Eduard der Zweite
Tragödie in 2 Akten
(The Troublesome Raigne and Lamentable Death of Edward the Second, King of England)
2 D, 30 H, St, 1 Dek
UA: 1592/93 · Schauspieltruppe des Earl of Pembroke
In einer an dramatischen Wendungen reichen Handlung, in der die Motivation der Nebenfiguren manchmal nur kurz angedeutet wird, verknüpft Marlowe das private Schicksal Eduards II. eng mit den politischen Ereignissen seiner Regierungszeit. Im Zentrum der ersten Hälfte des ursprünglich nicht in Akte unterteilten Dramas stehen seine Beziehungen zu dem Emporkömmling Gaveston, zu dem er eine tiefe homoerotische Zuneigung gefasst hat, die seine Ehe mit Isabella, der französischen Königstochter, untergräbt und die ihn in Opposition zum Adel bringt. Seine politische Unbesonnenheit und das dreist-arrogante Gebaren Gavestons stürzen das Reich bald in einen Bürgerkrieg, in dem der Hochadel von dem klug taktierenden Mortimer, dem Liebhaber der gedemütigten Königin, geführt wird. Erst nach der Ermordung Gavestons siegt Eduard über die Adelspartei, an der er sich durch die Hinrichtung führender Aristokraten für den Tod seines Favoriten rächt. - Die zweite Hälfte des Dramas setzt mit der Rückkehr des aus dem Tower nach Frankreich geflohenen Mortimer ein, der an der Spitze eines Rebellenheers und mit Isabellas Unterstützung die Armee des Königs schlägt. Mit der ebenso heimtückischen wie brutalen Ermordung Eduards im Schloss Berkeley entpuppen sich Mortimer und die mit ihm verbündete Isabella vollends als tyrannische Rebellen, deren Sturz durch den neuen König Eduard III. nicht lange auf sich warten lässt. (Kindlers Neues Literatur Lexikon)