Theater

Judith Kuckart

Die Vormieterin

Die unglückliche Jule Seidensticker zieht von Frankfurt nach Berlin. Als sie an einem 21. April ihren letzten Karton in die neue Wohnung im vierten Stock trägt, klingelt das Telefon. Ein Mann ruft aus dem Ausland für die Vormieterin Manuela Wendt an. Karl. Nett! denkt Jule und bleibt neben dem Anrufbeantworter stehen, ohne abzuheben. Ja, alle, die in der Folgezeit für die Vormieterin anrufen, sind nett. Viel netter als die Menschen, die Jule kennt. Vor allem die Stimme des Anrufer vom 21. April, der sich immer wieder aus dem Ausland für Manuela Wendt meldet, greift Jule in den Bauch. Karl. Eines Nachts geht sie ran. Tach Karl, sagt sie und hofft, dass er – so weit, weit weg – nicht merkt, dass sie nicht die richtige ist. Die Geschichte nimmt ihren Lauf. Jule Seidensticker schlüpft „karlinfiziert“ in das Leben ihrer Vormieterin Manuela Wendt und bewirbt sich unter dem Namen Wendt auf einen Job beim Theater. Manuela Wendts Leben wird für Jule Seidensticker ein vielversprechendes Abenteuer. Als sie zaghaft anfängt, für sich vom Glück zu sprechen, taucht Karl auf.

Auftragsarbeit für das Theater Paderborn

6 D, 2 H

UA: 11.09.2008 · Kammerspiele Paderborn · Regie: Judith Kuckart

Kritiken

Neue Westfälische

„... eine Menschenstudie, die mit Witz und Feinsinn die tragikkomischen Berührungspunkte zwischen menschlichen Begegnungen und die eigene Positionierung auslotet."

Neue Westfälische

„... eine Menschenstudie, die mit Witz und Feinsinn die tragikkomischen Berührungspunkte zwischen menschlichen Begegnungen und die eigene Positionierung auslotet."

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Judith Kuckart

Melancholie I oder Die zwei Schwestern

4 D, 2 H, 1 K, 3 Tänzerinnen/Schauspielerinnen, Verwandlungsdek

"Elsa hat eine Schwester: Lili.
Lili hat einen Mann: Ossip.
Wladimir hat niemanden, liebt aber Lili.
Lili weiß nicht genau, ob ihre Schwester Elsa nicht doch den Dichter Wladimir liebt, ein bißchen wenigstens. Also liebt Lili den Dichter Wladimir Majakowski auch ein bißchen und nimmt dafür den Mann Majakowski in Kauf. Die Schwestern Elsa und Lili Kagan suchen - jede für sich - einen Dichter, der für sie Verse schreibt. Elsa findet als Elsa Triolet den Schriftsteller Louis Aragon. Lili findet als Lili Brik den Dichter Wladimir Majakowski. So gehen beide Schwestern in die Literatur ein." (Judith Kuckart)

"Eine personnage de distance", ein Modell aus der Literatur, aus der Geschichte oder der Kunst erlaubt zu erzählen, von Kunst und Leben, vom Widerstand gegen den Gang der Ereignisse, vom Tod endlich. In der Annäherung an das Modell entfernt sich der Erzählende zugleich, um Platz zu machen für ein fiktives Wesen auf der Bühne, das zugleich das Original und längst ein anderer ist. Raum und Zeit wechseln gen Heute. Hier. Jetzt. Denn wer von anderen berichtet, und sei es über Jahrhunderte hinweg, der erzählt, so, wie er erzählt, von sich und seinen Begegnungen mit Lebenden und Toten." (Jörg Aufenanger, Judith Kuckart)

Darin liegt die unerwartete Aufforderung an Schauspieler- und TänzerInnen, sich mit den leisen Zwischentönen von Melancholie, Erotik und Komik an die Figuren anzunähern, sich durch die Figuren hindurchzuschreiben, um die Geschichte in den Raum zu setzen.

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