Stefan Schütz

Laokoon
3 D, Chor, 1 Dek
UA: 14.09.1983 · Deutsches Theater, Göttingen · Regie: Günther Fleckenstein
Schütz benutzt für sein Schauspiel die alte griechische Sage um den trojanischen Seher Laokoon, doch konstruiert er daraus eine eigene Fabel: Das griechische Heer scheint der jahrelangen Belagerung Trojas überdrüssig und zieht sich zurück. Doch lassen die Griechen vor den trojanischen Stadtmauern ein überdimensionales hölzernes Pferd als Geschenk zurück.
Der Seher Laokoon warnt das trojanische Volk, vertreten durch den Chor, vor diesem sogenannten "Danaergeschenk", das für ihn nur Unheil und Verderben bedeuten kann. Der Chor, der in seinem Auftreten und in seiner Argumentation einer Journalistenrunde oder Politikern aller Parteien gleicht, wird von Laokoon nachdenklich gestimmt. Doch Trojas Führer Priamos kann mit klugen und Beifall heischenden Reden - wie ein geübter Politiker - alle Bedenken des Chors wegwischen. Unterstützt wird er dabei von Simon, einem vermeintlichen griechischen Überläufer, der diesem Realpolitiker Priamos die richtigen Argumente liefert. Laokoon geht in seinem Fanatismus sogar so weit, seine Kinder und sich selbst zu töten, um das "Danaergeschenk" von der Stadt abzuwenden. Doch auch diese Opferung kann das geblendete trojanische Volk nicht mehr umstimmen. Im Gegenteil: Er bestätigt das Vorurteil gegen seine Offenbarungen, und man ist nun erst recht entschlossen, das Pferd als Göttergeschenk in die Stadt zu bringen.