© Paula Opel

Anna Opel

Dr. Anna Opel, geboren in Limburg a.d. Lahn, Studium der Geschichte und Theaterwissenschaft in Tübingen und Berlin, lebt als literarische Übersetzerin und Autorin für verschiedenste Medien und Formate in Berlin. Sie arbeitete in der Dramaturgie des Deutschen
Theaters und der Freien Szene, war Lektorin beim Verlag Felix Bloch Erben und blickt auf ein langes, unstetes Leben als freie Kritikerin zurück. Neben ihrer aktuellen Berufspraxis lehrt sie u.a. an der UdK, Berlin und der Universität Potsdam. Als Autorin bespielt sie literarische Biografie und Audiowalk, außerdem Literaturadaptionen für Graphic Novel (Knesebeck Verlag). Im Jahr 2019 erschien ihr Roman Ruth.Moabit in der edition Fototapeta, Berlin. Aktuell schreibt und forscht sie über das revolutionäre New Yorker Living Theatre.
Sie übersetzt v.a. amerikanische Dramatik u.a. von Tracy Letts, Christopher Durang.

www.annaopel.de
Instagram: anna_opel_bln

Dr. Anna Opel, geboren in Limburg a.d. Lahn, Studium der Geschichte und Theaterwissenschaft in Tübingen und Berlin, lebt als literarische Übersetzerin und Autorin für verschiedenste Medien und Formate in Berlin. Sie arbeitete in der Dramaturgie des Deutschen
Theaters und der Freien Szene, war Lektorin beim Verlag Felix Bloch Erben und blickt auf ein langes, unstetes Leben als freie Kritikerin zurück. Neben ihrer aktuellen Berufspraxis lehrt sie u.a. an der UdK, Berlin und der Universität Potsdam. Als Autorin bespielt sie literarische Biografie und Audiowalk, außerdem Literaturadaptionen für Graphic Novel (Knesebeck Verlag). Im Jahr 2019 erschien ihr Roman Ruth.Moabit in der edition Fototapeta, Berlin. Aktuell schreibt und forscht sie über das revolutionäre New Yorker Living Theatre.
Sie übersetzt v.a. amerikanische Dramatik u.a. von Tracy Letts, Christopher Durang.

www.annaopel.de
Instagram: anna_opel_bln

Theater
Tracy Letts

Die Schlacht am Mackie Creek

Deutsch von Anna Opel
3 D, 8 H

Die Gemeinderatssitzung in der fiktiven mittelamerikanischen Kleinstadt Big Cherry wird kräftig aufgemischt. Denn ein Neuankömmling beginnt, die falschen Fragen zu stellen: Warum ist jemand aus dem Gemeinderat auf mysteriöse Weise verschwunden? Warum wird das Protokoll der letzten Sitzung geheim gehalten?
Der Reigen der Figuren bietet einen humorvollen, wenig schmeichelhaften Blick auf das bürgerliche Leben im regnerischen Big Cherry. Um nur einige zu nennen: Mr. Oldfield, das dienstälteste und häufig verwirrte Ratsmitglied der Stadt Big Cherry; Mr. Blake, ein unideologischer Mann mit Alkohol im Atem und der Idee, das geliebte Erntedankfest der Stadt mit Käfigkämpfen zu beleben; und Mr. Breeding, der politisch nicht korrekte, lautstarke Lacher, der einfach nicht versteht, warum "normale Menschen" Geld für Dinge ausgeben sollten, die beispielsweise Behinderten den Zugang zum Stadtbrunnen ermöglichen.
Wie so oft ist es der Außenseiter, der uns den Weg in diese Welt weist. Mr. Peel ist die Jimmy-Stewart-Figur der Geschichte. Er hat die letzte Sitzung verpasst, weil seine Mutter gestorben ist, was zu einer Flut von Beileidsbekundungen führt, aber nicht viel darüber aussagt, warum ein anderes Ratsmitglied, Mr. Carp, plötzlich seinen Sitz im Rat verloren hat. Und als Mr. Peel nach dem Protokoll sucht, um sich über die Geschehnisse der Vorwoche zu informieren, ist es nirgends zu finden.
Seinem Gewissen folgend, schält Mr. Peel die Geschichte heraus, bei der es, wie wir erfahren, nicht um die Wahrheit, sondern um Macht geht.
Und so gelingt es Tracy Letts, dieses Stück zu einem Stück über Trumpismus zu machen, ohne dass es auch nur im Geringsten um Trump geht. Der Präsident bleibt unerwähnt, aber in einer Welt, in der Trump Präsident wurde, zeigt Die Schlacht am Mackie Creek: Gewinnen bedeutet, die zugrunde liegenden Mythen zu kontrollieren, die unser Handeln in der Gemeinschaft bestimmen, während Verlieren bedeutet, in Vergessenheit zu geraten.

