Edward Albee

Malcolm
Stück in 2 Akten
Nach dem gleichnamigen Roman von James Purdy
(Malcolm)
Deutsch von Pinkas Braun
4 D, 11 H, Verwandlungsdek
DSE: 26.11.1969 · Württembergische Landesbühne, Esslingen
Seit Monaten wartet Malcolm vor der Bank eines Hotels auf seinen verschwundenen Vater. Er ist jung, schön, unbedarft und wie ein Schwamm, der alles aufsaugt, ohne es zu hinterfragen. Die perfekte Projektionsfläche für Wünsche aller Art. Cox, Spielmacher und Mitspieler in einem, reicht ihn herum. Malcolm hat überall Erfolg: beim uralten Kermit und seiner Frau Laureen; bei den reichen Girads; bei der Nutte Ethel, der Malerin Eloisa und dem Showstar Melba. Sie machen sich ein Bild von ihm, und er spielt bedingungslos mit. Für Mdme Girard, flankiert von vier Schönheitskönigen, ist er der neue Prinz. Eloisa hält ihn nicht nur für das schönste Modell, sondern lässt ihn auch gemeinsam mit ihrem Mann Jerome durch die Betten von Jazz-Musikern wandern. Das Portrait von ihm bringt ihr eine hohe Summe ein. Jerome erzielt mit dem Verkauf des "Originals" Malcolm weitaus weniger. Malcolm versteht diese Welt nicht. Er schreit nach seinem Vater. "Was soll aus mir werden?"
Melba bietet ihm die endgültige Antwort auf diese Frage. Sie macht den 15jährigen zu ihrem Mann, während die anderen sich streiten und neue Konstellationen bilden. Malcolm wird immer dünner, ausgezehrt vom Liebesspiel. Der Arzt diagnostiziert eine akute Alkoholvergiftung und sexuelle Hyperästhesie. Er stirbt. "Wir haben uns bemüht", sagen die, die nach seinen Bedürfnissen nie gefragt haben.

Ist man verloren, hängt man sich an alles. Albee geht ins Extrem, um über Menschen zu erzählen, die nicht wissen, woher und wohin und für die die Frage nach dem Sinn allein die Frage nach der Befriedigung von Wünschen ist. Egoistische Leidenschaft, der Mensch als Objekt - Oscar Wildes "Dorian Gray" ist nicht weit entfernt.