Ewald Palmetshofer

Körpergewicht. 17%
Auftragsarbeit für das Nationaltheater Mannheim
1 D
UA: 27.05.09 · Nationaltheater Mannheim · Regie: Torge Kübler
Monolog in zwei Stimmen.

Gegensätzlicher könnten sie nicht sein, diese beiden Stimmen: Einerseits, vom linken Seitenrand her, die Stimme dieser Frau, die sich im Rückzug verschanzt hat, völlig auf der Verliererseite der Überflüssigen angelangt, und nur mit schwerem inneren Geschütz die Welt mit ihren Menschen erträgt. Und andererseits, vom rechten Seitenrand her, die Stimme dieses jungen Finanzmenschen, den die Blase ausgespieen hat, der die Welt bereist, weil es ihm keinen Ort mehr gibt. Sie schon lange verschwunden. Er gerade dabei. Zwei Überflüssige, die alles trennt, vielleicht bis auf diesen verschwindenden Rest, ihr Verschwinden selbst.
Und vielleicht gibt es sie ja, diese fast historischen Momente, in denen die Gegensätze in eins fallen. Ganz kurz. Vielleicht ein Blick am U-Bahnsteig. Und es kommt schon mal vor, dass jemand auf die Gleise fällt und unter die Räder kommt und verschwindet. Und so zwingt dieser Monolog zwei Stimmen in einen Körper. Immer eine Stimme zu viel, ein Überflüssiger, eine Überflüssige mehr, als der Körper ertragen kann. Bis am Ende wieder Ordnung herrscht, der historische Moment nie gewesen ist und man sich des Überschusses entledigt hat.
Ewald Palmetshofer


"Auch die einsame, vor einem weißen Rundhorizont wie ein schwarzes, seltsames Gespenst sich hinter einer wütenden, kinder-, lärm- und menschenhasserischen Weltangst verbarrikadierende Frau, die in Ewalds Palmetshofers Körpergewicht 17% gegen alles, was draußen vor ihrer Wohnung, ihrem Sicherheitsnest liegt, antobt, wirkt doppelt. Einerseits als aus allen sozialen Sicherungen und Kontakten gefallene Schnauze ohne Herz. Andererseits … groß hingeraunztmeißeltem Solo als eine Art Schwester von Becketts Herrn Krapp. Eine Alte, die ihre letzten, absurden, längst todesinfizierten Sprachtiraden abhört, durchsetzt von einer zweiten Stimme, einer in Indien der Welt abhandengekommenen und buchstäblich vom Fleisch und von ihrem Körper fallenden ...

Kritiken

körpergewicht 17%

Der Standard, 15.10.2011

Nun liegen auf Palmetshofers rhythmisch hübsch schnurrendem Text [...] ein paar Tonnen Sekundärliteratur: von Ulrich Beck aus abwärts immer nur das Beste.

Kronenzeitung, 15.10.2011

Die gesellschaftliche "ewigliche" Krise schimmert in dem dichten textgewebe durch, und doch verzichtet Palmteshofer nicht auf Ironie und mitunter recht süffisanten Humor.