Anton Tschechow

Die Möwe
(Tschaika)
Deutsch von Angela Schanelec
6 D, 4 H
DSE: 20.12.08 · Volksbühne Berlin in Koproduktion mit dem Deutsches Theater Berlin · Regie: Jürgen Gosch
In einem lehmbraunen Kasten schleppen die Menschen in „Onkel Wanja“, der Meisterinszenierung der letzten Saison, ihr falsches Leben hin. Nur noch eine nachtschwarze Wand, als wäre alle Lebenswärme, alle Farbe gewichen, grundiert „Die Möwe“, mit der der Regisseur Jürgen Gosch und sein Ausstatter Johannes Schütz ihre Tschechow-Erkundung am Deutschen Theater in Berlin fortsetzen. Noch nackter, noch ungeschützter zeigen die Schauspieler im Arbeitslicht der Probe auf der Vorbühne ihre Kunst, Konzentrate des Lebens aufglimmen und wieder verlöschen zu lassen. Es ist ja auch das Theater selbst, das in dieser Komödie der Verzweiflung zum Thema wird. Vermeintliche alte Bekannte erscheinen wie noch nie gesehen: die herbe, bemerkenswert unkokette Provinzdiva Arkadina der Corinna Harfouch, der ungewohnt junge, in seiner Seelenschlamperei umso monströsere Belletrist Trigorin des Alexander Khuon. Sie sind die Weitermacher, die über die Aufbrüche der Jungen hinwegschreiten: Nina, die erfolglose Schauspielerin (Kathleen Morgeneyer), zerbricht an der falschen Liebe, Kostja, der gescheiterte Theatererneuerer (Jirka Zett), geht in den Tod. Diese Dissonanz hält Jürgen Gosch unerbittlich durch: Am Ende friert das Gruppenbild vor der schwarzen Wand ein.
(Ankündigung Deutsches Theater)