Alexej Schipenko

Aus dem Leben des Komikaze
Deutsch von Sergej Gladkich
7 H, 1 Dek
UA: 06.02.1993 · Volksbühne, Berlin · Regie: Alexej Schipenko
"Wie du siehst, ist das Stammeln das beste Mittel zur Wiedergabe von Sinn." - Im Angesicht des Krieges und seines Irrsinns mag es sogar die einzige Möglichkeit sein, sich überhaupt noch auszudrücken. Die Figuren in diesem Schreckensspiel über Krieg, Macht und Größenwahn stammeln sehr eloquent. Insbesondere Zanzani, dessen Beerdigungreden auf Komikaze allerdings von Mal zu Mal kürzer ausfallen. Das Sterben wird zum Alltag, und Unsterblichkeit wie die Komikazes ist für die Mitwelt von einer provozierenden Langeweile.
Die Chefs von Komikaze haben es mit ihm sowieso nicht leicht: Immer wieder stürzt sich Komikaze auf feindliche Zerstörer und demoliert dabei die eigenen Flugzeuge. Die Chefs erwarten deswegen ihr Matahari - Folter, quälender Tod. Bis dahin aber ergehen sie sich in Selbststilisierungen. Statt ihrer wird dann Komikaze irgendwann als üppiges Mahl auf dem Speiseplan stehen. Aber auch das ist noch nicht sein endgültiger Tod. Nachforschungen über ihn werden angestrengt. Seine direkten Ahnen sind die Väter im Alten Testament. Aber warum sterben alle seine Frauen, die Emiratin, die im eigenen Öl ertrinkt, die chinesische Ballettänzerin, deren Knochen aus Bambus in einem Salzsäurebad verkohlen? Und hängt seine Unsterblichkeit damit zusammen, dass er sich erst im Flugzeug mit dem stumpfen Messer seines georgischen Großvaters rasiert? "Das ist es ja, daß ich nicht weiß, was ich denke", sagt Komikaze selbst dazu.

"Komikaze" ist eine abstruse Abrechnung mit dem Krieg ebenso wie eine perfide Bloßstellung aller möglichen Ideologien und Religionen. Das Ergebnis sind Kreaturen, die sich ihrer selbst nur mehr durch absurde Mystifizierungen versichern können.