Gehen wir es an! – Ein Verlagsrückblick auf 2020

Gehen wir es an! – Ein Verlagsrückblick auf 2020

Wer hätte gedacht, dass uns allen 2020 so viel “Situationselastik“ – wie Ferdinand Schmalz so schön sagt – abfordert. Doch auch wenn unser aller Tagesgeschäft in diesem Jahr so radikal auf den Kopf gestellt und hinterfragt wurde, eines ist sicher: #DasDramaVerbindet. Friederike Emmerling beschreibt die vergangenen Monate im Verlag zwischen Einbruch, Umbruch und Aufbruch.

 

Obwohl unser Tagesgeschäft sich primär mit der Verwaltung von Verschiebungen und Absagen beschäftigte, war 2020 für S. Fischer Theater auch ein aufregendes Jahr. Die coronabedingte Zwangsdigitalisierung eröffnete völlig neue Kommunikationsmöglichkeiten. Das (bislang achtmonatige) Home Office zwang uns immer wieder aufs Neue, Arbeitsabläufe zu verbessern. Durch unsere Digitale Blaue Stunde haben wir (alle) in kürzester Zeit mit mehr Dramaturginnen und Dramaturgen, Intendantinnen, Regisseuren gesprochen, als wir es analog auch nur ansatzweise geschafft hätten. Mit dem Digitalen Textbuch haben wir uns kurzerhand von der gedruckten Broschüre verabschiedet, und mit der Cloud von Dokumenten, die nur von Einzelnen bearbeitet werden können. Neben der Sorge um Umsatzeinbrüche herrscht also auch Aufbruchstimmung. Starke Theaterstücke sind in diesem Jahr entstanden, ungewöhnlich und schön. Beginnend mit dem Mosaik der Mikrodramen im ersten Lockdown bis hin zu großen, von langer Hand geplanten Auftragswerken. Im Herbst konnten wir kurz spüren, wie wenig die Sprache sich von Abstandsregeln beirren lässt. Im Gegenteil, sie leuchtete hell, solange Bühnen wieder öffnen durften. Gemeinsam mit den Theatern geben wir unser Bestes, damit es möglichst bald wieder hell wird. Und bleibt. Denn noch nie wurde uns in dieser Klarheit deutlich, wie fragil die Abhängigkeiten im und um das Theater sind. Und was für ein großes Glück wir in den vergangenen Jahren hatten, in denen uns unzählige geöffnete Theater wie selbstverständlich erschienen. 2020 wurde immer wieder die Relevanz von Theater in Frage gestellt. Dabei wurde nicht beachtet, was Theater zuallererst ausmacht: Sein unverbrüchliches Bekenntnis zu einem permanenten Miteinander - zu einem gemeinsamen Kunstwerk. Warum nicht davon ausgehend über die gesellschaftliche Rolle des modernen Theaters nachdenken? Wie funktioniert ein Umfeld, das die Konfrontation zum Motor seines Gefüges macht? Ist nicht allein schon dieser jahrhundertealte Ansatz visionär? Und was kann das für die Zukunft bedeuten? Doch für 2020 lassen wir es gut sein. Denn bald ist Weihnachten. Und deshalb wünschen wir jetzt erst einmal fröhliche Feste und eine behutsame Ankunft im neuen Jahr…
Und dann, dann gehen wir es an!


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