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Marcus Braun

Lernbericht

"Es geht um Luftballonverkauf, väterliche Warnungen, den Terror von Deutschaufsätzen, die Exzesse der Kleinfamilie und die Neujahrsansprache vom Jahr zuvor; den Größenwahn unter Säugetieren; so verstanden, ein Rückblick, ein Blick zurück; rückwärtsgewandt, mit dem Rücken zur Zukunft rast man durch Raum und Zeit und vergrößert unablässig die vor einem wuchernde Vergangenheit." (Marcus Braun)

"Wichtig ist, daß die symbolische Ordnung der Kultur und der Familie wesentlich sprachlicher Natur ist. Bereits beim Spracherwerb unterliegt der Mensch den Einflüsterungen einer Kulturgemeinschaft. Mit den Worten übernimmt er die Wertvorstellungen, mit den Sätzen eine bestimmte Art und Weise, die Welt symbolisch zu ordnen. Diese Ordnung kommt ihm dann mangels Alternativen ganz natürlich vor ... Als Gegenstände der Rede werden Mensch und Welt zu Zeichen für etwas verdinglicht, das nicht mehr mit ihnen selbst übereinstimmt. Katalogisierungen, Benennungen, Definitionen treten vor allem im abstrakten Diskurs der Ideologen und Systemphilosophen, der Sinnverwalter und Tugendwächter an die Stelle konkreter Erfahrungen; was diese Beherrscher der Sprache bewegt, ist die Einhaltung der Regel und nicht der je besondere Lebenslauf, der ihnen bloß als Ausnahme gilt. (Matthias Bauer zu Marcus Braun)

1 D, 2 H, Chor

UA: 09.12.2006 · Ulmer Theater · Regie: Lars Vogel

Ursendung: 23.02.2003 · SR · Regie: Stefan Dutt

Aufführungsarchiv

09
Dezember 2006
Marcus Braun

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UA
Regie Lars Vogel
Theater Theater Ulm, Ulm

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Marcus Braun

Andras & Antonia

1 D, 1 H

Andras und Antonia wurden von einem Kontaktprogramm füreinander ausgewählt. Die erhofften Gemeinsamkeiten wollen sich allerdings nicht gleich beim ersten Treffen einstellen. Selbiges findet in der sicheren Anonymität des virtuellen Raumes statt. Und dort gestaltet sich zwar einiges fremder als im Realen, vieles aber deutlich einfacher. Von einer platonischen über eine sexuelle zu einer gewaltvollen Annäherung dauert es hier nicht sehr lange.
Fasziniert von der Außerkraftsetzung physikalischer und biologischer Gesetze, reizen Andras und Antonia die Möglichkeiten aus. Setzt eine physische Abwesenheit nicht gleichzeitig gesellschaftliche Regelsysteme außer Kraft? Kann eine virtuelle Existenz überhaupt zur Rechenschaft gezogen werden? In rasender Geschwindigkeit durchlebt das ungelenke Paar die Eckpfeiler einer Romanze. Und als die Kommunikation nach dem Liebesakt zu versiegen droht, begibt man sich auf die Suche nach neuer Stimulanz. Doch die Abstraktion bekommt Konturen. Das Konkrete schimmert durch und präsentiert sich ungeahnt bedrohlich. Die beiden haben mehr miteinander zu tun, als ihnen lieb sein kann.

In Andras und Antonia setzt Marcus Braun sich mit den Spielarten des Virtuellen auseinander. Chöre queren diese Begegnungen im Nirgendwo und begleiten das Spiel mit Poesie. Was für einen Sinn ergibt die Unterscheidung von wirklicher und virtueller Welt, wenn das erfundene Leben immer größeren Raum einnimmt und das reale in den Abgrund zu ziehen vermag?

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