Bram Stoker

Dracula
Stück in 2 Akten
Frei nach dem gleichnamigen Roman
Für die Bühne bearbeitet von Itamar Kubovy und Rick Knutsen
(Dracula)
Deutsch von Barbara Schatz
Dramatisiert von Itamar Kubovy / Rick Knutsen
3 D, 7 H, Verwandlungs-dek
UA: 15.04.1995 · Theaterhaus Jena · Regie: Itamar Kubovy
Diese Dramatisierung des Horror-Klassikers erzählt die Geschichte der beiden Freundinnen Lucy Westenra und Mina Murray. Beide sind kurz davor zu heiraten; Mina den aufstrebenden Anwalt Jonathan Harker, Lucy den Adeligen Arthur Holmwood. In ihren Kreis bricht das Fremde, das Unbekannte in Form einer rätselhaften Krankheit herein, die ihre Opfer wie ein Virus befällt und mit einem erotischen Hunger infiziert. Lucy wird in seltsame Trancezustände versetzt und durchlebt einen Zustand wollüstiger Zügellosigkeit, an den sie sich im Wachen nicht erinnern kann, dessen vage Ahnung sie jedoch in Angst und Schrecken versetzt. Minas Verlobter wird auf seiner Geschäftsreise in die Karpaten von derselben Krankheit befallen. Lucy stirbt an ihrer gerade erst erwachten Begierde. Harker beschließt, dem Wahnsinn knapp entronnen, das Erlebte zu vergessen und mit Mina von vorne anzufangen. Sie heiraten auf seinem Krankenbett, Mina wird jedoch Opfer derselben Krankheit. Doch anders als ihre Freundin Lucy erlebt sie den Biss des Vampirs bei vollem Bewusstsein.

Um im wahrsten Sinne des Wortes nicht den Verstand zu verlieren, beginnt Mina mit der Dokumentation der verstreuten Briefe und Tagebucheintragungen. Im fragmentarischen Charakter des Stückes spiegelt sich dieser Versuch, aus unzusammenhängenden Erinnerungsstücken ein sinnvolles Ganzes zu schaffen, das dem Bewusstsein zugänglich ist.

Die allgemeine Vorstellung vom Vampir als Prototyp des dämonischen Liebhabers, dessen Liebe den Tod bringt, wird in dieser Dramatisierung radikalisiert: Draculas aggressives und zügelloses Verlangen hält der Gesellschaft den Spiegel der eigenen unterdrückten Begierden vor. Er wird zum Katalysator für ungehemmt sich bahnbrechende Leidenschaften und Aggressionspotentiale. Im Angesicht seiner auf unbedingte Erfüllung drängenden Sexualität offenbart sich der zweideutige Charakter einer Zivilisation, die vorgibt, dem Tod gegenüber immun zu sein.