Theater

Anton Tschechow

Onkel Wanja

(Djadja Wanja)

Ein emeritierter Professor - kränkelnd, launenhaft, eitel und despotisch - hat sich mit seiner jungen Frau Elena auf das Landgut seiner verstorbenen ersten Gattin zurückgezogen. Er betrachtet das Gut als seinen selbstverständlichen Besitz und lebt von dessen Erträgen. Bewirtschaftet wird "sein" Besitz von der Mutter, der Tochter (Sonja) und dem Bruder (Onkel Wanja) der Verstorbenen, die alle drei für den Unterhalt des Professors arbeiten, ohne auch nur einmal an ihr eigenes Wohl zu denken. Während des Aufenthalts des Professors auf dem Gut aber wird Onkel Wanja klar, dass der große Professor fünfundzwanzig Jahre lang nichts anderes getan hat, als leeres Stroh zu dreschen, fremde Gedanken wiederzukäuen, einen unberechtigten Hochmut zur Schau zu stellen und zwei schöne junge Frauen an sich zu binden. Seinem Hass auf diesen überflüssigen Menschen gesellt sich der Schmerz hinzu, die besten Jahre seines Lebens nutzlos vertan zu haben. Doch nicht er allein ist vom Leben betrogen worden. Die schöne Elena verblüht an der Seite ihres Mannes, für den sie nichts mehr empfindet, von dem sie sich aber aus Gleichgültigkeit auch nicht mehr trennt. Eine Episode bleibt deshalb auch ihre Begegnung mit dem Landarzt Astrow. Sonja, die ihn liebt, enttäuscht er; Elena verliert er, da beide wissen: Ihr Liebe zueinander ist letztlich nicht mehr als ein schnell verfliegender Rausch.
Zur Katastrophe kommt es, als der Professor kurzerhand das Gut verkaufen will. Onkel Wanja empört sich, schießt auf ihn, verfehlt jedoch zweimal sein Ziel. Sein Ausbruch reinigt die Atmosphäre: Wanja versöhnt sich mit dem Professor, der mit seiner Frau abreist. (Kindlers Neues Literatur Lexikon)

Deutsch von Andrea Clemen

4 D, 5 H, 4 Dek

DSE: der Übersetzung: 15.10.1998 · Schaubühne am Lehniner Platz, Berlin · Regie: Andrea Breth

Aufführungsarchiv

19
November 1998
Anton Tschechow

Onkel Wanja

Theater
17
März 2000
Anton Tschechow

Onkel Wanja

Theater
Theater Burgtheater GmbH, Wien
15
Oktober 2004
Anton Tschechow

Onkel Wanja

Theater
Regie Dirk Schulz
Theater Theater Baden-Baden, Baden-Baden
24
März 2007
Anton Tschechow

