UA Frei
Theater

Milena Michalek

Das hier

Anrufungen aus der ideologischen Moderne Kurzstück

Nach außen wirkt die Welt ruhig, aber dahinter brodelt es. So scheint es zumindest Herrn Hauser, den ein schwerer Schwindel ergriffen hat. Er ruft das Orakel an. Rosa Luxemburg verspürt die Unruhe auch im Gefängnis. Aus Worten pflanzt sie einen Garten in die Zelle. Und während der bürgerliche Geist zu beruhigen versucht, hält der proletarische Körper schon eine Rede an die Nation. Mittendrin ein Manifest – Theatermanifest – so schön, anarchisch, radikal und frei, dass längst nicht mehr zu unterscheiden ist, ob Theater Welt oder die Welt vielleicht schon längst Theater selbst geworden ist.

„Milena Michalek hat für die Autoren(theater)tage 2020 ein Kurzstück verfasst: Als Komödie, Sprachstück und Theatermanifest fragt es nach den Bedingungen von Revolution und gesellschaftlicher Relevanz in einer unsicher gewordenen Welt.“ (Ankündigung Deutsches Theater Berlin)

1 D, 1 H

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Milena Michalek

Das Flirren

3 Darsteller:innen

"wie all das kleine, genaue, verwirrende lebensgedöns; geräte und gefühle, launen und vorspeisen, zauder und nebenfiguren weggeschnitten, abgemeißelt werden zum zweck der totalen erzählung: etwas das so glatt und ungenau ist, dass es als gleichnis für ALLES gelten kann. ein stahlwerk"

Pier Paolo Paradiso findet eine große Erzählung wär gut. Auf der Suche danach, was das sein könnte, trifft er Miranda Mirandoli und Gorbi Galilei und gemeinsam bilden sie eine traurige Bande, die sich aufmacht, die Fantasie hochzuhalten, aber irgendwie auf halbem Weg stecken geblieben ist: Ein Fantasy-Kippbild, ein Mittelerde-Glitch. So schleichen sie durch einen verdächtigen Kanon, eine halbe Heldenreise und die Überreste eines monolithischen Mono-Mythos-Monologs. Anlass und Ziel der Reise ist Galore (orakel, sphinx, drache, gerät, natur, kraftwerk, wald, scheisseltern, mythosmaschine), die manchmal bestärkend, manchmal vernichtend auf die traurige Gruppe blickt: Beziehungen bleiben kompliziert. Und während der Wunsch immer heißer brennt, eine Ahnung zu bekommen, was denn nun wird mit der Welt und ihren Bewohner*innen zeichnet sich ab, dass sich alles (zukunft / hoffnung / morgen) daran entscheidet, wie mit dem Material umgegangen wird, das schon längst da ist: kontaminiert, grauenhaft und herrlich toll supi.

Ist es möglich aus dem spröden Wirklichkeitsmaterial, das neben der großen Erzählung herumliegt eine Vorfreude zu destillieren? Eine Vorfreude, die angesichts der Enttäuschung über die selbstverschuldete, vergangene und zukünftige Zerstörung des Planeten, das hochhält, woran sich enthusiastisch geklammert werden muss: Weitermachen, Weitererzählen, Weiterschleichen.

Das Flirren entstand als Stückentwicklung zum Thema Enttäuschung am Schauspiel Hannover. Das Ensemble waren: Servan Durmaz, Helene Krüger, Kaspar Locher, Jonathan Penca und Friederike Schubert

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