Theater

Lothar Kittstein

Hotel Kairo

Ein hochrangiger deutscher Politiker ist auf Staatsbesuch in Ägypten. Seine Frau wartet im Hotel darauf, dass endlich das Damenprogramm beginnt. Ihre Stylistin macht sie zurecht, ein Personenschützer bewacht sie. Aber die Frau des ägyptischen Innenministers, mit der sie zu den Pyramiden fahren soll, lässt auf sich warten. Angst vor einem Anschlag liegt in der Luft. Je länger die Ägypterin ausbleibt, desto nervöser werden die drei Deutschen. Allmählich gerät die Situation außer Kontrolle. Hotel Kairo spielt mit der Angst vor dem Fremden – und mit der Sehnsucht danach. Der Aufenthalt im Hotelzimmer wird für die Wartenden zum unkalkulierbaren Abenteuer. Welche Gefahr auf sie zukommt, können sie lediglich vermuten. Nur dass sie in Gefahr sind, das glauben sie definitiv zu wissen. Das Ausbleiben der ägyptischen Gastgeberin steigert ihre Einbildungskraft ins Unermessliche. Schließlich verweigert die Sprache selbst ihnen den Gehorsam. Zugleich aber stoßen die Figuren auf ihre ureigensten Verluste und Sehnsüchte.

„Auf den Flügeln der deutsch-ägyptischen Freundschaft sind die Drei nach Kairo geflogen. Überall herrscht Hitze, nur in dem kleinen Hotelzimmer nicht. Die Dialoge sind temporeich und witzig … Hotel Kairo ist grotesk, Politik und Ethik werden gelungen verknüpft zu einem Netz aus Halbwahrheiten, Vorurteilen und Egoismus.“ (campus)

Auftragsarbeit für das fringe ensemble, Bonn

2 D, 1 H

UA: 5.3.2008 · Koproduktion mit dem Theater im Pumpenhaus, Münser und theaterimballsaal, Bonn · Regie: Frank Heuel

Aufführungsarchiv

05
März 2008
Lothar Kittstein

Hotel Kairo

Theater
UA
Theater theaterimballsaal, Bonn

Weitere Stücke

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Theater
F. Scott Fitzgerald, Lothar Kittstein

Der große Gatsby

2 D, 6 H

F. Scott Fitzgeralds Roman führt ins New York der Goldenen Zwanziger, eine Welt atemlosen Amüsements auf brüchigem Grund. Unter der schillernden Oberfläche lauern Angst und Verzweiflung. In einer Gesellschaft, in der nur Reichtum und gesellschaftlicher Status zählen, einer Gesellschaft, der alle Werte abhanden gekommen sind, muss ein Mann wie Jay Gatsby, der eigentlich James Gatz heißt und nur seiner wahren, tiefen Liebe verpflichtet ist, zwangsläufig zugrunde gehen. Der große Gatsby ist nicht umsonst zu einem der wichtigsten Romane des 20. Jahrhunderts geworden: Als Menetekel einer haltlos gewordenen, leer laufenden Welt, in der dem Götzen Geld alles geopfert wird.
Lothar Kittstein adaptiert den Stoff für die Gegenwart. Und er ist tatsächlich hochaktuell: Attraktiver junger Mann verliebt sich in schillerndes It-Girl, hat aber nicht die finanziellen Mittel, sie zu heiraten und lässt sich auf undurchsichtige Geschäfte ein, um sie zurückzugewinnen. Notwendigerweise, denn die Gesellschaft, in der er sich bewegt, ist eben nicht so durchlässig, wie sie gern vorgibt zu sein. Nur in den seltensten Fällen wird der Tellerwäscher auf legale Art zum Millionär, das ist heute nicht anders als in den Zwanzigern des vergangenen Jahrhunderts. Und ein Mann, der wenig hat als gutes Aussehen und Intelligenz, brennenden Ehrgeiz und große Gefühle für ein Mädchen, das definitiv in einer anderen Liga spielt, könnte heute wie damals von einer mitleidlosen Welt zum Scheitern verdammt sein. (Theater Bonn)

Theater
Lothar Kittstein

Land

3 D, 3 H

Ein kleiner Bauernhof in Bayern, 1815. Eine unerklärliche Kältewelle vernichtet die Ernte. Niemand ahnt, dass kurz zuvor der Vulkan Tambora in Indonesien ausgebrochen ist. Eine gigantische Aschewolke hat sich um den Globus verteilt und bringt das Weltklima durcheinander. In ganz Europa fällt der Sommer aus. Zwei Jahre lang wächst auf den Feldern fast nichts.

