Theater

Edward Albee

Die Ziege oder Wer ist Sylvia?

(Anmerkungen zu einer Bestimmung des Tragischen)
(The Goat or Who is Sylvia? (Notes Toward a Definition of Tragedy))

Martin ist ein erfolgreicher und preisgekrönter Architekt. Anlässlich seines fünfzigsten Geburtstages gibt er zu Hause ein Fernsehinterview. Der Journalist ist sein alter Freund Ross. Das Interview gerät jedoch zur vergeblichen Übung. Martin ist geistesabwesend und unkooperativ.
Nachdem die Kamera abgeschaltet ist, wird das Gespräch persönlich und Martin schüttet Ross sein Herz aus. Er und seine Frau Stevie haben kürzlich eine Farm gekauft, ein Landdomizil, das Refugium und Krönung ihrer wunderbaren und beständigen Verbindung sein sollte, in der fast ein Vierteljahrhundert lang keiner der Partner je das Bedürfnis zum Seitensprung verspürt hat.
Eine unerwartete Begegnung auf dem Lande aber bringt Risse ins Eheidyll. Martin entflammt in unentrinnbarer Leidenschaft für eine Ziege und stürzt sich in seine erste außereheliche Beziehung.
Ross ist entsetzt. Im Glauben, seinem Freund zu helfen, schreibt er Stevie einen Brief und gibt Martins Geheimnis preis...

Die alte Geschichte vom Zerbrechen einer heilen Welt nimmt ihren Lauf, und Edward Albee erzählt sie neu, komisch und tragisch zugleich.

Die Ziege oder wer ist Sylvia? gewann den New York Drama Critics Circle Award und den Tony Award als bestes Stück des Jahres. 2004 gewann Edward Albee mit diesem Stück den Nestroy-Autorenpreis.


Deutsch von Alissa Walser, Martin Walser

1 D, 3 H

UA: 10.03.2002 · Golden Theatre, New York

DSE: 10.01.2004 · Burgtheater, Wien · Regie: Andrea Breth

Kritiken

Michael Kuchwara, Associated Press

„Although it is often quite funny, "The Goat" ... is a serious, thoughtful, even tragic play despite the comic outrageousness of its premise."

The New York Times

„Four decades after "Virginia Woolf" sent shock waves through the mainstream theater, Mr. Albee still asks questions that no other major American dramatist dares to ask. It's good to have him back on Broadway..."

Michael Kuchwara, Associated Press

„Although it is often quite funny, "The Goat" ... is a serious, thoughtful, even tragic play despite the comic outrageousness of its premise."

The New York Times

„Four decades after "Virginia Woolf" sent shock waves through the mainstream theater, Mr. Albee still asks questions that no other major American dramatist dares to ask. It's good to have him back on Broadway..."

Aufführungsarchiv

10
Januar 2004
Edward Albee

Die Ziege oder Wer ist Sylvia?

Theater
DSE
Regie Andrea Breth
Theater Burgtheater GmbH, Wien
29
Januar 2004
Edward Albee

Die Ziege oder Wer ist Sylvia?

Theater
DE
Regie Felix Prader
Theater Renaissance-Theater, Berlin
05
Februar 2004
Edward Albee

Die Ziege oder Wer ist Sylvia?

Theater
Regie Christian Stückl
11
März 2004
Edward Albee

Die Ziege oder Wer ist Sylvia?

Theater
30
April 2004
Edward Albee

Die Ziege oder Wer ist Sylvia?

Theater
Regie Albert Lang
02
November 2004
Edward Albee

Die Ziege oder Wer ist Sylvia?

Theater
Theater Wallgraben Theater, Freiburg
04
November 2004
Edward Albee

Die Ziege oder Wer ist Sylvia?

Theater
Regie Kai Festersen
05
November 2004
Edward Albee

Die Ziege oder Wer ist Sylvia?

Theater
05
März 2005
Edward Albee

Die Ziege oder Wer ist Sylvia?

Theater
11
Juni 2005
Edward Albee

Die Ziege oder Wer ist Sylvia?

