Theater

Olivia Wenzel

1 yottabyte leben

Glamsquad Angel sitzt in einem Hotelzimmer in München und hat Angst. Irgendjemand läuft gerade Amok. Bloß nicht raus. Wozu auch? Das Smartphone als Nabelschnur zum Rest der Welt. Social Networking, du bist nie allein, Tweet Täterbeschreibung, und immer wieder rassisitische Stereotype - abwehren - und immer flimmert das Gespräch, kurz und unverbindlich, connecten, liken, haten, treiben lassen, austauschbar, flüchtig, brutal unverbindlich und doch grenzenlos. Banales versinkt im Grundsätzlichen, Klarheit verwischt. Haltung? Ein zielloses Treiben durch das digitale Meer der Überinformation. Kein Entkommen vor dem Troll. Wiederkehrende Gespräche mit der Ertrunkenen. Eingebrannte Bilder, Worte ohne Korrekturen. Sandy Deleuze filmt sich weinend beim Reality-Horror-Youtuben Life for real? oder „geiles vergessen unserer selbst. geiler frieden“?

Digitale Denk- und Sprachelemente verdichten sich in 1 yottabyte leben zu den Stimmen eines poetisch- anarchistischen Hochgeschwindigkeitsstreams. Mit dem Tempo steigt die Überforderung und mit der Überforderung die Sehnsucht nach der Wirklichkeit mit all ihrer bürgerlichen Vorbestimmtheit. Oder vielleicht doch lieber die digitale Grenzüberschreitung?

Mit 1 yottabyte leben wurde Olivia Wenzel zum Stückemarkt 2018 nach Berlin eingeladen, wo das Stück am 8. Mai 2018 in einer szenischen Lesung (eingerichtet von Nora Schlocker) gezeigt wurde.

4 Darsteller:innen

UA: Spielzeit 2019/20 · Saarländisches Staatstheater Saarbrücken · Regie: Matthias Mühlschlegel

Übersetzt in Chinese

Aufführungsarchiv

17
Januar 2020
Olivia Wenzel

1 yottabyte leben

Theater
UA
Regie Matthias Mühlschlegel

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Olivia Wenzel

mais in deutschland & anderen galaxien

3 D, 4 H

In mais in deutschland & andere galaxien erzählt Olivia Wenzel eine postmigrantische Familiengeschichte in Ostdeutschland. Susanne hat in den achtziger Jahren auf diverse Arten probiert, dem grauen Alltag und der Enge der untergehenden DDR und ihres Elternhauses zu entkommen: Sie hat einen Selbstmordversuch unternommen, sich im Alkohol verloren und ist Punk geworden. Schließlich wird sie von George aus Angola schwanger und bekommt einen Sohn: Noah. Ihr neuer Plan, sich per Familienzusammenführung ins Ausland absetzen, wird allerdings von der Stasi durchkreuzt, von der sie längst observiert wird. Also wächst Noah in einem Land auf, in dem er sich von anderen Kindern anhören darf: "Deine Haut färbt ja gar nicht ab". Und mit einer überforderten Mutter, die ihn eher hinnimmt, als dass sie ihn liebt und sich mit Kind nun erst recht wie gefesselt fühlt: „wo soll ich hin damit? ich krieg’s nicht abgegeben und ich krieg’s nicht geliebt“
Wenigstens die Großeltern sind für ihn da mit Zuneigung und zweifelhaftem Trost "Das Dunkle, das ist doch nicht so schlimm. Das kriegen wir schon hin“. Sie stehen zu ihm - im Gegensatz zu ihrer rebellischen Tochter, von der sie sich schon mal pflichtbewusst bei der SED-Kreisleitung distanzieren.
mais in deutschland & andere galaxien ist eine Geschichte vom Heranwachsen und Erwachsenwerden und vom Erwachsensein und erzählt dabei vor allem von der lebenslangen Sehnsucht nach Anerkennung. Während Susanne immer provoziert hat, versucht Noah, nicht weiter aufzufallen, denn seine bloße Existenz scheint Provokation genug für andere zu sein. Er wird übersteht die Jugend und rassistische Übergriffe, gründet eine Familie und zeichnet Comics, in denen er seine Mutter auf den Mond schießt und von der Unmöglichkeit des anscheinend Selbstverständlichen erzählt: der Liebe zwischen Mutter und Kind.

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