Melanie Marnich

Horizont
(Blur)
Deutsch von Barbara Christ
3 D, 3 H
UA: 24.04.2001 · Manhattan Theatre Club, New York
DSE: 29.4.2007 · Theater Heilbronn · Regie: Britta Geister
Dot Di Prima ist siebzehn. Als ihre alleinerziehende Mutter sie beim Thanksgiving-Dinner um das Brot bittet, reicht sie ihr die Kartoffeln. Statt eines Löffels die Gabel, Pfeffer statt Salz. Was Dots Mutter am liebsten für eine "ganz ganz ganz ganz schlimme Bindehautentzündung" halten würde, ist, wie der Augenarzt sagt, Lebersche Optikusatrophie. Dot wird blind.
Dots Krankheit ist genetisch bedingt und wird ausschließlich von Müttern an ihre Kinder vererbt. Weil aber nicht sein kann, was nicht sein darf, hört Dot von ihrer Mutter, dass der Fremde, der ihr Vater ist, die Krankheit an sie weitergegeben hat.
Dot richtet sich ein in ihrer neuen Welt, die immer trüber wird. Der Gemeindepfarrer Father O. O´Hara, ihre neue Freundin Francis aus der Sonderschule und Joey Joe, der Tierpfleger, sind selbst alle ziemlich mitgenommen, aber sie bieten Dot trotzdem den Halt, den sie bei ihrer Mutter nicht mehr finden kann - zu tief wird der Graben, als Dot herausfindet, dass ihre Mutter ihr die Wahrheit vorenthalten hat.
Dot lernt, Braille-Schrift zu lesen, und findet ihre Welt gestaltet in James Joyce "Ulysses". Sie lernt, Verantwortung für sich und andere zu übernehmen. Auf der Flucht vor ihrer Mutter, die sich in Schuldgefühlen verzehrt, zieht sie mit Joey Joe in eine gemeinsame Wohnung. Die beiden nehmen Francis bei sich auf, dann Father O. O., der sich mit der Kirche überworfen hat, und schließlich auch Dots verstörte Mutter.
Melanie Marnich erzählt Dots Geschichte in knappen Szenen, schildert Konflikte, Streit und Nähe ohne Sentimentalität und mit einem wunderbaren Sinn für Humor