Thomas Perle

karpatenflecken
Gewinnerstück des Retzhofer Dramapreises 2019
3 D, 2 H
UA: 10.12.2021 · Deutsches Theater Berlin · Regie: András Dömötör
Thomas Perle gehört einer Minderheit an, oder eigentlich zweien. Er wurde in Rumänien als Nachfahre der im 18. Jahrhundert aus dem Salzkammergut und Tirol eingewanderten „teitschen“ Bevölkerung geboren. Als seine Familie 1991 nach Deutschland zog, war er wieder Teil einer Minderheit, die nun schon immer zur Mehrheit gehört haben sollte: „Bekennen Sie sich zum Deutschtum?“ wurde bei der Einwanderung gefragt.

karpatenflecken stellt drei Frauen aus drei Generationen in den Mittelpunkt eines großen Geschichtspanoramas, das von einem kleinen Flecken Erde in den rumänischen Waldkarpaten seinen Ausgangspunkt nimmt. Die Großmutter Margarethe, ihre Tochter und ihre Enkelin werden über politische, geographische und sprachliche Grenzen hinweg durch die Geschichte des 20. und 21. Jahrhunderts getrieben. Thomas Perle, der zu den nicht mehr sehr zahlreichen Menschen gehört, die das aus dem Altösterreichischen, Rumänischen, Ungarischen und Jiddischen amalgamierte Zipserisch sprechen, hat ein unsentimentales Stück geschrieben, das mit all diesen Sprachen vertraut ist. Wie Politik Sprachen formt und ihre Grenzen und Bedeutungen verschiebt, und wie viel Eigen-Sinn dennoch in den Sprachen aufgehoben ist, davon weiß karpatenflecken zu erzählen, und von einem kleinen Flecken auf der Landkarte, den man Europa nennen könnte.
(Ankündigung des Burgtheater Wien)

2019 hat Thomas Perle mit karpatenflecken den Retzhofer Dramapreis gewonnen.

Übersetzt in: Hungarian, Italian, Romanian