Savyon Liebrecht

Die Banalität der Liebe
(ha-banalijut shel ha-ahava)
Deutsch von Naomi Nir-Bleimling / Vera Loos
2 D, 2 H
UA: 10.10.2007 · Theater Bonn · Regie: Stefan Heiseke
„So ist das Theater denn in der Tat die politische Kunst par excellence; nur auf ihm, im lebendigen Verlauf der Vorführung, kann die politische Sphäre menschlichen Lebens überhaupt so weit transfiguriert werden, dass sie sich der Kunst eignet. Zugleich ist das Schauspiel die einzige Kunstgattung, deren alleinigen Gegenstand der Mensch in seinem Bezug zur Mitwelt bildet.“
Hannah Ahrendt, 1906-1975

Die Geschichte von Hannah Arendt und Martin Heidegger, ihre geheime Liaison über vier Jahre, die darauffolgenden 17 Jahre ohne jeglichen Kontakt und dann ihre öffentliche Freundschaft über 25 Jahre, ist eine faszinierende Geschichte. Jenseits der Romanze und des Aspekts der Lehrer-Schülerin-Beziehung, jenseits der Begegnung zwischen zwei der wichtigsten Philosophen des 20. Jahrhunderts, fesselt die geheimnisvolle Verbindung zwischen dem Deutschen Heidegger, zeitweiligem Mitglied der NSDAP, und der Jüdin Arendt.

Savyon Liebrecht erfindet für ihre dramatische Darstellung dieser Geschichte die Figur des Rafael Mendelson, Kommilitone und Seelenfreund der jungen Hannah zum Zeitpunkt, als sie ihr Verhältnis mit ihrem Professor beginnt. Rafael versucht, Hannah zu warnen, nicht zuletzt, weil er selbst in sie verliebt ist.
In der Rahmenhandlung des Stücks, die 1975 kurz vor Arendts Tod in New York spielt, sucht ein junger Mann die berühmte Autorin auf, um ein Interview mit ihr zu führen. Seine Fragen, die Arendts Erinnerungen an ihre Geschichte mit Heidegger auslösen, die in Rückblenden zu sehen sind, machen bald deutlich, dass sein Anliegen kein wissenschaftliches, sondern ein persönliches ist. Er ist Rafaels Sohn und will nach dem Tod des Vaters herausfinden, was damals geschehen ist.