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Theater

Marcus Braun

Deutsche Oper

Im Heim Silbertanne ruht die braune Brut. Altersschwach senil frönen sie der Erinnerung und schwelgen in vergangenen Hitlerzeiten. Wörns, Führungsmitglied Rechtsgesinnter und Leiter dieses Heims, päppelt wichtiges Gedankengut. Doch Bruton und Eigenrauch, die Investoren, planen anders. Bewohntes Eigentum verdrängt politische Gesinnungspflege. Wörns will kampflos hier nicht gehen, stellt die Armee seiner Geronten auf. Pfleger Mirko ist den Alten lieb und teuer, liebt selbst aber auch das junge Fleisch. Caro ist die Auserwählte, des Feindes Bruton Tochter. Kritisch hinterfragendes Geschöpf. Gesinnungswankend Susann, 24, die von rechts nach links im Kreis sich dreht. Schlussendlich aber in den Dienste Brutons tritt. Zum Showdown trifft man sich im Heim, gegessen wird Kalbsbraten und Kartoffelgratin: Festtagsmenü. Mirko setzt dem Druck ein Ende, ihm zum Opfer fallen Bruton und die Silbertanne. Im Krieg zerbombt durch starken Willen. Auf den Trümmern aber geht das Leben weiter.

Der Autor hat mit seinem Stück Deutsche Oper ein Stück braun-deutsche Gegenwart eingefangen. Kunstvoll komponiert er Sprache und Inhalt zu einem beeindruckenden Opus und mischt in die düstere Gratwanderung zwischen Nationalismus und Kapitalismus allerfeinste ironische Untertöne.

3 D, 6 H, Verwandlungsdek

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Marcus Braun

Andras & Antonia

1 D, 1 H

Andras und Antonia wurden von einem Kontaktprogramm füreinander ausgewählt. Die erhofften Gemeinsamkeiten wollen sich allerdings nicht gleich beim ersten Treffen einstellen. Selbiges findet in der sicheren Anonymität des virtuellen Raumes statt. Und dort gestaltet sich zwar einiges fremder als im Realen, vieles aber deutlich einfacher. Von einer platonischen über eine sexuelle zu einer gewaltvollen Annäherung dauert es hier nicht sehr lange.
Fasziniert von der Außerkraftsetzung physikalischer und biologischer Gesetze, reizen Andras und Antonia die Möglichkeiten aus. Setzt eine physische Abwesenheit nicht gleichzeitig gesellschaftliche Regelsysteme außer Kraft? Kann eine virtuelle Existenz überhaupt zur Rechenschaft gezogen werden? In rasender Geschwindigkeit durchlebt das ungelenke Paar die Eckpfeiler einer Romanze. Und als die Kommunikation nach dem Liebesakt zu versiegen droht, begibt man sich auf die Suche nach neuer Stimulanz. Doch die Abstraktion bekommt Konturen. Das Konkrete schimmert durch und präsentiert sich ungeahnt bedrohlich. Die beiden haben mehr miteinander zu tun, als ihnen lieb sein kann.

In Andras und Antonia setzt Marcus Braun sich mit den Spielarten des Virtuellen auseinander. Chöre queren diese Begegnungen im Nirgendwo und begleiten das Spiel mit Poesie. Was für einen Sinn ergibt die Unterscheidung von wirklicher und virtueller Welt, wenn das erfundene Leben immer größeren Raum einnimmt und das reale in den Abgrund zu ziehen vermag?

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