Onkel Wanja

Theater
Regie Matthias Fontheim

Weitere Stücke

Alle Stücke
Theater
Anton Tschechow

Platonow

Deutsch von Andrea Clemen
4 D, 13 H

Südrussisches Gut, um 1875. Der zugleich aggressiv kritische und verführerisch charmante Platonow ist der Mittelpunkt einer Gesellschaft, die sich im Gutshaus der noch jungen Generalswitwe Anna Petrowna Woinizewa zu treffen pflegt. Der gescheiterte Intellektuelle ist unzufrieden mit sich und dem Leben und hat die unangenehme Eigenschaft, jedem seine Meinung ins Gesicht zu sagen. Zum Opfer seines verletzenden Spotts wird unter anderem die von seinem Schwager Triletzki verehrte Marja Grekowa, mit der ebenso oberflächlich flirtet wie mit Anna Petrowna. Damit nicht genug, trifft er in deren Haus ihre Schwiegertochter Sofja Jegorowna wieder, eine Geliebte aus seinen Studententagen.
Als Platonows Frau erfährt, dass Anna Petrowna den Dorf-Don-Juan in ihr Bett holen will, versucht sie sich umzubringen. Gleichzeitig plant Sofja die Flucht mit Platonow, der ihr zwar seine Liebe bekennt, aber nicht die Kraft aufbringt, ein neues Leben aufzubauen.
Anna Petrowna schlägt die Gelegenheit aus, ihr hoch verschuldetes Gut durch die Vernunftheirat mit dem Gutsbesitzer Glaglojew zu retten - Platonows Geliebte zu werden, erscheint ihr begehrenswerter. Als bekannt wird, dass Platonow ein Verhältnis mit der verheirateten Sofja hat, brüskiert er die Frau schamlos in aller Öffentlichkeit. Jetzt muss sich Anna Petrowna die moralische Verkommenheit des Dorflehrers eingestehen und wendet sich von ihm ab. Platonow versteht die Welt nicht mehr, er wird krank. Seine Frau unternimmt einen zweiten Selbstmordversuch, doch bevor der Ehemann an ihr Krankenbett eilen kann, erschießt ihn die von ihm enttäuschte Sofja. Obwohl er viele gekränkt und beleidigt hat, beklagen nun alle seinen Tod.

Theater
Anton Tschechow

Drei Schwestern

Deutsch von Andrea Clemen
5 D, 9 H, 3 Dek

Haus der Prosowos in einer russischen Gouvernementshauptstadt, um 1900.
Vor einem Jahr verstarb der Vater der drei Schwestern Mascha, Irina und Olga, die seit über zehn Jahren in der kleinen Provinzhauptstadt wohnen. Olga arbeitet aufopferungsvoll als Lehrerin, Mascha ist mit dem pedantischen Lehrer Kulygin verheiratet, während die junge Irina unter ihrer Untätigkeit leidet. Des langweiligen Lebens überdrüssig, wünschen sich die Schwestern nach Moskau zurück, wo sie aufgewachsen sind, aber ihr Bruder Andrej, der einmal von einer akademischen Karriere träumte und nun mit einer tyrannischen Frau aus dem Provinzspießbürgertum verheiratet ist, hat das für den Umzug nach Moskau nötige Erbe verspielt. Lediglich das im Ort stationierte Offizierskorps bringt Abwechslung in den Alltag.
Mascha verliebt sich in Werschinin, den geschwätzigen, aber noblen Regimentskommandeur, der allerdings verheiratet ist, wenn auch unglücklich. Der dynamische Tusenbach, der von einem sinnvollen, arbeitsreichen Leben träumt, möchte Irina heiraten. Auch Soljony interessiert sich für die jüngste Schwester, doch sie weist den Zyniker ab.
Die Jahre vergehen. Irina, desillusioniert von ihrer Tätigkeit im Telegrafenamt, hat inzwischen ebenso wie Olga die Lehrerinnenlaufbahn eingeschlagen. Obwohl sie in Tusenbach nicht ihre große Liebe erkennt, hat sie seinen Heiratsantrag angenommen. Doch einen Tag vor der Hochzeit wird ihr Bräutigam von Soljony in einem Duell getötet. Gleichzeitig verlässt das Offizierskorps den Ort. Mascha verabschiedet sich für immer von Werschinin, und Olga tröstet in sanfter Resignation die Schwestern. (Harenberg Schauspielführer)

