Theater

Jens Roselt

Dreier

Beinahe unabsichtliche Gemeinheiten reihen sich aneinander. Nicht Waffen, sondern Reißzwecke sind die Worte, die sich Frau und Liebhaber, vermeintlich bester Freund ihres Mannes, um die Ohren hauen. Zynisch und kleinformatig wie die erotische Konstellation, in der sie sich befinden, ist jede Regung der Figuren.
Der Gatte steht unvermutet vor der Tür und die Weichen für ein Beziehungsdrama wären gestellt. Doch der Moment der Möglichkeiten zerplatzt wie eine Seifenblase: Posen und Situationen werden durchgespielt und wieder verworfen. Eine quälende Farce beginnt, in der keiner sich die Blöße geben will und keiner Position bezieht, bis das Drama schließlich doch seinen Lauf nimmt...
Halbherzig bemühen sich die Figuren in Roselts Stück aus ihrer sterilen und glanzlosen Welt ins melodramatische Fach zu wechseln. Doch dazu fehlt es am Nötigsten: Eifersucht, schicksalhafte Liebe, Hass und Freundschaft sind Lichtjahre entfernt von diesen blassen Laiendarstellern ihres eigenen Lebens.
Mit einer gehörigen Portion schwarzem Humor und ironisch zitierten Elementen des Lustspiels würzt Roselt sein "postdramatisches" Stück, das bittere Einblicke in die trostlose Gefühlswelt einer städtischen Mittelschicht gewährt.

1 D, 2 H, 1 Dek

UA: 10.07.2002 · Staatstheater Stuttgart · Regie: Alexander Tull

Übersetzt in Italian, Dutch, Slovenian

Aufführungsarchiv

10
Juli 2002
Jens Roselt

Dreier

Theater

UA

23
Januar 2003
Jens Roselt

Dreier

Theater

14
Februar 2003
Jens Roselt

Dreier

Theater

Regie Mirjam Strunk
Theater Stadttheater Hildesheim GmbH, Hildesheim
06
Dezember 2003
Jens Roselt

Dreier

Theater

22
Februar 2004
Jens Roselt

Dreier

Theater

Regie Claus Peter Seifert
Theater inkunst e.V., München
16
April 2004
Jens Roselt

Dreier

Theater

ÖEA

Regie Margit Mezgolich
Theater L.U.S.T. heater Wien, Wien
10
Februar 2005
Jens Roselt

Dreier

Theater

Theater Renaissance-Theater, Berlin
06
März 2005
Jens Roselt

Dreier

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28
April 2005
Jens Roselt

Dreier

Theater

Regie Tom Peifer
Theater Mainzer Kammerspiele, Mainz
25
Mai 2005
Jens Roselt

Dreier

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Theater Theater Fact, Leipzig
17
Februar 2006
Jens Roselt

Dreier

Theater

Theater Konradhaus, Koblenz
01
März 2006
Jens Roselt

Dreier

Theater

Theater Stadttheater Klagenfurt OG, Klagenfurt
02
November 2006
Jens Roselt

Dreier

Theater

Regie Thomas Gassner
Theater , Salzburg
13
Februar 2009
Jens Roselt

Dreier

Theater

Regie Matthias Eberth
Theater Neue Bühne Bruck, Fürstenfeldbruck
20
Mai 2009
Jens Roselt

Dreier

Theater

Regie Anik Moussakhanian
Theater Burgtheater GmbH, Wien
01
Oktober 2009
Jens Roselt

Dreier

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Regie Regie:
13
April 2012
Jens Roselt

Dreier

Theater

Regie Martin Pfaff
Theater Salon-Theater gGmbH, Wiesbaden
17
März 2018
Jens Roselt

Dreier

Theater

Regie Jessica Sonia Cremer

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Jens Roselt

Dollmatch

2 D, 1 H, 2 Dek

"Ich müßte lügen, sollte ich die Wahrheit sagen."

Nordseeküste. Blick auf eine Landschaft aus Dünen. Sommerliche Kulisse und Schauplatz für eine bizarre Begegnung vor dem Hintergrund einer Regierungskonferenz. Drei Dolmetscher, alle um die dreißig, treffen unvermittelt aufeinander. Tristan, einziger international tätiger Übersetzer Deutsch-Suaheli und in der Situation eines in der Sonne verbrannten Adonis, Marie Claire, diplomierte Kollegin und originelle Hochstaplerin französischer Vokabeln im diplomatischen Dienst, und Brigitte, dritte Spielerin in diesem Dollmatch und mit einem Sportdrachen in der Naturschutzzone zu Fall gekommen.

Ein exzentrisches Spiel um die Identität der Figuren beginnt. Diese "Geheimnisträger mit Pokerface", wie Jens Roselt sie nennt, führen eine Kategorie des Seins vor, die die Differenz zwischen Schein und Wirklichkeit weder erspüren noch verantworten kann. "Nichts meinen sie ernst oder nehmen es für wahr, und doch verlangt die Spielregel, so zu tun, als sei alles ernst und wahr. Zwischen Wahr und Falsch, Ernst und Unernst kann nicht mehr unterschieden werden, obwohl die Figuren sich und den anderen vorspielen, die Trennungslinie genau zu kennen."

Der Grenzgang ermöglicht ein fatales Spiel im Spiel und dessen Intensität mit extremer Konsequenz: "Projekt Götterdämmerung" in Bonn. Im Schatten von Staatsempfang und Krisengipfel ereignet sich die Grenzüberschreitung als terroristischer Akt. Marie Claire entpuppt sich als Komplizin in Erwartung des von Brigitte aus der Ferne gesteuerten Anschlags. Die Bombe geht hoch - und beide werden zu indifferenten Beobachterinnen (in) ihrer eigenen Inszenierung.

UA Frei

Theater

Jens Roselt

Desperados

2 D, 4 H, Verwandlungsdek

Der skrupellose Meinungsforscher Maus wird engagiert, um die Lage an der öffentlichen Meinungsfront zu erkunden. Das Ziel ist umfassend; es geht um die uneingeschränkte Enteignung geistigen Eigentums. Ideen, Pläne Romane: Alles gehöre allen, die Zeit sei reif für eine Revolution. Maus beherrscht die hohe Schule der Demoskopie. Nun soll er Meinungen emporschießen lassen wie ein Finale beim Feuerwerk, kurz bevor alles verglüht. Doch an der Meinungsfront verwischen sich die Grenzen.
Sigurd ist eigentlich der Chauffeur, der in der Rolle seines Dienstherrn den Senioren-Gigolo spielen kann. Frauke, eine engagierte Funktionärin der Jungen Union, startet Aktionen wie den >Tag der Behinderten<, bei der sich die Polit-Nachwüchsler als Behinderte verkleidet in die Stadt stellen, um Erfahrungen zu sammeln. Oder Manfred, der mit einer aufgebrachten Meute die Todesstrafe für Fehlverhalten im Verkehr wieder einführt. Meinungen scheinen frei umherzuschwirren und doch längst Maus und der alten Dame zu gehören. Wo alle Widerständigkeit mit integriert wird, kann den beiden nur die absolute Meinungslosigkeit gefährlich werden. Und so wird Falk, der keine Meinung hat, zum verzweifelten Desperado für die nach Macht strebenden Demoskopen.

In einem verschneiten Freibad kommt es zum Showdown im Meinungskrieg. Maus, den Überzeugungstäter ohne Überzeugung, frisst die eigene Revolution. Am Ende siegt das alte System. Die Ordnung wird wiederhergestellt. Die Opportunisten sitzen an der Macht.

Und was wird aus den Desperados? Mal sehn.

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