Heinrich Mann

Schauspielerin
Drama in 3 Akten
7 D, 4 H, 1 Dek
Ob es um gesellschaftliche Anerkennung geht, um das finanzielle Auskommen oder um die Liebe: Das Leben verlangt Lüge. Zumindest die Figuren von Heinrich Manns 1911 entstandenem Drama haben diese Erfahrung gemacht. Offenen Auges bewegen sie sich mittels diverser Lebenslügen über den schmalen Grad, der zwischen Selbstachtung und Selbstverleugnung liegt. Von Fehltritten und Abstürzen wissen alle zu berichten, egal ob sie Künstler sind, dem bereits im Untergang begriffenen Bürgertum entstammen oder in dem brüchigen gesellschaftlichen Gefüge als Strippenzieher agieren.
Die Schauspielerin Leonie, erfolgreich und um so mehr beneidet um ihre Kunst, auf der Bühne wahrhaftig zu sein, will dem Eigennutz und der kalten Berechnung entkommen. Sie sehnt sich nach echten Gefühlen. Ihrem „geborgten Leben“, in dem Gefühle nur zu dem Zweck durchlebt werden, um sie auf der Bühne besser darstellen zu können, will sie durch eine bürgerliche Ehe Wahrhaftigkeit entgegensetzen. Nicht nur die Familie des Erwählten stemmt sich dagegen. Besonders Fork, Leonies bisheriger Liebhaber, setzt sie unter Druck. Abgebrüht und in allen Finessen der Manipulation geschult, ist er unempfänglich für Leonies Darstellungskunst im realen Leben. „Wahr sein dürfen“? Für ihn ein lächerlicher Wunsch.
Es gelingt ihn, die beiden Liebenden so weit zu bringen, dass sie sich gegenseitig aufrechnen, wer für den anderen sterben und wer damit mehr opfern würde. Aus dem Spiel um instrumentalisierte Gefühle wird Ernst: Leonie erkennt, dass sie nur in der Kunst wahr sein kann und bringt sich um. Noch ihr Freitod wird als Selbstinszenierung gewertet.