Hansjörg Schertenleib

Ultima Thule
3 D, 7 H, Verwandlungsdek
frei zur UA
Demonstranten sind bei Auseinandersetzungen mit der Polizei festgenommen worden. Jetzt befinden sie sich barfuß, eingeschüchtert, mit gespreizten Beinen an einer Zellenwand stehend. Der Mann, ein Doktor aus Heidelberg, ist verwirrt. Er wird von einem autoritären Vernehmungsbeamten in die Mangel genommen. Der junge Mann und das Mädchen unterhalten sich in der Zelle. Einer der Polizisten hat auf der Demo einige Schläge eingesteckt. Doch viel mehr als unter seinen körperlichen Verletzungen leidet er unter der Trennung von seiner Frau und seiner Tochter, die ihn verlassen haben. Gleichgültigkeit und Spott seiner Kollegen sind Anzeichen der unmenschlichen, zynischen Atmosphäre auf dieser Polizeistation. Als die halbwüchsige Tochter des Polizisten schließlich als Häftling auf der Wache erscheint und mit dem skrupellosen Beamten flirtet, ist der Außenseiter der Verzweiflung nah.

Die drastische Darstellung der genüsslich praktizierten psychologischen Machtrituale der Polizisten, die sich gegen alles richten, was unterlegen zu sein scheint, also auch gegen den leidenden Kollegen, ist wirkungsvoll kontrastiert mit einer lyrischen Ebene. Allein mit sich spricht jede der Figuren einmal ihre Wahrheit aus. "Außerhalb von Raum und Zeit" befindet sich eine namenlose Frau, vielleicht die Frau des verlassenen Polizisten, deren »Gesang' das Geschehen auf der Polizeistation unterbricht und transzendiert. Es ist ein memento mori, Rückblick auf eine Liebe, ein Vergehen in der Natur, in Erwartung der anderen, die früher oder später auch dorthin müssen: nach Ultima Thule.