Naomi Schenck

Hawaii - Szenen aus einer hellen Nacht
ONDA So geht das Spiel. Sie wissen alles. Sie verstehen alles. Sie können
mir auf alles Antworten geben. Ich glaube Ihnen alles.
BELM Überschätzen Sie mich nicht?
ONDA Und wenn schon. Es entlastet mich, nicht selbst entscheiden zu
müssen.
BELM Und wenn ich meine Aufgabe nicht erfülle?
ONDA Was immer Sie tun oder nicht tun, es erfüllt die Aufgabe.

Onda will einen Versuch an sich selbst durchführen: Liebe künstlich herzustellen. Der Befund dieses Projekts wird in einem Buch mit dem Titel Hawaii veröffentlicht. Künstlich geliebter Mann soll Belm sein, ein Fremder, den sie anspricht. Mit entwaffnender Offenheit stürzt Onda sich in dieses Experiment und konzentriert ihr Leben auf Buch und Beziehung zu Belm. Belm hingegen, studierter Philosoph, liebt nicht nur seine Freiheit sondern weiß sich auch zu schützen. Wo Onda sich unterwirft, anbiedert, liebkost und um Liebe bettelt, bleibt Belm unnahbar. Wo Onda die Beziehung zu ihrem Verlobten löst, pflegt Belm weiterhin seine Affäre mit der schönen Francoise. Doch Ondas Beharrlichkeit zeigt Erfolg. Belm gewöhnt sich an die Frau, die nicht von seiner Seite weichen mag. Aber als Onda ihm eröffnet, dass sie schwanger ist, oder zumindest vorgibt es zu sein, verliert Belm die Balance. Onda beendet das Projekt und lässt ihn zurück. Was Belm bleibt sind "22 protokollierte Versuchsanordnungen mit dem Ziel, Liebe künstlich herzustellen".
Mit einer faszinierenden Mischung aus Humor und Tragik verknüpft Naomi Schenck in 22 Szenen das Leben zweier Menschen, die zunächst nichts weiter verbindet als eine Handvoll Spielregeln. Dass Liebe hergestellt werden konnte, steht außer Zweifel, dass aber damit ein Happy End unausweichlich sein müsste, war in der Projektbeschreibung anscheinend nicht vorgesehen.

Theaterstücke

Naomi Schenck
Hawaii - Szenen aus einer hellen Nacht
1 D, 1 H
ONDA So geht das Spiel. Sie wissen alles. Sie verstehen alles. Sie können ... mehr
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