Bruce Norris

Clybourne Park
(Clybourne Park)
Deutsch von Barbara Christ
3 D, 4 H
UA: 21.02.2010 · Playwrights Horizons, New York · Regie: Pam MacKinnon
DSE: 08.04.2011 · Staatstheater Mainz · Regie: Matthias Fontheim
406 Clybourne Street lautet die Adresse des schmucken Einfamilienhauses in einem gutbürgerlichen Vorort. In Bruce Norris’ tiefschwarzer Komödie wird es zum Auslöser erbitterter Nachbarschaftsstreitigkeiten.
1959: Ein weißes Ehepaar will nach dem tragischen Tod des Sohnes dem Familienheim und der alten Umgebung endgültig den Rücken kehren. Dass sie ihr Haus – zudem noch viel zu billig! – an eine farbige Familie verkauft haben, missfällt nicht nur den örtlichen Rotariern. Der soziale Niedergang der Gegend scheint vorprogrammiert. Hinter wohlformulierten Argumenten gegen den Verfall der Grundstückspreise und für den Erhalt des nachbarschaftlichen Gefüges lauert blanke Angst und kaum verschleierter Rassismus.
2009: dasselbe Haus. Die inzwischen gut durchmischte Gegend ist auf bestem Wege wieder zu einem „angesagten“ Viertel zu werden. Längst hat an der Ecke ein Bioladen eröffnet, und natürlich gibt es ein örtliches Komitee, das sich für eine „behutsame Renovierung der historischen Bausubstanz“ einsetzt. Als die Nachfahren der einstigen farbigen Besitzer das Haus an ein neureiches weißes Paar verkaufen, führen deren radikale Umbaupläne erneut zu heftigen Auseinandersetzungen.
Nach dem fulminanten Erfolg von Reiz und Schmerz, seiner bitterbösen Analyse bürgerlich-westlicher Doppelmoral, legt der amerikanische Schauspieler und Dramatiker Bruce Norris in Clybourne Park den Finger wiederum exakt in die Wunde unserer vermeintlich so aufgeklärten und multikulturellen Gesellschaft. Hat sich in den vergangenen 50 Jahren wirklich etwas an unseren inneren Haltungen verändert? (Ankündigung des Staatstheaters Mainz)