Audio
Anton Tschechow, Olga Knipper

Mein Herz - mein Hund

Deutsch von Andrea Clemen
1 D, 1 H

Am 9. September 1898 findet die erste Begegnung zwischen der Schauspielerin Olga Knipper und dem Schriftsteller Anton Tschechow statt. Sie probt Die Möwe.
Aus dieser Begegnung und der Begeisterung von Tschechows Schwester Mascha für die Schauspielerin entwickelt sich eine Liebesgeschichte. Tschechow, der fern von Moskau auf Jalta lebt, gibt seiner Liebe und seiner Sehnsucht in unzähligen Briefen an Olga Ausdruck. Olga, nach wie vor Schauspielerin in Moskau, verzehrt sich auf ebendiesem Wege nach dem Geliebten. Einzig der Sommer führt die beiden alljährlich für einige Monate zusammen, schenkt ihnen die in ihren Briefen immer wieder beschworene Zweisamkeit. Nach drei Jahren bringt Olga Anton dazu, sie zu heiraten, still und heimlich. Doch die Lungentuberkulose Tschechows zwingt ihn nach wie vor aufs isolierte Jalta, die Lebenslust und ihre Liebe zur Schauspielerei halten Olga in Moskau. Das langersehnte Kind will nicht kommen. Die Sehnsucht muss viel Zeit überbrücken. In seinen Briefen ist oft von Schwäche und gesundheitlichen Rückfällen die Rede. Tschechows Kirschgarten wird ein überwältigender Erfolg in Russland, die Presse feiert den Dramatiker und die Schauspieler. Im Mai 1904 kommt er seine Olga in Moskau besuchen. Es ist der letzte Besuch. Unter ihrer Obhut tut er seinen letzten Atemzug.

Mein Herz - mein Hund ist der dramatische Dialog zweier Liebender, der in dieser einfühlsamen und bewegenden Briefzusammenstellung Zeugnis von dem Leben, von den Erfolgen, den Ängsten und dem Leiden des großen Meisters Anton Tschechow gibt.

"Anton, Du bist als Schriftsteller so nötig, so schrecklich nötig, damit die Menschen zur Ruhe kommen, damit sie verstehen, dass es Poesie in der Welt gibt, dass es liebende menschliche Seelen gibt, dass das Leben groß und schön ist. Jeder einzelne Satz von dir ist nötig und wird in Zukunft noch nötiger sein. " (Olga Knipper)

Theater
Anton Tschechow

Onkel Wanja

Deutsch von Angela Schanelec, Arina Nestieva
4 D, 5 H

n den letzten Jahren hat Jürgen Gosch seine Schauspieler in immer neue elementare Spiele verwickelt und fast aggressiv in die Nähe der Performance Art getrieben. Jetzt stellt er demonstrativ einen Samowar in den Mittelpunkt seines „Onkel Wanja“ – und erzählt das Stück ganz psychologisch-realistisch. Ein Anfall von einfühlender Tschechow-Nostalgie? Keineswegs. In dem mit frischer Erde bestrichenen Bühnenkasten von Johannes Schütz, der das Geschehen abstrakt grundiert, blicken Regisseur und Ensemble hellwach und neugierig auf Figuren und Situationen, die sie so ernst nehmen wie sich selbst. „Wenn man kein wirkliches Leben hat, dann nimmt man eben die Illusion“: nach diesem Motto lebt Wanjas Familie samt Sommergästen. Jens Harzers Arzt trinkt und tänzelt über seine Trübsal hinweg, während Ulrich Matthes’ Wanja, dessen depressive Hellsichtigkeit den Abend begleitet wie ein dunkler Bass, am Ende echte Tränen vergießt. Auch die desillusionierte Professorengattin Elena (Constanze Becker), in die alle vernarrt sind, und die ungeliebte Zweckoptimistin Sonja (Meike Droste) bilden ein komplementäres Paar, in dem immer eine das hat, was der anderen zu ihrem Glück fehlt. Neben aller spielerischen Intensität und Komik wird so ein geheimer Bauplan des Menschseins sichtbar. Dazu passt auch die symmetrische Architektur des Abends: Das erste Bild fädelt sich ohne Hast in das Landleben hinein, das vierte fadet langsam aus, dazwischen offene Sinnfragen, hundstraurig verfehlte Lieben und komische Familienkatastrophen. In dreieinhalb Stunden das ganze Leben.
(Ankündigung Deutsches Theater)