Theater
10
September 2005
Edward Albee

Die Ziege oder Wer ist Sylvia?

Theater
Theater Theater Magdeburg, Magdeburg
15
Oktober 2005
Edward Albee

Die Ziege oder Wer ist Sylvia?

Theater
Theater E.T.A. Hoffmann-Theater, Bamberg
28
Januar 2006
Edward Albee

Die Ziege oder Wer ist Sylvia?

Theater
Regie Burghart Klaußner
Theater Hamburger Kammerspiele, Hamburg
04
März 2006
Edward Albee

Die Ziege oder Wer ist Sylvia?

Theater
Regie Monika Steil
11
März 2006
Edward Albee

Die Ziege oder Wer ist Sylvia?

Theater
11
März 2006
Edward Albee

Die Ziege oder Wer ist Sylvia?

Theater
30
März 2006
Edward Albee

Die Ziege oder Wer ist Sylvia?

Theater
Regie Gilbert Mieroph
05
April 2006
Edward Albee

Die Ziege oder Wer ist Sylvia?

Theater
Regie Hanfried Schüttler
Theater Theater Sommerhaus, Sommerhausen
06
Oktober 2006
Edward Albee

Die Ziege oder Wer ist Sylvia?

Theater
Regie Burghart Klaußner
Theater Schauspielhaus Bochum, Bochum
14
Oktober 2006
Edward Albee

Die Ziege oder Wer ist Sylvia?

Theater
Theater Theater Dortmund, Dortmund
27
Januar 2007
Edward Albee

Die Ziege oder Wer ist Sylvia?

Theater
Regie Verena Plümer
Theater Theater Koblenz, Koblenz
27
Januar 2008
Edward Albee

Die Ziege oder Wer ist Sylvia?

Theater
Regie Oliver Haffner
Theater Pfalztheater Kaiserslautern, Kaiserslautern
27
November 2008
Edward Albee

Die Ziege oder Wer ist Sylvia?

Theater
Regie Tatjana Rese
12
Dezember 2008
Edward Albee

Die Ziege oder Wer ist Sylvia?

Theater
Regie Claus Tröger
05
Dezember 2009
Edward Albee

Die Ziege oder Wer ist Sylvia?

Theater
Regie Henner Kallmeyer
15
Januar 2010
Edward Albee

Die Ziege oder Wer ist Sylvia?

Theater
Regie Christian Stückl
Theater a.gon Theater GmbH, München
19
Juni 2010
Edward Albee

Die Ziege oder Wer ist Sylvia?

Theater
Regie Karin Bares
Theater Landestheater Coburg, Coburg
11
Mai 2013
Edward Albee

Die Ziege oder Wer ist Sylvia?

Theater
Regie Marcus Ganser
01
Juni 2013
Edward Albee

Die Ziege oder Wer ist Sylvia?

Theater
Regie Marcus Ganser
18
Oktober 2014
Edward Albee

Die Ziege oder Wer ist Sylvia?

Theater
Regie Tobias Sosinka
01
November 2014
Edward Albee

Die Ziege oder Wer ist Sylvia?

Theater
Regie Verena Schopper
Theater Verein Staatstheater, Innsbruck
26
März 2016
Edward Albee

Die Ziege oder Wer ist Sylvia?

Theater
Theater theater ... und so fort, München
21
Oktober 2016
Edward Albee

Die Ziege oder Wer ist Sylvia?

Theater
Regie Murat Yeginer
Theater Theater Ulm, Ulm
14
Oktober 2017
Edward Albee

Die Ziege oder Wer ist Sylvia?

Theater
Theater TAT Kreativ-Akademie, Feldkirchen-Westerham
24
März 2018
Edward Albee

Die Ziege oder Wer ist Sylvia?

