Andrej Kuternizkij

Nina
Stück in 2 Akten
(Nina)
Deutsch von Ruth Wyneken-Galibin
2 D, 3 H, 1 Dek
UA: 1975 · Moskauer Künstlertheater · Regie: Oleg Jefremow
frei zur DSE
Kuternizkijs Stücke und Prosa kreisen radikal um die Liebe. "Ich schreibe von nichts anderem. ...Was aber ist Nina? Nina ist wie ein übersensibles Element, ein Thermometer im Kreis der Familie Zhelwin, das auf alles stärker reagiert als andere. Sie ist wie Lackmuspapier, auf dem die Seele jeder Figur im Stück in Erscheinung tritt. Sie ist unfähig zum Kompromiss, deshalb kann sie in diesem Milieu nicht leben. Alle verbrennen sich an ihrem Blick, weil sie darin die Wahrheit lesen. Die aber will keiner sehen. Denn in Ninas Augen steht: So darf man nicht leben! Damit stört sie alle. Der real-soziologische Rahmen ist nur Dekoration. Jede der Figuren hat ihre eigene Beziehung zur Liebe. Wolodja treibt eigentlich die Angst, deshalb versteht er Ninas kompromissloses Anbieten nicht. Was aber will der Vater von ihr? Er will nichts anderes, als dass sie ihn liebt. Paradox, denn Nina will nichts anderes als Liebe geben. Er aber will ihre Liebe mit Gewalt, will sie erkaufen. Er besäuft sich aus Verzweiflung darüber, dass es in seinem Haus, in dem er für alle und alles gesorgt hat, keine Liebe für ihn gibt. Liebe aber ist frei, sie erträgt keine Vergewaltigung. Nina fing zunächst mit dem Satz an: 'Weißt du, wieviel hier (in der Brust) verborgen ist, und wie sehr ich das jemandem geben möchte, aber es ist keiner da. Meinen Schmerz und meine Liebe braucht niemand.' Als das Stück fertig war, wurde dieser Satz überflüssig."