Theater

Adam Rapp

Wintervogel

(Blackbird)

Heiligabend in einer kleinen Mietwohnung in der Canal Street in New York. Baylis und Fröschchen leben hier zusammen in Dreck und Armut, mit Drogen und Krankheit. Von ihrem Leben ist jede Schicht einer nur annähernd geordneten bürgerlichen Existenz längst abgeblättert. Baylis humpelt, er ist impotent und inkontinent und seine Rückenschmerzen erfordern einen kontinuierlichen Wiskhykonsum. Fröschchen schnupft Heroin. Sie hat gerade erfahren, dass sie an Hepatitis erkrankt ist.
In ihrer seltsam schnodderigen und doch eigenartig schönen Sprache reden die beiden miteinander, erzählen sich voneinander, erneuern redend das, was sie verbindet, und das, was sie einander sind und sein können: Eine Insel der Geborgenheit und Verlässlichkeit in einer chaotischen und feindliche Welt, durch deren Raster sie bereits gefallen sind. Wegen ihrer Krankheit kauft Baylis für Fröschchen ein Busticket und ruft ihre Mutter an, doch je mehr sie erzählt, je tiefer sie sich im Bett verkriecht, umso klarer wird, dass sie diesen Bus niemals nehmen wird.
Der verzweifelten Situation, in der sich die beiden physisch, finanziell und all ihren Lebensumständen nach befinden, begegnen sie mit Sprachwitz, Phantasie und einer niemals artikulierten, aber umso stärker spürbaren selbstlosen und großen Liebe. Der Vogel schaut durchs Fenster zu.

Deutsch von Henning Bochert

1 D, 1 H, 1 Dek

UA: Juni 2001 · Bush Theatre, London

DSE: 14.01.2005 · Württembergisches Landestheater, Esslingen · Regie: Marco Süß

Aufführungsarchiv

14
Januar 2005
Adam Rapp

Wintervogel

Theater
DSE
Regie Marco Süß
22
Februar 2008
Adam Rapp

Wintervogel

Theater
Regie Jürgen Overhoff
Theater , Kleinostheim

Weitere Stücke

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DSE Frei
Theater
Adam Rapp

Der Duft der großen weiten Welt

Deutsch von Henning Bochert
1 D, 5 H, 1 Dek

Chase und Staples, vollbärtige ungewaschene thirtysomething Sesselfurzer, sehen fern, werfen blaue und rosane Pillen ein und unterhalten sich über deren jeweiligen Vorzüge. Staples z.B hat mal unter dem Einfluß von rosanen einen Weihnachtsbaum gestohlen. Chase fängt an zu zucken. Das kommt auch von den rosanen. "Man spürt so viel bei den rosanen. So viel Gefühl."
Da kommt Lynch herein und tritt den Fernseher ein. Woraufhin sich Speed, der bis dahin reglos am Boden lag, erhebt und in eine Trommel pinkelt. Auch Staples und Chase bringt das in Bewegung. Sie rücken das Sofa um zum Eingangsüber-
wachungsmonitor-Glotzen.

Dann muß Staples mal kotzen und Chase ruft seinen Daddy an; von dem gibt's aber keinen neuen Fernseher. Um den von ihrem Nachbarn Gray zu klauen, lockt Chase ihn in die Wohnung, derweil Staples über die Feuerleiter unten einsteigt.
Gray erzählt dunkel von wichtigen Geschäften. Vor allem aber ist er einsam, da bringt er doch gerne seinen Fernseher rauf. Staples muß die Feuertreppe schnell wieder runter.

Statt TV bringt Staples Happy Meals für alle. Er und Chase spielen mit den Spielsachen und schlafen ein. Und Lynch tritt den Fernseher wieder ein. Staples erwacht, schluckt alle verbleibenden Pillen und ißt eine Tulpe auf. - Black.
Die vier Männer machen Musik, sie sind richtig gut. - Black.
Am nächsten Morgen ist Gray auch wieder da mitsamt blutigem Messer. Er will bleiben, dazu gehören. Chase steht zum ersten Mal auf, rüttelt Staples, als dessen Handy klingelt... - Aber Staples rührt sich nicht mehr.

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