150 Jahre später ist Bayern das gelobte Land von Ackerbau und Viehzucht. Auf dem gleichen Landstrich lässt es sich nun als cleverer Großbauer, unterstützt von Subventionen und Kunstdünger und unter dem Schutzschirm amerikanischer Atomraketen, vortrefflich leben, während die junge Generation der Nachkriegskinder in die Opposition geht. Die „Grenzen des Wachstums“ scheinen beiden Seiten unendlich weit entfernt.

2025 schließlich übernimmt eine junge Chemikerin aus München den ehemals prosperierenden, heruntergekommenen Betrieb. Sie will mit allerneuesten Technologien Lebensmittel im Labor synthetisieren. Endlich sollen Kapitalismus und Nachhaltigkeit versöhnt werden.

Regisseur Christoph Frick und Autor Lothar Kittstein haben sich künstlerisch und aktivistisch bereits intensiv mit dem Klimawandel und möglichen Szenarien für ein nachhaltiges Zusammenleben beschäftigt. Sie blicken auf die jahrhundertelange Geschichte des Ackerbaus und auf jene, die die Erde bepflanzen, damit sich die Supermarktregale füllen. Ein Hof in Bayern ist der Schauplatz für drei Zeitbilder über die Abhängigkeit des Menschen von der Natur. Land erzählt von unseren Versuchen, sie für das Überleben zu bezwingen. (Ankündigung der Münchner Kammerspiele)

Theater
Henrik Ibsen, Lothar Kittstein, Volker Lösch

Volksfeind for Future

3 D, 4 H

Hat nicht die 17-jährige Greta Thunberg recht mit ihrer glasklaren Analyse? Ist die Welt wirklich um Antworten verlegen, wenn es um die Zukunft unseres Planeten geht? Klimawandel ist das Thema der Stunde. Doch so simpel die Diagnose, so kompliziert scheint die Lösung. Die »Fridays for Future«-Demonstrationen, bei denen sich im vergangenen Jahr weltweit Schüler*innen versammelten, um gegen die Klimakatastrophe zu protestieren, haben nicht den erhofften Durchbruch gebracht. Gegenwärtig formiert sich der Protest neu. Den zähen Konflikt zwischen moralischen und monetären Aspekten beschreibt auch Henrik Ibsen, dessen »Volksfeind«-Drama der heutigen Diskussion um die Durchsetzbarkeit von dringend notwendigen Umweltschutzmaßnahmen in nichts nachsteht. Regisseur Volker Lösch und Autor Lothar Kittstein haben es deshalb unternommen, eine Überschreibung des Umweltklassikers aus dem Jahr 1882 auf die Bühne zu bringen. Inspiriert von jungen Umweltaktivist*innen aus Düsseldorf und gemeinsam mit den Schauspieler* innen des Ensembles werfen sie einen Blick auf das komplizierte Verhältnis von Klimakrise, Widerstand und Verteidigung des Status quo. Die Handlung wird – wie könnte es anders sein – in die »schönste Stadt am Rhein« verlegt, deren Oberbürgermeisterin es gelungen ist, den Zuschlag für ein neues E-Auto-Werk zu erhalten. Mehr Arbeitsplätze, saubere Luft und Klimaschutz in einem, so heißt es. Doch ausgerechnet die eigene Tochter organisiert Proteste, mobilisiert ihre Mitschüler*innen und wendet sich an die Presse. Die Herstellung von Elektroautos, sagt sie, spart keine Emissionen ein, sondern führt zu mehr CO2-Ausstoß. Und während die Elterngeneration um Wahrheiten und Lösungen streitet, sieht die der jungen Leute ihre eigene Zukunft zur Disposition gestellt. (Düsseldorfer Schauspielhaus)

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