Albert Ostermaier

HERZ STICHT
Ein Ausspiel. Eine Variation auf Thomas Bernhard "Watten"
2 H
frei zur UA
Es regnet. Immerzu und unablässig. In der Gaststube der Waldwirtschaft ist nur ein einziger Tisch besetzt. Hadesser, sitzt da, ein Schriftsteller, vor sich eine Zettelsammlung und naturgemäß ein Bier. Ihm gegenüber der Fuhrmann, ebenfalls beim Bier, stoisch trinkend. Zwischen den beiden ein Kartenspiel: Watten. Denn watten will der Fuhrmann so gerne mit dem existenzmüden Dichter. Vielleicht ein letztes Mal. Alle anderen Mitspieler sind ihm schon abhanden gekommen, zuletzt der Herr Doktor, in dessen Baracke der Hadesser nun wohnt, und dessen Zettelsammlung er wie ein Vermächtnis sichtet. Aber Hadesser will gar nicht wirklich watten, nur im Kopf will er watten und wettern. Gegen die Politik gegen die Literatur, gegen Österreich genauso wie gegen Bayern, gegen die Geistlosigkeit der Gesellschaft und nicht zuletzt gegen das "Unglückswetter, in welchem sogar der Gesündeste krank wird". Doch so sehr der Hadesser sich auch wehrt gegen das Watten, die letzte Runde wird heute noch gespielt. Ausgespielt. Denn dem Fuhrmann ist nicht zu entkommen, wenn der hier in dieser Wirtschaft zur Finsternis seine letzte Karte spielt: Herz sticht.

Albert Ostermaier variiert in Herz sticht höchst kunstvoll Thomas Bernhards Erzählung Watten – Ein Nachlaß zu einem „Stück, das sich selbst aufführt und fortschreibt.“