Edward Albee

Der Mann, der drei Arme hatte
(The Man Who Had Three Arms)
1 D, 2 H, 1 Dek
UA: 05.04.1983 · Lyceum Theatre, New York · Regie: Edward Albee
DSE: 16.04.1985 · Torturmtheater, Sommerhausen · Regie: Veit Relin
Sie hatten viele Berühmtheiten da: Albert Einstein, Paul Tillich, Dylan Thomas, Robert Frost. Seit 33 Jahren läuft die Vortragsreihe "Männer über Männer", und nur selten passiert den Veranstaltern ein Lapsus wie der, einen bereits verstorbenen Prominenten einzuladen. Der 231. Vortrag steht an: Der Mann, der drei Arme hatte, ist zu Gast. Eine Sensation, zumindest eine gewesene. Er muss sich in Fahrt reden, doch wenn er dann erzählt, ist er kaum zu bremsen. Seine Wut ist immens. Wut über die immer gleichen Empfänge, Wut über das Beäugtwerden. "Sie sind ein Missgeschick der Natur.", zischte ihm ausgerechnet ein Priester zu. Sein Resultat aus der Bekanntschaft mit der Welt ist schroffer Defätismus: das Leben ist nutzlos.
Schließlich erzählt er doch noch von seiner Laufbahn als abnorme Attraktion. Er wollte nichts weiter als den "amerikanischen Traum" leben, einfach und glücklich: ein Haus, eine Frau, Kinder, Karriere. Und er hatte es erreicht - bis ihm der dritte Arm wuchs. Der macht ihn zwar berühmt, aber schnell lernt er auch die Schattenseite der Publicity kennen. Ein (Spießruten)Lauf durch Hörsäle und Talkshows stärkt zwar sein Ego, jedoch so sehr, dass ihn seine Frau verläßt. Alles geht schief. Sein Agent betrügt ihn, er steht mit horrenden Schulden da. Als wollte auch er ihn verhöhnen, zieht sich der dritte Arm zurück. Am Tiefpunkt seiner Laufbahn - hier und jetzt als abgehalfterte Prominenz - beschimpft er zutiefst verzweifelt das Publikum, das ihn als Monstrum verehrte, jetzt aber fallen lässt.

Albees Selbstanalyse - früh als genialer Autor gefeiert, misslang ihm danach zunächst ein Stück nach dem anderen - gemahnt an den Voyeurismus der heutigen "Superstar"-Epoche.