Theater

Samuel Beckett

Akt ohne Worte I

Pantomime in 1 Akt
(Acte sans Paroles I)

Eine Wüste. Blendendes Licht. Ein Mensch wird auf die Bühne geworfen. Und er wird immer wieder zurückgeworfen, ob er auf der rechten oder auf der linken Seite einen Abgang sucht. Ein Baum kommt von oben, eine Schneiderschere, eine Karaffe mit Wasser. Dann ein größerer und ein kleinerer Würfel. Der Mensch überlegt und betrachtet seine Hände. Er versucht, die Karaffe mittels der Würfel zu erreichen. Er schafft es nicht. Das Tau, von oben, gibt nach, als er fast die Karaffe erreicht. Die Vergeblichkeit seines Tuns lässt ihn schließlich im Nichtstun verharren. Alles wird wieder nach oben gezogen. Der Mensch betrachtet seine Hände.

Wie auch beim Akt ohne Worte II - oder: wie bei Beckett überhaupt - stellt sich die Frage, wer hier wen determiniert: die Sache den Menschen, der Mensch sich selbst, ein wie auch immer geartetes "Oben" das ohnmächtige menschliche "Unten"? Oder ist schon allein das Stellen der Frage die Determination? Vielleicht sollte man beim "Akt ohne Worte" besser an Buster Keaton denken, den Beckett hoch verehrte.

Deutsch von Elmar Tophoven

1 H, 1 Dek

UA: 03.04.1957 · Royal Court Theatre, London · Regie: Deryk Mendel

Aufführungsarchiv

22
Dezember 1999
Samuel Beckett

Akt ohne Worte I

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Samuel Beckett

Glückliche Tage

Deutsch von Erika Tophoven, Elmar Tophoven
1 D, 1 H, 1 Dek

Ein ältliches Paar, Winnie und Willie, vegetiert in einem zeitlichen und geographischen Vakuum seinem Ende entgegen. Winnie steckt bis zur Brust in einem Erdhaufen - ein weiblicher Torso, der so tut, als sei er ein intaktes menschliches Wesen. Vor der Gewissheit ihrer Verwesung flüchtet sie sich in das rastlos zelebrierte Ritual banaler Betätigungen, in ein albern nutzloses Spiel mit Gegenständen, die ihren Sinn verloren haben und zu austauschbaren Requisiten geworden sind. Sie schminkt sich und hält auf ihr Aussehen, während ihr Körper versinkt. Die Monologe ihrer qualvollen Isolation - durch viele Pausen markierte Sprachfetzen - balancieren am Rand des Schweigens, das ihren Partner Willie bereits umfängt. Seine seltenen schwachen Lebenszeichen elektrisieren Winnie, erfüllen sie mit einer Glückshoffnung, die in ironischem Gegensatz zu ihrer und Willies Situation steht. Meist jedoch döst die Larve des einstigen Individuums Willie unter der gleißenden Sonne, die die öde Szenerie ausleuchtet, oder verschwindet hinter dem Erdhügel.
Im zweiten Akt ist Winnie bis zum Hals eingebettet. In dem Maße, in dem ihr Körper abstirbt, überspielt sie das Wissen um ihr baldiges Ende.
Grotesker Höhepunkt: In Willie zucken Funken von Vitalität auf, letzte Reste von Erotik, die dieses fast schon leblose Bündel Mensch unvermittelt in die Karikatur eines geilen Beau verwandeln, der vergeblich den die Frau langsam verschlingenden Hügel zu erklimmen sucht...

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