François Ozon

5 x 2
(5 x 2)
Bühnenbearbeitung in Vorbereitung
UA: 16.12.2006 · Theater Fabrik Hamburg · Regie: Nils Daniel Finckh
"Am Anfang ist Überraschung - und Geheimnis. Eben gerade noch hat man Marion und Gilles vor dem Scheidungsrichter gesehen. Nun gehen sie Hand in Hand auf ein Hotelzimmer - und ins Bett. Nachscheidungssex, davon hat man schon gehört, doch dieses Zusammensein ist so intim und gleichzeitig (darum?) so brutal, dass schon diese wenigen Momente alles über die Beziehung zu verraten scheinen, die da gerade zuende ging. Am Ende der Szene fällt die Tür ins Schloss: Aus, vorbei. Und doch war das erst der Anfang.
François Ozon erzählt seine Geschichte von hinten. Die Liebe zwischen zwei Menschen, in fünf Szenen, die fünf Stationen dieser Liebe illustrieren. Jede Szene funktioniert für sich, jede hat ihren eigenen Wert. Im Krebsgang wird der Zuschauer vorrücken bis zu jenem Moment, an dem die beiden flüchtigen Bekannten, die sich gerade in einem Urlaubsort wiedergetroffen haben, zum ersten Mal gemeinsam baden gehen. Ein typisches Film-Happy-End steht also auch hier am Ende - nur mit dem Unterschied, dass wir Zuschauer wissen, was danach kommt.
Vieles wirkt im Rückblick, der unseren Zuschauerblick von Anfang an prägt, wie eine bittere Komödie, bitter, weil wir das Ende nicht vergessen können, und weil nicht immer schön ist, was da passiert. Komödie, weil jede Szene atmosphärisch leichter ist als die vorherige - bis man in der vorletzten die Hochzeit sieht, in der letzten das Kennenlernen. Ozon, das ist der überaus große Reiz und die fesselnde Wirkung dieses Films, verrät uns hier alles über unseren eigenen Blick, darüber wie die Perspektive die Wahrnehmung bestimmt. Vielleicht wussten wir das schon seit langem - theoretisch. Es aber zu erleben, ist eine andere Sache."
(Rüdiger Suchsland, artechock)