Francois Billetdoux

Tschin-Tschin
Komödie in 4 Akten
(Tchin-Tchin)
1 D, 2 H, Verwandlungsdek
UA: Februar 1959 · Théâtre de Poche-Montparnasse, Paris · Regie: Peter Brook und Maurice Benichou
DSE: 22.01.1964 · Schauspielhaus Zürich · Regie: Kurt Raeck
"Die beiden letzten Sätze von Tschin-Tschin: 'Was machen wir nun?' 'Was wir wollen', lassen die Antwort offen. Haben wir gesehen, wie zwei Menschen - oder traurige Pierrots - herunterkommen oder verkommen, oder im Gegenteil, wie sie sich von allen Bürden der Konvention, des Besitzes befreien und ihr Fall sich in ein Schweben verwandelt? Die beiden, Pamela und Cesareo, deren respektive Ehehälften eine Liebschaft haben, sind die Kehrseite des Vaudeville: die beiden Vereinsamten, die die fröhliche Verzweisamung des Mr. Puffy Picq und der Madame Grimaldi zurückläßt. Aber auch die Kehrseite eines Vaudeville muß nicht ein Trauerspiel sein, und Billetdoux hat sein Stück mit Recht eine "comédie" genannt. Aus einer zweideutigen Situation macht er eine mehrdeutige. Ist Tschin-Tschin ein Stück über die Trunksucht? Der Autor bestreitet es. Das Trinken sei hier vor allem ein Ritus, ein Ersatz für Mystik, eine Befreiung von Konventionen.
Sagen wir also, daß Pamela und Cesario trinken, um nicht zu ertrinken; sie klammern sich ans Glas wie an ein Floß. ...es geht nicht um Vernichtung durch eine Sucht, sondern um Verwandlung durch eine Suche. Weg ins Freie oder Untergang? ... Alles bleibt offen. Kehrseite eines Lustspiels ist Tschin-Tschin, zugleich Kehrseite einer Tragödie, und um beides zu sein, ist es nicht zuletzt eine Clownerie. Es ist aber auch die Geschichte von zwei Verlassenen, die nicht einander, sondern gemeinsam etwas suchen." (Francois Bondy)