Manfred Schild

Sitzfleisch
Ein Comic in unlustigen Zeiten
1 D, 4 H, Verwandlungsdek
frei zur UA
Der Möbelmarkt Kleinwetzelsrhode hat es geschafft. Dank umsichtiger Firmenpolitik wurde er von dem weltumspannenden Konzern Globl Mogl gekauft. Fortan wird das Sommersitzmöbel Frühlingsblümchen zwar wie gehabt von Theodor Lotterbeck, dem Enkel des Erfinders dieses Sitzmöbels, und Frau Tunzenbach, der Frau für alles, verkauft, doch die imperiale GloblMoglEminenz wacht mit Analystenaugen über den Verkaufserfolg. Und was erfüllt mit Schrecken? "DIE ABTEILUNG FÜR SONNENSITZMÖBEL LAHMT!!" Umgehend wird Bruno, der Mann fürs Grobe, ins Krisengebiet geschickt, um die Menschen wieder zum Sitzen zu bringen. Mit ihm hält der erfolgsorientierte Kapitalismus Einzug in den betulichen Familienbetrieb. Erdacht wurde von den Analysten ein SONNENSITZMÖBELDAUERSITZCONTEST. Gewinnaussicht: 1 Millionen Euro. Doch die Kleinwetzelsrhoder sind kritisch und bis auf Oskar findet sich niemand, der an diesem Wettbewerb teilnehmen möchte. Damit aber die Welt ein Auge darauf wirft, opfert Bruno sich als Gegensitzer. Auf dem Dach des Möbelmarkts sitzt nun der Ehrgeiz des einen neben der Geduld des anderen, die Nerven sind zum Zerreißen gespannt. Die Öffentlichkeit lebt und leidet mit Ihnen, Sonnensitzmöbel Frühlingsblümchen findet reißenden Absatz. Sitzen wird wieder modern. Doch das Happy End bleibt aus. Die Sitzenden werden ihres Harrens nicht gewürdigt, Gewinner sind und bleiben immer die anderen. Ein Ende in Schall und Rauch.

Sitzfleisch, eine schräge Parodie auf die Auswüchse der Gewinnorientierung, offeriert comicartig schrill-komische Bilder einer Gesellschaft, in der man durch Aussitzen wahrlich nichts gewinnen kann.