Theater

Thomas Mann, John von Düffel

Joseph und seine Brüder

Nach den vier Josephromanen

Joseph, geliebter Sohn des alten Patriarchen Jakob, ist eine ambivalente Persönlichkeit – schön, aber eitel, klug, aber selbstgefällig. Verwöhnt von der Liebe des Vaters, blickt er auf seine Brüder herab
und sieht sich entgegen der Geburtenfolge als rechtmäßiger Erbe des väterlichen Segens. So wie sein Vater Jakob seinen älteren Bruder um den Segen des Vaters betrogen hat, so glaubt auch Joseph das alte Recht des Erstgeborenen umgehen zu können. Dieser Stolz wird Joseph zum Verhängnis: Die Brüder verkaufen ihn an fremde Händler und erklären ihn für tot, während er in Ägypten als Sklave verkauft wird. So beginnt sein zweites Leben, in dem er aufgrund seines tiefen Vertrauens in sich selbst, in seine Fähigkeiten und sein Erwähltsein aufsteigt bis zum Stellvertreter des Pharaos, zum zweitmächtigsten Mann des Landes. In dieser Funktion trifft er wieder auf seine Brüder, denen er sich schließlich als der verlorene Bruder offenbart und ihnen verzeiht. In der letzten Begegnung mit seinem Vater muss Joseph schließlich erkennen, dass sich der Glaube an sein Erwähltsein, der Grundlage für all sein Handeln und Streben war, als falsch herausstellt: Der Segen des Vaters, und damit das Erbe, geht auf einen anderen Bruder über.
Mehr als 15 Jahre arbeitete Thomas Mann an seinem umfangreichsten Roman, den John von Düffel in überzeugender Weise für das Theater bearbeitet hat. (Düsseldorfer Schauspielhaus)

Auftragsarbeit für das Düsseldorfer Schauspielhaus

3 D, 11 H, (Doppelbesetzungen möglich)

UA: 14.02.2009 · Düsseldorfer Schauspielhaus · Regie: Wolfgang Engel

Aufführungsarchiv

15
Februar 2009
Thomas Mann, John von Düffel

Joseph und seine Brüder

Theater
UA
Regie Wolfgang Engel
Theater Düsseldorfer Schauspielhaus, Düsseldorf
24
Februar 2011
Thomas Mann, John von Düffel

Joseph und seine Brüder

Theater
Theater Cammerspiele Leipzig e.V., Leipzig
17
September 2011
Thomas Mann, John von Düffel

Joseph und seine Brüder

Theater
Regie Andreas Nathusius
Theater Theater Lübeck GmbH, Lübeck
05
April 2012
Thomas Mann, John von Düffel

Joseph und seine Brüder

Theater
Regie Alize Zandwijk
Theater Deutsches Theater, Berlin
04
September 2015
Thomas Mann, John von Düffel

Joseph und seine Brüder

Theater
Regie Bettina Jahnke

Weitere Stücke

Alle Stücke
Theater
Thomas Mann

Der Zauberberg

1 D, 5 H

Hans Castorp, ein früh verwaister Ingenieur aus gutbürgerlichen Verhältnissen reist im Sommer 1907 für drei Wochen aus seiner Heimatstadt Hamburg nach Davos, um seinen lungenkranken Vetter Joachim Ziemßen zu besuchen. Der 'hermetische Zauber' des vornehmen Sanatoriums Berghof und die verführerische Zeit- und Weltabgewandtheit zieht ihn derart in seinen Bann, dass er die Abreise immer wieder aufschiebt und so aus Wochen Monate und aus Monaten sieben Jahre werden, in denen die, Zeit- und Alltag ausklammernde, Monotonie der horizontalen Lebensweise zwischen Fiebermessen, Liegekur, Röntgen und Speisesaal ihm bald als die für ihn einzig passende erscheint. Durch die Allianz von Lust und Erregung, Begehren und Tod, die für ihn zum Maß aller Dinge wird, gehen für Castorp – wie für alle Patienten – Vergangenheit und Zukunft ineinander über, so dass er jedes Zeitgefühl verliert und er immer mehr der Welt und der Zeit verloren geht. Gleichzeitig verändert sich durch »die Faszination des Todes« sein Denken. Er stellt sich Fragen, die er sich nie zuvor gestellt hat. Welcher der zwei Lebenswege ist der richtige, fragt er die faszinierende 'kirgisenäugige' Russin Clawdia Chauchat, von der ihm nach dem Karnevalsrausch der Walpurgisnacht als 'Erinnerungsgabe' nur ihr Röntgenbild bleibt: 'der gewöhnliche, direkte und brave' oder 'der geniale Weg' auf dem man »die Todesidee und alles Dunkle, Geheimnisvolle des Lebens zwar nicht rationalistisch übersieht, sondern sie einbezieht, ohne sich von ihr beherrschen zu lassen«.

