Ariel Dorfman

Mascara
Ein Märchen
(Mascara)
Deutsch von Uwe B. Carstensen
In Zusammenarbeit mit Rodrigo Dorfman
4 D, 5 H, Verwandlungsdek
UA: 14.02.1998 · Schauspiel Bonn · Regie: Frank Hoffmann
Durch seine Fotografien gelingt es Emme, das Innere der Abgelichteten nach außen zu kehren, sie umzukrempeln und zu offenbaren, was sich hinter den Fassaden der Schönen und Reichen, hinter den makellos und perfekt erscheinenden Menschen abspielt. Er rührt den Bodensatz auf und löst dadurch allerorts Angst und Schrecken aus. Die Gesichtsfläche ist die erste Angriffs- und Erinnerungsfläche. In der Klinik des Schönheitschirurgen Mavirelli werden die unterschiedlichsten Gesichtskorrekturen vorgenommen - ein Gesicht kann glaubhaft gemacht werden, in jeder Hinsicht manipuliert werden; daraus lässt sich viel Kapital schlagen.
Die geheimen Spielflächen sind zugängliche Bereiche für Emme, er verfügt über die Möglichkeit, sich bemerkbar zu machen, die anderen mit der Wahrheit zu konfrontieren und im Anschluss daran jede Erinnerung an seine Person aus dem Gedächtnis des Gegenübers zu löschen.
Sein Gesicht trägt das Merkmal der Merkmalslosigkeit.
Die Liebe zu und von der zwiegespaltenen Oriana macht ihn sichtbar, gibt ihm einen Körper und klare Umrisse, er wird aufspürbar und verwundbar. Nun ist er der Gejagte. Marivelli bietet ihm Hilfe an, um sich seines Gesichts zu bedienen: "I´m going to cultivate his face - like a garden. I´m going to clone it, market it, sell it to select clients."
Er verpasst ihm ein neues Gesicht - unter der neuen Maske kann Emme Oriana sein erstes und letztes Lächeln schenken.