Sam Shepard

Selbstmord in H-Moll
Stück in 1 Akt (abendfüllend)
(Suicide in B-Flat)
Deutsch von Jörn van van Dyck
2 D, 5 H, 1 Dek
UA: 15.10.1976 · Yale Repertory Theatre, New Haven · Regie: Walt Jones
DSE: 24.05.1987 · Zwistzunft, Berlin
Zwei Detektive, Pablo und Louis, sind damit beauftragt, den mysteriösen Tod Niles, eines Jazzpianisten, zu untersuchen. Sie ermitteln in dessen Wohnung, wo auf dem Fußboden die Umrisse des toten Körpers aufgezeichnet sind. Pablo und Louis vermuten, dass hier nicht alles mit rechten Dingen zugegangen ist und spielen verschiedene Mordarten durch. Zufällig stoßen zwei Bandmitglieder aus Niles Gruppe dazu - sie machen übrigens eine Musik, die vom Menschen nicht mehr wahrnehmbar ist. Petrone und Laureen werden eingehend verhört. Später tritt Niles selbst auf - für die anderen unsichtbar. Begleitet wird er von Paulette, einer Art geistiger Führerin von der anderen Seite. Sie hilft ihm, sich vom Leben zu verabschieden, indem sie ihn in verschiedene Kostüme steckt (z.B. einen Cowboy-Anzug) und dann diesen Teil seiner Persönlichkeit erschießt. Offensichtlich beging er Selbstmord, um seinem Ruhm zu entkommen, aber Petrone spürt seine Anwesenheit und - trotz Paulettes verzweifelten Warnungen - bringt er ihn wieder nach innen, wo er in Handschellen gelegt und abgeführt wird. Selbstmord in h-moll, entstanden 1976, ist eine Art Übergangsstück in Shepards Werk, denn es verbindet viele Motive seiner früheren Stücke mit den Ideen, die ausführlicher in den späteren Stücken dargestellt sind. Es markiert auch einen Wendepunkt im Leben des Autors. Denn nun war die Rolle des Künstlers mehr als ein abstraktes Thema seiner Stücke geworden, sondern bereits wichtiger Bestandteil seines täglichen Lebens. Sam Shepard wandelte sich vom begabten, jugendlichen Autor der Off-Off-Broadway-Szene zum "vielversprechendsten, jungen, hochtalentierten, preisverdächtigen, amerikanischen" Schriftsteller.