Theater
Regie Leonard Beck

Weitere Stücke

Alle Stücke
Theater
Edward Albee

Der Mann, der drei Arme hatte

1 D, 2 H, 1 Dek

Sie hatten viele Berühmtheiten da: Albert Einstein, Paul Tillich, Dylan Thomas, Robert Frost. Seit 33 Jahren läuft die Vortragsreihe "Männer über Männer", und nur selten passiert den Veranstaltern ein Lapsus wie der, einen bereits verstorbenen Prominenten einzuladen. Der 231. Vortrag steht an: Der Mann, der drei Arme hatte, ist zu Gast. Eine Sensation, zumindest eine gewesene. Er muss sich in Fahrt reden, doch wenn er dann erzählt, ist er kaum zu bremsen. Seine Wut ist immens. Wut über die immer gleichen Empfänge, Wut über das Beäugtwerden. "Sie sind ein Missgeschick der Natur.", zischte ihm ausgerechnet ein Priester zu. Sein Resultat aus der Bekanntschaft mit der Welt ist schroffer Defätismus: das Leben ist nutzlos.
Schließlich erzählt er doch noch von seiner Laufbahn als abnorme Attraktion. Er wollte nichts weiter als den "amerikanischen Traum" leben, einfach und glücklich: ein Haus, eine Frau, Kinder, Karriere. Und er hatte es erreicht - bis ihm der dritte Arm wuchs. Der macht ihn zwar berühmt, aber schnell lernt er auch die Schattenseite der Publicity kennen. Ein (Spießruten)Lauf durch Hörsäle und Talkshows stärkt zwar sein Ego, jedoch so sehr, dass ihn seine Frau verläßt. Alles geht schief. Sein Agent betrügt ihn, er steht mit horrenden Schulden da. Als wollte auch er ihn verhöhnen, zieht sich der dritte Arm zurück. Am Tiefpunkt seiner Laufbahn - hier und jetzt als abgehalfterte Prominenz - beschimpft er zutiefst verzweifelt das Publikum, das ihn als Monstrum verehrte, jetzt aber fallen lässt.

Albees Selbstanalyse - früh als genialer Autor gefeiert, misslang ihm danach zunächst ein Stück nach dem anderen - gemahnt an den Voyeurismus der heutigen "Superstar"-Epoche.

Theater
Edward Albee

Alles vorbei

Deutsch von Pinkas Braun
4 D, 6 H, 1 Dek

Ein Mann liegt im Sterben. Seine Ehefrau, die beiden erwachsenen Kinder, seine langjährige Geliebte und sein bester Freund, wiederum ein Ex-Liebhaber seiner Frau, haben sich im Zimmer versammelt - eine explosive Konstellation in einem tragischen Moment. Doch anders als man meinen sollte, wissen die beiden Frauen die Distanz zu wahren, sie verstehen sich sogar ausnehmend gut. Nur in dem Punkt, wer über die Beerdigungszeremonie bestimmen darf, sind sie uneinig. Ansonsten herrscht in Erwartung des Todes nüchterne Gelassenheit vor. Ganz anders als bei dem Sohn und der Tochter, die ein "Leben in Abwehrstellung" führen: Konfrontiert mit dem Vorwurf, es nur zu einer unbedeutenden, nichtssagenden Existenz gebracht zu haben, ist ihre Stimmung gereizt, mitunter aggressiv. Sie sehnen das Ableben des Vaters herbei. Endlich würden sich die Familienbande lösen, endlich wären sie frei. Womöglich hätte auch die "Sitte des Hauses", dass man am Ende eines Streits immer an den Ausgangspunkt zurückkehrt, ein Ende.
Verdammt zum Nichtstun, rekapitulieren die Versammelten Abschnitte ihres Lebens, beiläufig die einen, erregt bis zum Verstummen die anderen: der beste Freund, der seine Frau in die Psychiatrie einweisen ließ; die Geliebte, die sich nach den Ritualen, wie sie eine Ehefrau erlebt, sehnte; die Tochter, die von ihrem Mann geschlagen wird. Je länger das Sterben dauert, desto stärker wird auch die Angst vor der Endgültigkeit. Dagegen reden sie an, bis die Ehefrau die erdrückende Fatalität in ein echtes Gefühl zu verwandeln mag.