Florian Hirsch hat aus dem „Zauberberg“ eine Lesart für unsere Gegenwart destilliert. Eine Soziologie der Leiden: Paradies und Verdammnis, Rausch und Ernüchterung, Bewegung und Stillstand, Ordnung und Freiheit, Liebe und Tod. Eine Entdeckungsreise mit ungewissem Ausgang und schwankenden Fieberkurven inmitten einer Pandemie. Eine Kur ohne Heilung. Ein Schneesturm. Ein Maskenball. Ein Danse Macabre. Ein zeitentrücktes wie zeitaktuelles Portrait des modernen Menschen.

Theater
Thomas Mann, John von Düffel

Buddenbrooks

5 D, 11 H, (Doppelbesetzungen möglich), 1 K, Verwandlungsdek

"Wir sind nicht für unser kleines, persönliches Glück geboren, denn wir sind nicht lose, unabhängige Einzelwesen, sondern Glieder einer Kette, und wir wären, so wie wir sind, nicht denkbar ohne die Reihe derjenigen, die uns vorangegangen sind."

Wer hat sie nicht gelesen, wer liebt sie nicht, die Buddenbrooks, die kesse Tony, die auf Druck ihres Vaters den verhassten Hamburger Geschäftsmann Grünlich heiratet und dabei Schiffbruch erleidet. Oder das ungleiche Brüderpaar Thomas und Christian Buddenbrook, ersterer ein strebsamer Kaufmannssohn, der in die Fußstapfen seines Vaters tritt und das Geschäft übernimmt, letzterer ein glückloser Hallodri und Hypochonder. Die Geschichte von Thomas Manns Jahrhundertroman enthält wunderbare Charaktere und dramatische Konflikte, doch sie ist im selben Maße auch eine Geschichte vom Kaufen und Verkaufen. Die Buddenbrooks sind nicht nur eine Familie, sondern auch ein Unternehmen und müssen als ein solches geführt werden. Wie in kaum einem anderen Text klafft hier der tiefe Widerspruch zwischen dem lebendigen, ausufernden Organismus Familie und dem einschneidenden Diktat der Ökonomie - ein Widerspruch, an dem die Familie zerbricht. (Ankündigung des Thalia Theaters Hamburg)

John von Düffel gelingt es, die zentralen Motive des großen Familienromans zu fassen - kompakt genug für eine Darstellung auf der Bühne, komplett genug, um den Roman einzufangen. Die großen Charaktere der Buddenbrooks stehen als Bühnenfiguren allemal für sich.

Theater
Thomas Mann, Bastian Kraft

Buddenbrooks

«Ich glaubte … ich glaubte … es käme nichts mehr», rechtfertigt sich der junge Hanno, als er von seinem Vater, dem Senator Thomas Buddenbrook, zur Rede gestellt wird. Sein provokanter Schlussstrich unter das Ende der heiligen Familienchronik wird spätestens in den schicksalhaften persönlichen und ökonomischen Verfehlungen der Generation der Geschwister Thomas, Christian und Tony Buddenbrook zur Realität.
«Und oft erscheinen die äußeren Zeichen des Aufstiegs erst, wenn es in Wahrheit schon wieder abwärts geht.» Thomas Mann beschreibt in seinem 1901 mit dem Untertitel «Verfall einer Familie» veröffentlichten Roman durch präzise Figurenzeichnungen und einen von Ironie geprägten Stil den Beginn eines Umbruchs großbürgerlicher Strukturen. Mann ließ sich für die «Buddenbrooks» von seiner eigenen Lübecker Familiengeschichte und von Menschen aus seinem damaligen Wohnort München inspirieren. Dass solche Nord-Süd-Verbindungen aber durchaus kompliziert sein können, zeigt Mann mit viel Humor in der Beziehung zwischen Tony Buddenbrook und dem Münchner Hopfenhändler Alois Permaneder.

Der Familienroman hinterfragt als epochales Werk das Verhältnis zwischen Tradition und Generation und die Muster von nach außen stabil wirkenden familiären Gefügen, wenn althergebrachte Gewissheiten in sich zusammenzufallen beginnen. Thomas Manns 1929 mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichneter Debütroman ist ein internationaler Bestseller. Regisseur Bastian Kraft ist für seine multimedialen und konzentrierten Adaptionen von literarischen Klassikern bekannt. Aus Sicht des jüngsten Familienglieds Hanno werden in seiner Bearbeitung die bevorstehende Zeitenwende, bröckelnde Privilegien und das Hinterfragen althergebrachter Gewissheiten in den Vordergrund gerückt: Ist es möglich, durch die Menschen, die uns vorangingen, uns selbst besser zu verstehen?
(Ankündigung des Residenztheaters München)

Digitales Textbuch