An einem späten Sommernachmittag betritt ein verwirrter Mann ein Büro im 5. Stock - angeblich wird er verfolgt. Panisch beschwört er den einzig Anwesenden, ihm aus der prekären Lage zu helfen, ihn vor seinen Verfolgern zu retten und auf jeden Fall die Tür sofort abzuschließen.
Nun sind sie allein: Zwei Männer, Paul, der seit langem hier wohl vergessene Angestellte und sein „Geiselnehmer“, der den Grund seiner Verfolgung nicht genau erklären kann. Doch Paul zeigt sich als unkonventionelle Geisel, gibt gar vor, seit längerem auf diesen Geiselnehmer gewartet zu haben. Endlich scheint sich sein Warten zu erfüllen, jemand sucht ihn auf, gibt seinem Dasein einen Sinn. Dem panischen Gast gewährt er Einblick in sein Dasein, von dem bisher kaum jemand Notiz nahm. Ein 50jähriger Vergessener in einem riesigen Verwaltungsgebäude, der sich, wie er vorgibt, fast ausschließlich von Schokolade ernährt, einen undefinierbaren Katarrh pflegt und sporadisch nach Singapur geschickt wird. So auch am darauf folgenden Morgen.
Singapur wäre eventuell die Rettung für den Eindringling, den Paul, da dieser seine Identität nicht preisgeben will, „Alex“ nennt.
Er schlägt „Alex“ vor, ihm mit dem Messer ein Gliedmaß abzuschneiden, es zu verzehren und ihn sogar - wenn nötig - zu schlachten und zu verspeisen.
Da Paul mit Sicherheit annimmt, dass das Büro, in dem er seit Jahrzehnten sein Leben verbringt, von Kameras überwacht wird, liegt der Gedanke an eine medienträchtige Inszenierung des Ganzen nah…
Jean-Paul Maes
Singapur
2 H
UA: 6.12.07 · Kapuzinertheater Luxemburg · Regie: Franz-Josef Heumanskemper