Theater

Samuel Beckett

Akt ohne Worte II

Pantomime in 1 Akt
(Acte sans Paroles II)

A und B liegen in zwei Schlafsäcken auf der Bühne. A liegt rechts. Von rechts kommt der Stachel und piekst dreimal in den Schlafsack von A. Er bewegt sich. Der Stachel zieht sich zurück. A steht auf, träumt vor sich hin, zieht sich an, träumt vor sich hin, beißt in eine Mohrrübe, träumt vor sich hin, zieht sich wieder aus, verschiebt die Schlafsäcke etwas zur Bühnenmitte und legt sich wieder hin.
B liegt rechts. Der Stachel kommt von rechts und piekst in den Schlafsack von B. Der Stachel zieht sich wieder zurück, als B aufsteht, auf die Uhr schaut, Freiübungen macht, sich kämmt, sich anzieht, auf die Uhr schaut, seine Kleider ausbürstet, in eine Mohrrübe beißt, auf die Uhr schaut, eine Landkarte betrachtet, die Schlafsäcke verschiebt und sich wieder hinlegt.
A liegt rechts. Der Stachel kommt von rechts. A steht auf und träumt vor sich hin.

Minimaltheater - ein sich ständig wiederholender Ablauf mit winzigen Variationen. Eine groteske Konstellation - wobei der Stachel weitaus weniger absurd wirkt, als die beiden Personen, die unterschiedlicher nicht sein könnten: A verträumt und langsam, B exakt und schnell. Aber ist der Stachel nur ein Impuls, wenn ja: woher? Oder ist er die bewegende Macht?

Deutsch von Elmar Tophoven

2 Darsteller:innen, 1 Stachel, 1 Dek

UA: 03.04.1957 · Royal Court Theatre, London · Regie: Deryk Mendel

Aufführungsarchiv

25
Juni 2014
Samuel Beckett

Akt ohne Worte II

Theater
Regie Peter Kratz
Theater Scala Kultur gGmbH, Ludwigsburg
27
November 2019
Samuel Beckett

Akt ohne Worte II

Theater
Regie Matthias Brenner

Weitere Stücke

Alle Stücke
Theater
Audio
Samuel Beckett

Glückliche Tage

Deutsch von Erika Tophoven, Elmar Tophoven
1 D, 1 H, 1 Dek

Ein ältliches Paar, Winnie und Willie, vegetiert in einem zeitlichen und geographischen Vakuum seinem Ende entgegen. Winnie steckt bis zur Brust in einem Erdhaufen - ein weiblicher Torso, der so tut, als sei er ein intaktes menschliches Wesen. Vor der Gewissheit ihrer Verwesung flüchtet sie sich in das rastlos zelebrierte Ritual banaler Betätigungen, in ein albern nutzloses Spiel mit Gegenständen, die ihren Sinn verloren haben und zu austauschbaren Requisiten geworden sind. Sie schminkt sich und hält auf ihr Aussehen, während ihr Körper versinkt. Die Monologe ihrer qualvollen Isolation - durch viele Pausen markierte Sprachfetzen - balancieren am Rand des Schweigens, das ihren Partner Willie bereits umfängt. Seine seltenen schwachen Lebenszeichen elektrisieren Winnie, erfüllen sie mit einer Glückshoffnung, die in ironischem Gegensatz zu ihrer und Willies Situation steht. Meist jedoch döst die Larve des einstigen Individuums Willie unter der gleißenden Sonne, die die öde Szenerie ausleuchtet, oder verschwindet hinter dem Erdhügel.
Im zweiten Akt ist Winnie bis zum Hals eingebettet. In dem Maße, in dem ihr Körper abstirbt, überspielt sie das Wissen um ihr baldiges Ende.
Grotesker Höhepunkt: In Willie zucken Funken von Vitalität auf, letzte Reste von Erotik, die dieses fast schon leblose Bündel Mensch unvermittelt in die Karikatur eines geilen Beau verwandeln, der vergeblich den die Frau langsam verschlingenden Hügel zu erklimmen sucht...

Digitales Textbuch