Theater
Tracy Letts

Eine Familie

Deutsch von Anna Opel
7 D, 6 H

Beverly Weston, früher Dichter und Hochschullehrer, jetzt pensioniert und Vollzeitalkoholiker, engagiert für sich und seine Frau eine Haushaltshilfe. Denn: "Fakt ist: meine Frau nimmt Tabletten und ich trinke. Und diese Sachlage hat es mit der Zeit sehr mühsam gemacht, die traditionelle amerikanische Normalität aufrecht zu erhalten: Rechnungen bezahlen, Lebensmittelversorgung, Sauber halten von Kleidung, Teppichen..."
Dann verschwindet das Familienoberhaupt spurlos und lässt seine krebskranke Frau Violet allein zurück. Die erwachsenen Töchter Barbara, Ivy und Karen versammeln sich auf dem Westonschen Familiensitz in Sorge um ihre Mutter. Aber die egomane Violet sorgt sich weniger um ihren verschwundenen Ehemann als um sich selbst. Wie sie ja auch früher als Mutter versagte, zumindest in den Augen ihrer Töchter. So wird das unerwartete Familientreffen zum Schlachtfeld familiärer Konflikte, auf dem sich Violet grandios und bösartig gegen den Rest der Familie in Szene setzt. Gutgehütete Familiengeheimnisse werden ans Licht gezerrt, und Karens neuer Freund versucht, Barbaras minderjährige Tochter zu verführen...
Tracy Letts hat mit Eine Familie, das im mittleren Westen des heutigen Amerikas spielt, ein tragikomisches Familienepos geschrieben und verbindet die Theatertradition von Eugene O'Neill und Tennessy Williams mit dem ätzenden Humor der schwarzen Komödie. Es geht um Schuld, Selbstzerstörung, Alkohol, Inzest und unerfüllte Liebe. Um die Auflösung und den Untergang eines Familienclans im heutigen Amerika. (Ankündigung des Nationaltheaters Mannheim)

Theater
Will Eno

Tom Pein (ohne jede Vorlage)

Deutsch von Anna Opel
1 H

"Gibt es so etwas wie einen Stegreif-Existentialisten? Wenn nicht, hat Will Eno ihn gerade erfunden. …Enos Monolog ist so unaufwendig in seinen Mitteln wie erstaunlich in seiner Wirkung. Er ist einer dieser raren Abende im Theater - raren Abende überhaupt - der einen sowohl atemlos vor Erheiterung als auch tränengebadet zurücklassen kann, je nach Neigung zum Grübeln über die düsteren und schönen Geheimnisse der menschlichen Existenz,. … Und auf jeden Fall sprachlos….

Enos Stimme, oder eher die Stimme von Thom Pain, ist abwechselnd lyrisch und emotionslos, ekstatisch und schal, boshaft und ehrlich. Mit ihren verwirrenden Rhythmen und Schattierungen spiegelt sie die Palette der Empfindungen im Monolog wieder. Das Leben ist ehrfurchtserregend wundervoll. Es ist hinreißend geheimnisvoll. Es ist absolut enttäuschend.

Ein Riesenwitz. Eine rätselhafte Reise. Ein reiches Geschenk.

Aber eines, das man gern umtauschen möchte gegen etwas, das besser sitzt um die Hüften. …

Um das mehr oder weniger Unbeschreibbare zusammenzufassen: Thom Pain ist im Grunde eine surreale Meditation über die leeren Versprechungen, die das Leben macht … Aber es ist auch, in seiner sonderbaren, verzaubernden Schönheit, lebensbejahend. Ein kleiner Beweis dafür sogar. Fast die letzten Worte von Urbaniak sind: "Ich weiß, das war nicht viel, aber es soll genügen." Tut es. Ein kleines Meisterwerk sollte das, Herrgottnochmal."

