Theater

Marcus Braun

Bilder von Männern und Frauen

"Also es gibt ein Teilchen, das heißt Tachyon. Dessen quadrierte Masse ist negativ. Sein Vorhandensein in einer Theorie, sein Vorkommen, läßt auf einen logischen Widerspruch schließen....Sowas ist gestern plötzlich aufgetaucht."
"Aha."

Paul und Mila sind ein Paar. Paul und Carus sind Freunde. Paul und Uta haben Sex. Uta und Carus haben auch Sex, Carus und Mila ebenso. Und weil der Sex mit einer anderen Frau oder mit der Geliebten des Freundes oder mit der Freundin des Freundes eigentlich tabu ist, passieren Dinge, die so eigentlich nie passieren sollten.

Die Anordnung in Marcus Brauns neuem Stück ist denkbar einfach. Doch hinter dieser scheinbaren Einfachheit lauert die Planlosigkeit sexueller Begierde, die Macht einmal getroffener Entscheidungen und deren Verselbständigung.

"Du musst ja nicht ganz weggehen. Vielleicht nur ein kleines Stück", rät Carus seinem Freund Paul. "Beim ersten Schritt sind wir frei. - Erst beim zweiten werden wir Knechte."

Brauns Figuren halten sich und uns einen Spiegel vor, in dem sie sich selbst nicht mehr erkennen, aber wir uns um so besser. Ironisch und subtil, manchmal trostlos und vor allem ungemein komisch skizziert er Bilder von Männern und Frauen, die sich verlieben, verlieren, verirren, sich entscheiden - und dann doch alles ganz anders machen.

2 D, 2 H

UA: 11.11.2007 · Nationaltheater Mannheim · Regie: Simon Solberg

Aufführungsarchiv

11
November 2007
Marcus Braun

Bilder von Männern und Frauen

Theater
UA
Regie Simon Solberg
Theater Nationaltheater Mannheim, Mannheim

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Marcus Braun

Andras & Antonia

1 D, 1 H

Andras und Antonia wurden von einem Kontaktprogramm füreinander ausgewählt. Die erhofften Gemeinsamkeiten wollen sich allerdings nicht gleich beim ersten Treffen einstellen. Selbiges findet in der sicheren Anonymität des virtuellen Raumes statt. Und dort gestaltet sich zwar einiges fremder als im Realen, vieles aber deutlich einfacher. Von einer platonischen über eine sexuelle zu einer gewaltvollen Annäherung dauert es hier nicht sehr lange.
Fasziniert von der Außerkraftsetzung physikalischer und biologischer Gesetze, reizen Andras und Antonia die Möglichkeiten aus. Setzt eine physische Abwesenheit nicht gleichzeitig gesellschaftliche Regelsysteme außer Kraft? Kann eine virtuelle Existenz überhaupt zur Rechenschaft gezogen werden? In rasender Geschwindigkeit durchlebt das ungelenke Paar die Eckpfeiler einer Romanze. Und als die Kommunikation nach dem Liebesakt zu versiegen droht, begibt man sich auf die Suche nach neuer Stimulanz. Doch die Abstraktion bekommt Konturen. Das Konkrete schimmert durch und präsentiert sich ungeahnt bedrohlich. Die beiden haben mehr miteinander zu tun, als ihnen lieb sein kann.

In Andras und Antonia setzt Marcus Braun sich mit den Spielarten des Virtuellen auseinander. Chöre queren diese Begegnungen im Nirgendwo und begleiten das Spiel mit Poesie. Was für einen Sinn ergibt die Unterscheidung von wirklicher und virtueller Welt, wenn das erfundene Leben immer größeren Raum einnimmt und das reale in den Abgrund zu ziehen vermag?

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