an die Menschheit verliert. Dasselbe gilt für Mrs. Antrobus, die zum Idealbild der sorgenden Mutter wurde. Auch in Henry, dem sich stets gegen die Ordnung der Welt empörenden Kains-Typ, und in Sabina, der Verkörperung aller weiblichen Verführungskünste, hat der Dichter Figuren geschaffen, die - in der Sprache der Psychologen - als Arche-Typen der Menschheit gelten können." (Kölner Stadt-Anzeiger)
Dreimal gerät die menschliche Ur- und Normal-Familie in äußerste Bedrängnis: Im ersten Akt durch den Einbruch der Eiszeit, im zweiten durch die Sintflut, im dritten durch den Weltkrieg. Aber Mr. und Mrs. Antrobus und ihre die Menschheit umfassende Familie tauchen aus allen Trümmern wieder auf, bauen neu und sind wieder einmal davongekommen. Thornton Wilders Schauspiel mit dem beziehungsreichen Titel ist ein mutiges Stück. Der Dichter glaubt an die Lebenskraft der Menschheit trotz der schauerlichen "Wiederkehr des Gleichen". Das Stück hat keinen Schluss, das Spiel geht weiter.

Theater
Thornton Wilder

Wir sind noch einmal davongekommen

Deutsch von Barbara Christ
5 D, 14 H, 2

Mit seinem Stück Wir sind noch einmal davongekommen hat Thornton Wilder ein modernes Welttheater geschaffen. Es gehört zu den großen dramatischen Werken dieses Jahrhunderts.
"Sein Thema - die Darstellung der geistigen und vitalen Kräfte, die dem Menschen nach allen Katastrophen wieder den Mut zum Leben geben - hat nichts von seiner Aktualität verloren, seit das Stück sich nach dem letzten Weltkrieg die Bühnen der Welt eroberte. Wilders Held, Mr. George Antrobus, ist zum Sinnbild des Mannes geworden, der trotz aller inneren und äußeren Gefahren und Versuchungen nie den Glauben an die Menschheit verliert. Dasselbe gilt für Mrs. Antrobus, die zum Idealbild der sorgenden Mutter wurde. Auch in Henry, dem sich stets gegen die Ordnung der Welt empörenden Kains-Typ, und in Sabina, der Verkörperung aller weiblichen Verführungskünste, hat der Dichter Figuren geschaffen, die - in der Sprache der Psychologen - als Arche-Typen der Menschheit gelten können." (Kölner Stadt-Anzeiger)
Dreimal gerät die menschliche Ur- und Normal-Familie in äußerste Bedrängnis: Im ersten Akt durch den Einbruch der Eiszeit, im zweiten durch die Sintflut, im dritten durch den Weltkrieg. Aber Mr. und Mrs. Antrobus und ihre die Menschheit umfassende Familie tauchen aus allen Trümmern wieder auf, bauen neu und sind wieder einmal davongekommen. Thornton Wilders Schauspiel mit dem beziehungsreichen Titel ist ein mutiges Stück. Der Dichter glaubt an die Lebenskraft der Menschheit trotz der schauerlichen "Wiederkehr des Gleichen". Das Stück hat keinen Schluss, das Spiel geht weiter.

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