Savyon Liebrecht

Spreche ich Chinesisch?
(Chinese)
Deutsch von Sharon Nuni
3 D, 2 H
UA: 2004 · Tel Aviv
DSE: 28.10.2006 · Stadttheater Bern · Regie: Markus Heinzelmann
Die Europäische Erstaufführung fand im Oktober 2006 am Stadttheater Bern unter dem Titel Sieh mich an und sprich statt.

„Tel Aviv in den 90ern. Miri, eine moderne, welterfahrene Frau, kommt nach vielen Jahren Abwesenheit wieder nach Hause. Ihre Mutter ist gestorben. Um die Familienwohnung zu verkaufen, trifft sie den Immobilienmakler Shimon. Miri ist Israelin mit europäischen Wurzeln, Shimon arabischer Jude, Sohn irakischer Einwanderer, der bereits als Kind in der Nachbarschaft gelebt hat. Die alte Wohnung, der Ort ihrer Kindheit, konfrontiert Miri unvermittelt mit ihrer Familie von früher: Im Zentrum stehen die Mutter Martha, die den Holocaust und den Tod ihrer Eltern für keine Sekunde vergessen kann, und deren Schwester, Tante Carola, die Miri in die Geheimnisse der Liebe und den Zauber des Glamours eingeweiht hat. Zwischen den zwei Frauen steht Vater Avram, der die eine Schwester geliebt und
die andere geheiratet hat. Miri selbst, nicht mehr Kind und noch nicht Frau, muss sich zwischen den Erwachsenen ihren eigenen Weg suchen. Sieh mich an und sprich erzählt auf sehr berührende Weise die Auseinandersetzung zwischen verschiedenen Kulturen und Generationen und macht im Kosmos einer Familiengeschichte die Widersprüche und Abgründe der aktuellen weltpolitischen Lage deutlich. Das Stück ist eine witzige, streckenweise groteske und sehr unterhaltsame Tragikomödie, die in Israel seit zwei Jahren vor ausverkauftem Haus läuft. Savyon Liebrecht wurde 1948 in München als Tochter polnisch- jüdischer Holocaust-Überlebender geboren und wuchs in Israel auf. Sie gilt als eine der wichtigsten zeitgenössischen Autorinnen Israels.“ (Ankündigung des Stadttheaters Bern)

„Souverän zieht [Savyon Liebrecht] die Register eines pointensicheren High-Brow-Boulevards: Das Publikum in Tel-Aviv lacht schallend, und trotzdem wird es nie richtig lustig, denn zwischen der Luftigkeit der Dialoge bleiben die Trauer und der Schmerz über das, was da eigentlich verhandelt wird, in der Schwebe.“ (Theaterheute, Jahrbuch 2006)