Hans Castorp - seit sieben Jahren dem 'großen Stumpfsinn' eines Lungensanatoriums ausgesetzt - widerfährt eine wunderbare Überraschung: "Welche Errungenschaft war es, die unsern Freund vom Kartentrick erlöste und ihn einer anderen, edleren, wenn auch im Grunde nicht weniger seltsamen Leidenschaft in die Arme führte? Es war ein strömendes Füllhorn heitern und seelenschweren künstlerischen Genusses. Es war ein Musikapparat. Es war ein Grammophon. "Es ist das neueste Modell", sagte der Hofrat. "Letzte Errungenschaft, Kinder, 1a, ff, was Besseres gibt es nicht in dem Janger. Das ist kein Apparat und keine Maschine, das ist ein Instrument, das ist eine Stradivarius... Ich übermache Ihnen den ganzen Zauber zu freier Lust, empfehle ihn aber dem Schutze des Publikums. Wollen wir mal probeweise eine erbrausen lassen?" Hans Castorp ist glücklich. Mit der Fülle des Wohllauts, die den Aufnahmen entströmt, "mit den Wundern der Truhe in seinen vier Wänden, mit den blühenden Leistungen dieses gestutzten kleinen Sarges aus Geigenholz, dieses mattschwarzen Tempelchens" wird er sich in eine andere Welt träumen...
Ein Soloabend mit einem Kapitel aus Thomas Manns Zauberberg als Stück für einen Erzähler, ein Grammophon und viele Schallplatten. (Deutsches Theater Berlin)
Marcus Mislin, Thomas Mann
Fülle des Wohllauts
Nach dem gleichnamigen Kapitel aus dem Roman Der Zauberberg
1 H
UA: Februar 2003 · Deutsches Theater, Berlin · Regie: Marcus Mislin