Theater
Edward Albee

Malcolm

Deutsch von Pinkas Braun
4 D, 11 H, Verwandlungsdek

Seit Monaten wartet Malcolm vor der Bank eines Hotels auf seinen verschwundenen Vater. Er ist jung, schön, unbedarft und wie ein Schwamm, der alles aufsaugt, ohne es zu hinterfragen. Die perfekte Projektionsfläche für Wünsche aller Art. Cox, Spielmacher und Mitspieler in einem, reicht ihn herum. Malcolm hat überall Erfolg: beim uralten Kermit und seiner Frau Laureen; bei den reichen Girads; bei der Nutte Ethel, der Malerin Eloisa und dem Showstar Melba. Sie machen sich ein Bild von ihm, und er spielt bedingungslos mit. Für Mdme Girard, flankiert von vier Schönheitskönigen, ist er der neue Prinz. Eloisa hält ihn nicht nur für das schönste Modell, sondern lässt ihn auch gemeinsam mit ihrem Mann Jerome durch die Betten von Jazz-Musikern wandern. Das Portrait von ihm bringt ihr eine hohe Summe ein. Jerome erzielt mit dem Verkauf des "Originals" Malcolm weitaus weniger. Malcolm versteht diese Welt nicht. Er schreit nach seinem Vater. "Was soll aus mir werden?"
Melba bietet ihm die endgültige Antwort auf diese Frage. Sie macht den 15jährigen zu ihrem Mann, während die anderen sich streiten und neue Konstellationen bilden. Malcolm wird immer dünner, ausgezehrt vom Liebesspiel. Der Arzt diagnostiziert eine akute Alkoholvergiftung und sexuelle Hyperästhesie. Er stirbt. "Wir haben uns bemüht", sagen die, die nach seinen Bedürfnissen nie gefragt haben.

Ist man verloren, hängt man sich an alles. Albee geht ins Extrem, um über Menschen zu erzählen, die nicht wissen, woher und wohin und für die die Frage nach dem Sinn allein die Frage nach der Befriedigung von Wünschen ist. Egoistische Leidenschaft, der Mensch als Objekt - Oscar Wildes "Dorian Gray" ist nicht weit entfernt.

DSE Frei
Theater
Edward Albee

Me, Myself and I

Deutsch von Michael Walter
2 D, 3 H, St

Im neuesten Stück von Edward Albee geht es um Identität und Selbst, um Abhängigkeiten und Unabhängigkeit im Kontext von Familie. Und der Altmeister hatte ganz offensichtlich Spaß beim Schreiben dieses absurden Stücks, mit dem er seine Zuschauer reichlich verwirrt.
Kein Albee-Familienstück ohne die Figur der unaufmerksamen, nachlässigen Mutter. Die Mutter in Me, Myself and I hat achtundzwanzigjährige eineiige Zwillinge, die sie nicht auseinanderhalten kann. Was sicher nicht nur, aber vielleicht auch daran liegt, dass sie beide Otto heißen, obwohl einer OTTO (laut) ist und der andere otto (leise). Der Vater der Zwillinge hat sich direkt nach ihrer Geburt aus der Familie verabschiedet und ist seitdem verschollen. Kurz danach ist der Mann, der einfach als „Dr.“ bekannt ist, in Mutters Leben und Bett aufgetaucht – als ihr Psychiater? - und seitdem nicht von dort gewichen.

Zu Beginn des Stücks verkündet der Großbuchstaben-Otto, der laute Otto, dass er zwei Dinge beschlossen hat, nämlich dass er Chinese wird – denn die Zukunft liegt im Asien und er will daran teilhaben – und dass sein Bruder nicht mehr existiert. Verständlicherweise ist die Familie von diesen Aussagen beunruhigt, allen voran Kleinbuchstaben-Otto, dem seine Negierung Kummer macht. OTTO hat leichtes Spiel, seine Mutter davon zu überzeugen, dass einer ihrer Söhne nur in ihrer Einbildung existiert…

Digitales Textbuch