Gabriele D'Annunzio

Die Gloria
Tragödie in 5 Akten
(La Gloria mi Somiglia)
3 D, 13 H, St, 4 Dek
Eine gewaltige Zeitenwende steht bevor: Ruggero Flamma sammelt seine Gefolgsleute, um dem Diktator Cesare Bronte die Herrschaft zu entreißen. Wenn auch nicht unkritisch gegenüber Flamma, stehen seine Anhänger geschlossen hinter ihm, beseelt von dem Gedanken an ein geeintes Italien. Was sie trennt, ist ein Generationenkonflikt zwischen Bewahrern und Erneuerern.
Flamma ist siegesgewiss. In einer Rede beschwört er die guten Vorzeichen. Erschöpft und fiebernd trifft er danach auf Anna Commèna, die Tochter des bisherigen Machthabers. Sie ist als Tyrannin verschrien, eine verhasste und gefährliche Frau. Beide erkennen sich als zwei große Menschen, die sich gegenseitig zu Größtem hätten beflügeln können.
Die Commèna gibt ihren unbedingten Machtanspruch nicht auf. Ihr Vater, durch eine unbekannte Krankheit dem Tode nahe, hält ihr vor, sie würde sich als „Lockspeise“ an Flamma verkaufen. Seine Wut ist so gewaltig, dass er seine eigene Tochter erwürgen will. Kurz darauf stirbt er.
Die Commèna hängt sich an Flamma, den neuen Machthaber. Sie beeinflusst ihn stark, und er verfällt ihr gänzlich. Leidenschaft und Instinkt stehen jetzt gegen Staatsdenken und Rationalität. Die Commèna will gesättigt werden. Die fehlgeleiteten Energien führen zur Demontage des einstmals großen Parteiführers. Die Masse wendet sich gegen ihn. Flamma spricht von Abdankung und Flucht und bittet die Commèna am Ende, ihn zu töten. Zurück bleibt seine Frage: „Wer bist du?“

Übersteigerter Ehrgeiz und aufgeblasene Macht kehren sich unweigerlich ins Negative. D’Annunzio unterlegt diese Erkenntnis mit einer großen Ernsthaftigkeit. Sein Symbolismus und seine Sprachkraft zeichnen auch diese Tragödie von 1899 aus.