Iwan A. Gontscharow

Oblomow
(Oblomow)
Für die Bühne bearbeitet von Peter Stephan Jungk
2 D, 5 H, Verwandlungsdek
UA: 23.04. 2005 · Schauspielhaus Zürich · Regie: Robert Hunger-Bühler
Kaum eine Figur der Weltliteratur ist so schnell so berühmt geworden wie Gontscharows Oblomow. Eine ganze Lebenshaltung wurde nach ihm benannt: Die "Oblomowerei" wurde bald nach Erscheinen des Romans zum Inbegriff des gelangweilten Müßiggangs, zum Politikum und zu einem Topos der Literatur. Lenin verdammte Oblomow gar als "Krebsschaden" seines Landes. Gontscharows Oblomow ist die Zustandsbeschreibung einer obsolet gewordenen Lebensform. Er erzählt aber auch eine der schönsten und traurigsten Liebesgeschichten der Literatur überhaupt.

Oblomow, ein junger Gutsbesitzer, verbringt seine Tage, Wochen und Monate auf dem Diwan. Den Schlafrock zieht er so gut wie nie aus. Er tut nichts, er hat an nichts teil. Um sein Gut hat er sich schon lange nicht mehr gekümmert. Sein Diener Sachar verzweifelt schier an der Tatenlosigkeit, mit der sich Oblomow von vermeintlichen Freunden ausnehmen lässt. Das Geld jedenfalls wird immer knapper, Rechnungen bleiben unbezahlt. Erst als der einzig aufrichtige Freund Oblomows, der Deutsche Stolz, ihm Olga vorstellt, erwacht Oblomow für einen Moment aus seiner Trägheit. Spaziergänge durch den Park, vorsichtige Annäherungen bis hin zum Heiratsversprechen - für Oblomow ist diese Liebe ein Traum vom richtigen Leben. Aber sie überfordert ihn auch. Seine Oblomowerei ist mehr als Faulheit. Sie ist unveränderlicher Teil seiner selbst. Oblomow lässt wieder nur alles geschehen und findet sich später mit einer ganz anderen Frau verheiratet.

Heute ist auch eine andere Lesart des Romans denkbar: Oblomows konsequenter Müßiggang hat in Zeiten des überschnellen Tempos und der permanenten Forderung nach einem (hyper)aktiven Leben durchaus etwas Verführerisches.