Ausgezeichnet als beste Inszenierung des Jahres 2008

Theater
Anton Tschechow, Angela Schanelec

Iwanow

Iwanow kennt sich selbst nicht mehr. Nach dem Studium war er voller Tatkraft, wollte sich sozial engagieren, für Reformen eintreten, die Rückständigkeit der Provinz bekämpfen. Nun ist alle Energie verpufft, und er weiß nicht, warum und wohin. Vor fünf Jahren hat er Anna geheiratet, eine reiche Jüdin, die aus Liebe zu ihm alles aufgegeben hat, ihren Glauben, ihr Erbe, ihre Beziehung zu den Eltern. Anna ist an Tuberkulose erkrankt, aber Iwanow hat kein Geld für die Kur, ist verschuldet, und es fehlt ihm jegliche Kraft, etwas daran zu ändern. Um sich abzulenken, besucht er seinen alten Freund und Gläubiger Lebedew. Dessen Tochter Sascha ist jung, leidenschaftlich, freidenkend. Sie ist davon überzeugt, dass ihre Liebe zu Iwanow ihn wieder aufrichten wird. Raus aus der Enge!
Ein Jahr nach Annas Tod soll die Hochzeit stattfinden. Doch Gerüchte machen die Runde. Man glaubt, Iwanow habe seine Frau durch sein rücksichtsloses Verhalten ins Grab gebracht und heirate die reiche Sascha nur, um sein verschuldetes Gut wieder hochzubringen. Iwanow selber findet sich unerträglich, lachhaft. Er will alle Pläne abblasen. Doch als auch dieser Versuch scheitert, bleibt ihm nur noch eine letzte Möglichkeit, um nicht auch noch das Leben Saschas zu zerstören…

Iwanow ist das erste Stück des weltberühmten Dramatikers Anton Tschechow (1860 – 1904). Es fasziniert mit dem großen Thema, das auch alle seine späteren Werke bestimmt: das Leben der Menschen in seiner ganzen Absurdität, seiner Lächerlichkeit, Traurigkeit und Unwiderstehlichkeit. Der Mann Iwanow wird zum Symbol einer bis heute nachvollziehbaren Unlust, sein Leben in die Hand zu nehmen. Dass er dabei auf sein Umfeld gleichzeitig anziehend, ja erotisierend wirkt, macht Iwanow zu einer der spannendsten Figuren der klassischen Dramenliteratur. (Ankündigung des Schauspielhaus Bochum)

Theater
Anton Tschechow

Iwanow

Deutsch von Andrea Clemen
5 D, 13 H

Der dreißigjährige Iwanow ist seit fünf Jahren mit einer Jüdin verheiratet, die seinetwegen zur rechtgläubigen Kirche übertrat und deswegen von ihren Eltern verflucht und enterbt wurde. Iwanow kann diese Frau, die an Schwindsucht erkrankt ist und der er einst alles Glück auf Erden versprochen hatte, nicht mehr lieben. Außerstande, mit ihr die langen Abende in der lähmenden Stille des Gutshauses zu verbringen, flüchtet er sich in die Gesellschaft eines reichen Gutsbesitzers, der überdies sein Gläubiger ist. Jeden Abend trifft er hier die kaum zwanzigjährige Sàscha, Tochter des reichen Nachbarn, ein leidenschaftliches, freidenkendes, vollkommen natürliches Mädchen. Sie erkennt, dass der kühl sich zurückhaltende Intellektuelle Iwanow ein zutiefst unglücklicher, nach menschlicher Wärme sich sehnender Mann ist, und beschließt, ihn in das Leben zurückzuführen. Am Tage ihrer Geburtstagsfeier bekennt sie ihm ihre Liebe und küsst ihn. Das sieht zufällig Iwanows Frau, die jetzt das bestätigt findet, was ihr Arzt ihr einmal offen ins Gesicht gesagt hat: dass Iwanow sie nur um ihres Vermögens willen geheiratet habe und sie nun, da ihm ihre Mitgift entging, langsam und berechnend zu Tode quäle, um die reiche Sàscha heiraten zu können. Tatsächlich verlobt sich Iwanow ein Jahr nach dem Tod seiner Frau mit Sàscha, doch kurz vor der Heirat erschießt er sich aus Angst, das Leben dieses Mädchens ebenso zu zerstören wie das seiner ersten Frau. (Kindlers Neues Literatur Lexikon)

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