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Samuel Beckett

Aschenglut

Henry, ein einsamer, alter Mann, läßt sich auf dem steinigen Strand nieder. Um das verhaßte Geräusch der See zu übertönen, spricht er zu sich selbst und noch zu einem anderen Verlorenen: "Wer ist nun neben mir? Ein alter Mann, blind und blöd. - Mein Vater, zurück von den Toten, um bei mir zu sein." Doch sein Vater, der damals an dieser Stelle beim Schwimmen ertrank, antwortet nicht. Henry spricht dennoch weiter mit ihm - von einer Geschichte, an der er zeitlebens memoriert, ohne jemals zu Ende zu kommen, Reste eines frühen Erlebnisses, dessen Fatalität sein Leben bestimmte: "Weiße Welt, große Not, kein Geräusch, nur die Aschenglut, Geräusch des Sterbens, sterbender Glut..." Wieder kommt er nicht weiter, obwohl er noch mehrmals ansetzt. Nun ruft er seine tote Frau Ada an, die sogar antwortet. Und obwohl sie ihn durch große Betulichkeit quält, läßt er sie nicht wieder gehen. Seine Einsamkeit zwingt ihn, mit irgend jemandem zu sprechen...

Deutsch von Elmar Tophoven

Ursendung: 06.10.1959 · SDR / BR · Regie: Donald McWhinnie

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Samuel Beckett

Glückliche Tage

Deutsch von Erika Tophoven, Elmar Tophoven
1 D, 1 H, 1 Dek

Ein ältliches Paar, Winnie und Willie, vegetiert in einem zeitlichen und geographischen Vakuum seinem Ende entgegen. Winnie steckt bis zur Brust in einem Erdhaufen - ein weiblicher Torso, der so tut, als sei er ein intaktes menschliches Wesen. Vor der Gewissheit ihrer Verwesung flüchtet sie sich in das rastlos zelebrierte Ritual banaler Betätigungen, in ein albern nutzloses Spiel mit Gegenständen, die ihren Sinn verloren haben und zu austauschbaren Requisiten geworden sind. Sie schminkt sich und hält auf ihr Aussehen, während ihr Körper versinkt. Die Monologe ihrer qualvollen Isolation - durch viele Pausen markierte Sprachfetzen - balancieren am Rand des Schweigens, das ihren Partner Willie bereits umfängt. Seine seltenen schwachen Lebenszeichen elektrisieren Winnie, erfüllen sie mit einer Glückshoffnung, die in ironischem Gegensatz zu ihrer und Willies Situation steht. Meist jedoch döst die Larve des einstigen Individuums Willie unter der gleißenden Sonne, die die öde Szenerie ausleuchtet, oder verschwindet hinter dem Erdhügel.
Im zweiten Akt ist Winnie bis zum Hals eingebettet. In dem Maße, in dem ihr Körper abstirbt, überspielt sie das Wissen um ihr baldiges Ende.
Grotesker Höhepunkt: In Willie zucken Funken von Vitalität auf, letzte Reste von Erotik, die dieses fast schon leblose Bündel Mensch unvermittelt in die Karikatur eines geilen Beau verwandeln, der vergeblich den die Frau langsam verschlingenden Hügel zu erklimmen sucht...

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