Theater
Tracy Letts

Verwanzt

Deutsch von Anna Opel
2 D, 3 H, 1 Dek

Agnes, Anfang 40 und Kellnerin in Oklahoma City, wohnt in einem Motelzimmer, wo sie sich vor ihrem brutalen Ex-Mann (und frischgebackenen Ex-Knacki) Goss versteckt, der sie belästigt. Vor vielen Jahren verschwand ihr kleiner Sohn vor einem Supermarkt. Von ihm träumt sie häufig, und einen Mann hatte sie seit Jahren nicht.

Ihre lesbische Freundin R.C. will sie auf eine Party mitnehmen. Im Schlepptau hat sie Peter, den sie unterwegs aufgegabelt hat. Agnes möchte nicht zur Party, und Peter, job- und obdachlos, zieht es vor, bei ihr zu bleiben. Agnes lässt ihn - rein platonisch - auf dem Boden übernachten. Doch er ist zwar schweigsam, sieht aber gut aus. Das, verbunden mit Goss' Schikanen, veranlasst Agnes, Peter vom Boden zum Bett zu befördern.
Peter entpuppt sich als Armee-Deserteur. Und womöglich als Psychopath? Während er und Agnes zusammen koksen, deutet er an, dass er dem Militär als Versuchskaninchen gedient hat: Die Eier gefährlicher Wanzen sind ihm implantiert worden: durch das "Paaren" mit Peter ist Agnes jetzt auch angesteckt, das Resultat werden Millionen von Wanzen sein, die der Armee als tödliche Waffen dienen. Und deshalb erscheinen -oder nicht? - Wanzen in Agnes' Bett und auf ihrem und Peters Körper. Und deshalb wird das Motelzimmer auch ständig von Hubschraubern überwacht!
Peter ist so überzeugend, dass man sich keinen haarsträubenden Moment lang wundert, dass die verliebte Agnes ihm glaubt und immer weiter in die sich zuspitzende folie à deux hineingerät. Grauenvolle Dinge werfen ihre Schatten voraus....


Theater
Paul Grellong

Wer Wind sät

Deutsch von Anna Opel
3 D, 4 H

Charles, ein Harvard-Professor in seinen 50ern, ist ein Verfechter der absoluten Meinungsfreiheit. Zu einem Symposium der Universität hat er den Nazi-Sympathisanten und Holocaust-Leugner Carver eingeladen. Charles ist fest davon überzeugt, ihn auf diese Weise als Extremisten entlarven und akademisch komplett demontieren zu können. Die Kollegenschaft ist alarmiert, die besorgte Dekanin Amy versucht Schadensbegrenzung. Sein ehemaliger Schützling, der inzwischen renommierte Historiker Baxter, ist entsetzt und will ihn vor einer fürchterlichen Selbstsabotage bewahren, während seine Doktoranden Lucas und Maggie fürchten, dass der Ruf ihres Professors und damit ihr eigener Schaden nehmen könnte.
Doch Charles hat bereits einer Einladung zu einem Essen mit Carver zugesagt, denn „The Answer to Hate-Speech is more Speech“ - das ist Charles Überzeugung, und dieses Dogma schleudert er allen Bedenkenträgern mit einer kräftigen Prise Ignoranz und Selbstverliebtheit entgegen - die ihn neben einem kleinen Alkoholproblem blind macht für das Böse und den Umgang damit - und für die unterschiedlichen Motive, die seine eigene akademische Clique bewegt.
Währenddessen kündigen sich heftige Proteste der Studentenschaft gegen den Auftritt an. Die Stimmung ist explosiv, Gewalt bricht aus, und Charles sieht sich mit den verheerenden Folgen seiner Selbstüberschätzung konfrontiert.

Wer Wind sät changiert zwischen Grundsatzdebatte und Polit-Thriller. Es ist ein Lehrstück über die Heimtücke des Hasses, der sich als freie Meinungsäußerung tarnt. Es diskutiert, wie korrumpierbar Privilegien und Macht machen, und fragt nicht zuletzt, was eigentlich die angemessene Reaktion auf Rechtsextreme ist.

Aufführungsarchiv

Digitales Textbuch