Tony Kushner

Die Illusion
Nach Pierre Corneille
(The Illusion)
Deutsch von Frank Heibert
2 D, 6 H, Verwandlungsdek
DSE: 29.11.1997 · Das Schauspielhaus, Wien · Regie: Hans Gratzer
"In seiner Komödie L'illusion comique (1636) feiert Pierre Corneille das Theater als magische Illusionsmaschine. Pridamant sucht den Zauberer Alcandre in dessen Höhle auf, um sich von diesen Szenen aus dem Leben seines Sohnes Clindor, der sich seit Jahren nicht mehr zu Hause gemeldet hat, vorspiegeln zu lassen. Gespannt sieht der Vater dabei zu, wie sich der Sohn verliebt, wie er in Gefangenschaft gerät und die Flucht ergreift; entsetzt muss er mitansehen, wie Clindor schließlich erdolcht wird. Schlusspointe: Clindor ist Schauspieler, sein Tod war nur ein Bühnentod. Das vom Autor selbst etwas verschämt als "extravagante Bagatelle" bezeichnete und in Vergessenheit geratene Stück wurde in den letzten Jahren auch im deutschen Sprachraum wieder gerne gespielt. Ein französischer Klassiker im Hort der Gegenwartsdramatik? Nicht ganz: Gespielt wird hier nicht Corneille, sondern Tony Kushner. In seiner Nachdichtung hat der amerikanische Dramatiker vieles gerafft und manches hinzugefügt; das Gerüst und der Kern des Stückes aber bleiben unangetastet. Mehr noch: War L'illusion comique eine Hommage an das Theater, dann ist Die Illusion auch eine Hommage an L'illusion comique. Die Adaption liest sich wie eine sorgfältige, exquisit ausgestattete Neu-Edition eines kostbaren alten Textes. Kushner lässt sich - worin der besondere Charme seines Stücks besteht - vom alten Meister zu postischen Passagen inspirieren, wie man sie heute eigentlich nicht mehr schreiben würde, er poliert Corneille auf Hochglanz und erlaubt sich - bei allem Respekt - hier und da ein paar Änderungen." (Theater heute)