Maxim Biller

Maxim Biller, geboren 1960 in Prag, lebt seit 1970 in Deutschland. Er ist Autor der Romane Esra und Die Tochter, der Erzählbände Liebe heute, Bernsteintage, Land der Väter und Verräter und Wenn ich einmal reich und tot bin, der Essaybände Die TempojahreDeutschbuch sowie des autobiographischen Bands Der gebrauchte Jude; darüber hinaus schreibt er Theaterstücke (Kanalratten) und Kolumnen. Zuletzt erschien sein Roman >Mama Odessa<.

Maxim Biller, geboren 1960 in Prag, lebt seit 1970 in Deutschland. Er ist Autor der Romane Esra und Die Tochter, der Erzählbände Liebe heute, Bernsteintage, Land der Väter und Verräter und Wenn ich einmal reich und tot bin, der Essaybände Die TempojahreDeutschbuch sowie des autobiographischen Bands Der gebrauchte Jude; darüber hinaus schreibt er Theaterstücke (Kanalratten) und Kolumnen. Zuletzt erschien sein Roman >Mama Odessa<.

UA Frei
Theater
Maxim Biller

Kanalratten

1 D, 6 H

Abendessen bei dem einflussreichen Journalisten Henning Hofman und seiner Frau Anna zu Ehren von Joe Karpeles. Der Schriftsteller und Journalist war vor 8 Jahren nach Israel ausgewandert und ist gerade wieder nach Deutschland zurückgekehrt. Unter den vielen Gästen aus der Kulturschickeria finden sich auch Herschel Girsch, der Direktor des jüdischen Museums, sowie der Ostberliner Dichterfürst Samuel Dinter. Henning Hofman, skrupellos und raffiniert, spielt gerne seine Macht als Zeitungs- und Meinungsmacher aus, er hat noch jeden „reingelegt“. Immerhin war er es, der dem KZ-Überlebenden Samuel Dinter in seiner Zeitung das öffentliche Bekenntnis abgerungen hat, einst Mitglied der Waffen-SS gewesen zu sein. Und er weiß auch, dass Herschel Girsch Exponate aus dem jüdischen Museum gestohlen hat, um sie bei Sotheby’s zu versteigern. Nur Anna liebt er von ganzem Herzen, mit ihr hätte er gerne ein Baby. Aber Anna liebt immer noch Joe Karpeles. Einst waren die beiden ein Paar und erwarteten ein Kind, das sie aber wegen des Verdachts auf eine schwere Erbkrankheit abtreiben ließen. Und so sind sie alle miteinander verstrickt in einem Netz aus inniger Liebe und ewigem Hass, abhängig von brüchig gewordenen Freundschaften und den kleinen und großen Gefälligkeiten des Kulturbetriebs. Sie verhöhnen und versöhnen sich, klagen sich an und lachen sich aus. Als Girsch schließlich von Hofman bis aufs Blut gereizt in sein Weinglas beißt und den gestohlenen Brieföffner Theodor Herzls aus der Tasche zieht, kommt es zum großen Showdown, an dessen Ende sich niemand mehr seiner Sinne oder gar seines Lebens sicher sein kann.

UA Frei
Theater
Maxim Biller

Kien

2 H

1964 in Hamburg in einem Studio des NDR auf der Rothenbaumchaussee: Der Journalist Friedrich K. Friedrich interviewt den Schriftsteller Ulrich Kien in seiner Fernsehsendung „Achtung Kultur“. Kien, ehemals Adolf Rosenstein, Anfang vierzig, bekennender Sozialist, viel besprochener und preisgekrönter Autor und Dramatiker, der 1939 aus Prag nach England emigrierte, wo er noch lebt. Friedrich K. Friedrich, ca. fünfzig Jahre alt, NDR-Moderator, der während der NS-Zeit Drehbücher für die Reichsfilm AG schrieb. Es soll ein Gespräch über das aktuelle Theaterstück und Schaffen Kiens werden.
Nach und nach entrollen sich jedoch Verstrickungen der beiden Männer während des 2. Weltkriegs. Familiengeschichten, politische Ideologien, persönliche Motive, und im Zentrum des Ganzen eine Frau, die sie beide kannten: Paula Paulson. Sie war eine der vielen Menschen, die in einem Film der Reichsfilm AG „mitspielen“ mussten und anschließend deportiert wurden. Das Fernsehinterview entwickelt sich zu einem Thriller vor und hinter den Kulissen. Faschistische Ideologien, die weiterhin im Kopf von Friedrich K. Friedrich vorherrschen, kommen auf den Tisch.
Diese Konfrontation wird für einen der beiden zum Kampf ums Überleben.

Maxim Biller macht mit Kien ein Stück Geschichte der noch jungen Bundesrepublik Deutschland erfahrbar. Das Gedankengut aus der NS-Zeit lebt noch in vielen Köpfen der deutschen Gesellschaft weiter und muss erst von nachfolgenden Generationen überschrieben werden.

Theater
Maxim Biller

Sechs Koffer

In jeder Familie gibt es Geheimnisse und Gerüchte, die von Generation zu Generation weiterleben. Manchmal geht es dabei um Leben und Tod. In seinem neuen Roman erzählt Maxim Biller von einem solchen Gerücht, dessen böse Kraft bis in die Gegenwart reicht. »Sechs Koffer« – die Geschichte einer russisch-jüdischen Familie auf der Flucht von Ost nach West, von Moskau über Prag nach Hamburg und Zürich – ist ein virtuoses literarisches Kunststück. Aus sechs Perspektiven erzählt der Roman von einem großen Verrat, einer Denunziation. Das Opfer: der Großvater des inzwischen in Berlin lebenden Erzählers, der 1960 in der Sowjetunion hingerichtet wurde. Unter Verdacht: die eigene Verwandtschaft. Was hier auf wenig Raum gelingt, sucht seinesgleichen in der deutschen Gegenwartsliteratur: eine Erzählung über sowjetische Geheimdienstakten, über das tschechische Kino der Nachkriegszeit, vergiftete Liebesbeziehungen und die Machenschaften sexsüchtiger Kultur-Apparatschiks. Zugleich ist es aber auch eine Geschichte über das Leben hier und heute, über unsere moderne, zerrissene Welt, in der fast niemand mehr dort zu Hause ist, wo er geboren wurde und aufwuchs. »Sechs Koffer« ist ein Roman von herausragendem stilistischen Können, elegantem Witz und einer bemerkenswerten Liebe zu seinen Figuren: Literatur in Höchstform – und spannend wie ein Kriminalroman.

Eine berührende Familiengeschichte – und ein virtuoser literarischer Kriminalroman von großer politischer Aktualität.

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